Redensarten – Adventskalender – Woche 1

24 Tage Bonusmaterial zu den Büchern

Am Rockzipfel – Redensarten rund um Kleidung und Stoff
Verflixt und Zugenäht – Textile Redensarten gesammelt und erklärt

 

tag1

Strohwitwe und Strohwitwer

Die Strohwitwe wird schon im Frauenzimmerlexikon von 1715 erklärt: »heisset man aus scherz derjenigen männer abwesend sind.« Strohwitwe oder Strohwitwer sein bedeutet eigentlich, zur Zeit sein Strohbett nicht mit dem anderen zu teilen. Früher bestanden die Matratzen aus Stroh, das sehr viel günstiger zu haben war als weiche Füllungen aus Wolle oder Haar.

(Am Rockzipfel, S. 109)

Macht es euch mit einem Adventstee gemütlich, ob mit oder ohne Gesellschaft. Jeden Tag wird ein neues Türchen freigeschaltet, schaut also morgen wieder vorbei! (Einen ähnlichen Adventskalender gab es 2015, dort findet ihr noch mehr Schnipsel).

 

tag2

Grün und Blau trägt Kaspars Frau

Dieser Spruch, auch mit dem Zusatz »noch ein bisschen gelber geht der Kasper selber« war früher als Moderatschlag beliebt. Angeblich beißen sich Grün, Blau und Gelb als Kleidungskombination. Etwas weniger kategorisch heißt es auf Englisch Blue and green should never be seen unless there‘s something in between – Blau und Grün sind okay, wenn noch etwas dazwischen liegt. Die Engländer haben ohnehin gern Regeln für Farbkombinationen. No brown in town zum Beispiel bezieht sich auf die Gewohnheit der Upper-Class, in der Stadt nur schwarze Schuhe zu tragen.

In Deutschland kam in den 1980er Jahren die Variante Grün und Blau schmückt die Sau auf, damit spielt eine Strophe aus dem Lied »Delmenhorst« von Elements of Crime:

»Ich hab jetzt Sachen an, die du nicht magst
Und die sind immer grün und blau
Ob ich wirklich Sport betreibe
Interessiert hier keine Sau.«

(Aus: Am Rockzipfel, S. 92)

 

tag3

Textile Wortspiele

auf Twitter gefunden

mangel leine

 

tag4

Manschetten haben

Das Wort Manschette kommt vom französischen manche für Ärmel und bezeichnet den unteren Ärmelabschluss. Manschetten waren bei wohlhabenden Männern bis 1800 sehr auffallend geschmückt, oft fielen mehrere Lagen feine weiße Spitze weit über die Finger. So gezierte Hände waren sehr viel weniger willens und in der Lage, sich einer handfesten Auseinandersetzung zu stellen als Arme, deren Ärmel hochgekrempelt und kampfbereit waren. Die feinen Herren ›hatten Manschetten‹ – sie mussten Grobheiten aus dem Weg gehen und waren nicht so wehrhaft. Später konnte man jemandem Manschetten machen, indem man ihm Angst einjagte, manchmal steigerte sich die Angst auch bis zum Manschettenfieber.

(Aus: Am Rockzipfel)

portrait manAusschnitt: Portrait eines Mannes, 1625, Rijksmuseum

 

tag5

Schabracke

twitter schabracke

 

Eine Schabracke ist eigentlich eine Überlegdecke für Pferde. Bekannt sind die bunt gezackten oder mit Troddeln versehenen Schmuckdecken der Pferde bei mittelalterlichen Ritterturnieren. Im Einrichtungsbedarf wird der obere Schmuckteil eines Vorhangs Schabracke genannt. Das Schimpfwort ›alte Schabracke‹ war lange Zeit nur auf ältere Frauen gemünzt, das scheint sich aber gerade zu ändern. Das Magazin Focus übersetzt Worte des britischen Schauspielers Rupert Everett zu seinem Alterungsprozess so: »Ich war am Montag noch eine verrückte Sex-Schlampe und am Dienstag schon eine alte Schabracke.«

(Aus: Am Rockzipfel)

 

tag6

Überraschung zum Nikolaus

In einem französischen Stoffmusterbuch von 1863 hat jemand herumgekritzelt, vielleicht aus Langeweile. Das ist doch ganz klar ein Nikolaus, oder?

 

 

tag7

Hattet ihr gestern am Nikolaus Geschenke in den Schuhen? In meiner Kindheit war das in unserer Familie anders. Wir erwarteten den Nikolaus erst in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember, also einen Tag später. „Der kommt erst am Nikolaustag“ sagte mein Vater. Dass überall um uns herum die anderen Kindern schon längst gefüllte Stiefel hatten und mit ihren Süßigkeiten in die Schule kamen, focht uns nicht an. Wir fanden die alle komisch und ahnungslos. Selbstverständlich hatte mein Vater recht. Ob das wohl ein Alleingang von ihm war, oder ob es noch andere Familien gab, die das so machten? Ich weiß es nicht. Ich habe die Tradition auch nicht fortgeführt, bei uns stehen die Schuhe nun wie bei allen schon am 5. vor der Tür.

»Man muss sich nicht jeden Schuh anziehen, der einem hingestellt wird.«

Image taken from page 84 of 'Poetical Sketches of Scarborough [By J. P., i.e. J. B. Papworth, W., i.e. F. Wrangham, and W. Combe]: illustrated by twenty-one engravings ... coloured from original designs, made ... by J. Green, and etched by T. Rowlandson.

»Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an.«

 

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6 Kommentare

  1. Hm, Schabracke kenne ich heutzutage aber auch als Name für recht steife Einlagen beim Taschennähen: Decovil und Decovil light, zum Beispiel, oder S320 von Freudenberg werden auch als Schabracken bezeichnet. lg, Gabi

    • Ja, das hängt mit der Vorhang-Schabracke zusammen. Dafür braucht man solche sehr steife Einlagen. Ich hatte auch mal Schabracken-Einlagen, auf denen das Muster für den „Vorhang-Vorbau“ schon eingezeichnet war, z.B. eine Wellenkante. Ich hatte überlegt, diese Nähinfo mit in das Buch zu nehmen, wäre aber wohl zu nerdig gewesen.

      • Ah! Danke für die weitere Erhellung! Die Info im Buch hätte ich nicht zu näh-nerdig gefunden, aber ich bin vielleicht schon zu spezielles Zielpublikum… lg, Gabi

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