Stoffspielerei: Improvisation mit Stoffresten

Heute ist wieder Termin für die Stoffspielerei*,  Nahtzugabe ist mit dem Thema „Stoffreste“ Gastgeberin. Dafür habe ich zwei Quilt-Projekte aus meiner Funduskiste geholt.

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Vor Jahren schon wollte ich nach einem Quiltspotting (Quilts in Filmen) das Pineapple-Muster versuchen. Ausgehend von einem Quadrat näht man viele schmale Stoffstreifen abwechselnd über Eck. Ich habe mich für je eine Reihe bunte und eine Reihe dunkle Stoffstreifen entschieden.

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Wenn man es nicht so genau haben muss, kann man nach Augenmaß arbeiten und braucht nicht mehr groß nachzudenken.

Links die Variante fand ich nicht so gut, da waren mir die Streifen zu breit. Rechts gefällt mir aber, das wird nun auf das rote Kissen appliziert.

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Das freie Variieren eines Grundmusters führt mich zu einem tollen Buch, das ich sehr empfehlen kann:

Sherri Lynn Wood, The Improv Handbook for Modern Quilters. Sherris Improvisationsrezepte habe ich ja früher schon probiert (z.B.  Floating Squares oder Stimmungsquilt). Von damals stammen auch noch sehr viele Streifen aus Stoffresten. Ich hatte alle Reste nach Breite sortiert und dann jeweils zusammengenäht.

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Doch wie nun weiter? Ich nahm mir das Kapitel „Doodle“ aus Sherris Buch vor, da näht man Stoffstücke zusammen, als ob man bei einem Telefongespräch nebenher auf einen Block kritzelt. Irgendwo mit einer Grundform (Quadrat, Dreieck etc.) anfangen und dann intuitiv Teile daran setzen, mit anderen Grundformen variieren. Bei sehr bunten Stoffresten rät Sherri zu einem einfarbigen Stoff als Ergänzung.

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Daran habe ich nun eine halbe Nacht herumgekritzelt, und Ausschnitte finde ich auch ganz gut, aber ingesamt?

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Im Buch gibt es jedenfalls auch eine ganze Menge Motivation, nicht so streng mit sich zu sein und den inneren Zensor zu überwinden.

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Ich lasse das jetzt erst einmal liegen und schaue später wieder drauf.

Lucy hat sich ebenfalls mit Sherris Ideen beschäftigt, außerdem zeigt sie, wie man ganz schnell eine kleine Börse nähen kann – schaut mal nach, was sie und andere mit Stoffresten gemacht haben. Danke für das Sammeln der Links!

Weil die Sonntagstermine im Dezember so ungünstig liegen, ist die nächste Stoffspielerei erst wieder Ende Januar, am 29. 1. 2017. Dann ist Ines  (Nähzimmerplaudereien) mit dem Thema „Ecken und Kanten“ Gastgeberin – falls jemand von euch auch einmal einen Sonntagstermin übernehmen möchtet, meldet euch gern bei mir!

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Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

8 Kommentare

  1. Oh warst Du fleißig! Das feine Pineapple-Muster sieht sehr schön aus! Und die große Patchworkfläche – eigentlich die Idealvorstellung von Patchwork. Wenn man an die Geschichte des Patchwork denkt, wie die Amish wirklich ihre Reste verarbeitet haben. Bei ihnen war aber durch die nicht so große Vielfalt der Stoffe die Farbpalette geringer. (Hast Du eigentlich mal darüber einen Post geschrieben?) Da haben wir es ja nicht unbedingt leichter…
    Liebe Grüße
    Ines

    • Über Amish noch nicht, aber die Gees Bend Quilts waren schon öfter Thema, die finde ich auch so schön – obwohl frei zusammengestückelt.

  2. Die Pineapplemuster sind ja wieder verblüffend einfach zu nähen, dabei schaut das kompliziert aus und zieht einen geradezu magisch ins Zentrum.
    Die ganz freien Quilts brauchen einfacherhalber schon einen Grundgedanken und ein Gerüst, sonst zerfasert das zu sehr. Mit einem guten Bauchgefühl für Farben und Strukturen mag das aber schon ohne gehen, Sherri zeigt das ja gut.
    Ich bin gespannt wohin dich der Weg bei der Improvisation bringt- ob du einen der optischen Reize nochmal bewusster in Variationen bringst um einen Rhythmus zu finden.

  3. Der Effekt der Pineapple-Technik ist ja wirklich verblüffend; deine Version mit dem Schwarz finde ich sehr gelungen. Für das große Projekt aus den vielen kleinen Stücken hätte ich keinen Mut aber das ist ja bei dir anders. Den fertigen Quitt bekommen wir dann sicherlich einmal zu sehen.
    LG
    Siebensachen

  4. Das Ananasmuster finde ich sehr schön und ich glaube, nur wenn es so dünnen Streifen sind, heißt es so.Sagt jedenfalls mein altes Buch.Auf dem roten Kissen sieht es grandios aus! Das wilde Patchwork kann ich mir fast aus allem vorstellen. Bei deinen Stücken, glaube ich, dass die hellen Unistoffe ungünstig sind.Das Auge fokusiert immer die hellen Stellen und nimmt deshalb eine seltsame Struktur auf. Wenn uni in dunkel, gehen die Augen zu den farbigen Resten und ich denke, dann kommt die Idee viel besser raus. Die Vielfalt des Aneinandernähens,ist gigantisch.
    viele Grüße Karen

  5. Oh, die Pineapple-Teile finde ich toll, die haben fast ein bisschen was Fraktales. Ich verstehe Deine Bedenken zu den sehr „scrappy“ Quilts, meine innere Zensorin schreit schon laut, wenn ich nur an sowas denke! (Vielleicht bin ich aber auch zu ordentlich und grafisch veranlagt.) Mir gefiel die Idee, die bei Lucy in den Kommentaren aufkam, die Improvisation wie beim Jazz zu begreifen, und ähnliche Motive zu wiederholen. Das finde ich ein spannendes Feld, das mich sehr reizt. Danke auch für den Buchtipp! lg, Gabi

  6. Interessante Projekte und mutig ran gewagt. Das Ananasmuster ist sehr gelungen. Obwohl ich häufig Patchwork nähe bin ich dazu noch nicht vorgedrungen. Es gibt so viele spannende Techniken.
    Für Zufallsmuster wähle ich sicherheitshalber immer eine eingeschränkte Farbpalette und lasse Farben weg, die ich nicht mag. Eine Stoffwahl lasse ich auch gerne mal liegen und betrachte mir alles noch mal mit Tageslicht. Karens Anregung kann ich gut nachvollziehen. Manche Experimente brauchen Zeit und dann kommt eine Farbanregung, ein Bild oder irgend was und es fügt sich. Ich bin gespannt.
    LG Ute

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