Kurzwaren Nummer 23 Ausstellungsberichte und mehr

weben handtuchHandtuch handgewebt

1. Textile Art

Ein Häuschen mit Zaun in einer Steppe – das sehe ich in diesem Tuch, gekauft auf der Messe Textile Art in Berlin, und zwar bei der Mitmachaktion „Weben wie in Westafrika mit Ibrahim und Koho von der Elfenbeinküste“. Das Küchentuch, zusammengenäht aus drei Webbahnen, hängt nun bei mir als Kunst an der Wand.

Ebenfalls auf der Textile Art dabei:  Stefanie Gruber mit gestickten und applizierten Stoffbildern,  deren Entstehung man auf ihrem Blog nachvollziehen kann .

stefanie gruber

Beim Stand eines privaten Museums für textile Kunst in Hannover gefielen mir vor allem die Kleidungstücke aus antiken Tischdecken auf, die die Inhaberin und Modedesignerin Erika Knoop schneidert. Frau Knoop sucht auch noch Interessenten, die die Sammlung ihres Museums übernehmen würden.

tischdecken kleider

Bei dem Afghanischen Stickprojekt habe ich auch wieder zugeschlagen – links ein Dampfkochtopf, aber rechts? Ein Küchengerät, über das man (wie schon auf Instagram) nur spekulieren kann.

instasuschnajuni

Gudrun Leitners großes Wandbild aus Stoff sprang sofort ins Auge.

gundrun leitner 1

Auf ihrer Webseite ist ihre spezielle Applikationstechnik im Detail zu sehen. Diese vermummten Köpfe sind ebenfalls von ihr:

gudrun leitner 2

 

2. Frauen und Kopfbedeckungen

Um Verhüllungen geht es auch in der Sonderausstellung „Cherchez la femme“ im Jüdischen Museum Berlin (noch bis 27. 8. 2017).  Die Bedeutung weiblicher Kopfbedeckungen wird für alle Glaubensrichtungen thematisiert.  Sehr gut und übersichtlich gemacht!

Unter anderem kam für mich mehr Licht ins Dunkel zu meiner Beobachtung über die Mode  jüdisch-orthodoxe Frauen in New York.  Ich schrieb damals: „Die oft erstaunlich jungen Mütter bedeckten ihr eigenes Haar mit Perücken und trugen insgesamt einen Look, der betont an die 50ties erinnerte“.

cherchez la femme 1

Die Sache mit der Perücken zeigt das Museum genau und erwähnt auch die modische Variante, die es der Chabad-Bewegung zurechnet. Das sind für Außenstehende natürlich undurchschaubare Welten, und so geht es Menschen wie mir, die aus einem christlichen Kulturkreis kommen, auch mit dem Islam.  In der Ausstellung heißt es zum Hijab: „Am Stil der Kopfbedeckung lassen sich ethnische Herkunft und religiöse Orientierung innerhalb des Islam ablesen. Auch Familienstand, Bildungsgrad und die persönliche Auslegung der heiligen Schriften können Eingeweihte am Kopftuch erkennen“.  In Berlin fallen mir viele Varianten des islamischen Kopftuchs auf, aber dekodieren kann ich sie nicht.

cherchez la femmeVerhüllungen durch alle Religionen hindurch

Was mir in der Ausstellung nicht gefallen hat, war die prominente Wiederholung einer Legende: Angeblich wurde im letzten Sommer an einem Strand in Nizza eine verhüllte Frau von bewaffneten Polizisten gezwungen, mehr nackte Haut zu zeigen. Ob die Geschichte überhaupt stimmt oder nicht vielleicht sogar inszeniert war, ist nie aufgeklärt worden. Das Burkini-Verbot wurde außerdem sofort vom obersten Gericht in Frankreich gekippt.  Diese Klischees hätten in einer so guten Ausstellung daher nicht verfestigt werden sollen.

 

3. Ausstellungshinweise

Neue Ausstellungen im deutschsprachigen Raum:

Dazu die bereits in  den letzten Kurznachrichten aufgelistete Ausstellungen im deutschsprachigen Raum:

Zur Ausstellung „Glanz und Grauen“ in Augsburg hat KaZe gerade in ihrem Blog berichtet. Über Münchens Divine X Design schreibt Siebensachen. In Heidelberg bei der Quiltausstellung Color Improvisations 2  war Redwork in Germany.

 

4. Filmtipp

Richtig schön, vielleicht ja auch bei euch noch im Kino: Dries, Doku über den Modedesigner Dries van Noten. Nahtzugabe hat den Film besprochen.

 

5. Neugründungen

Wenn ihr einen Kunstkurs sucht oder selber einen anbieten wollt, könnt ihr euch die neue Webseite Finde-deinen-Malkurs ansehen. Das Paar dahinter kenne ich, die Idee finde ich sehr gut. Die beiden suchen ausdrücklich auch Anbieter für Kurse zu textilem Gestalten.

Noch eine gute Idee: Der gerade in Berlin gegründete Verein Bis es mir vom Leibe fällt e.V.  kümmert sich um den kreativen Umgang mit gebrauchten Textilien. Es gibt Workshops, eine offene Reparaturwerkstatt und Kleidersprechstunde, neue Mitglieder sind sehr erwünscht.

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Allen ein schönes Wochenende!

5 Kommentare

  1. Wow, so viele Ausstellungen, so viel Zeit hätte ich gerne, die alle anzusehen. Schön, dein Haus in der Steppe am Handtuch an der Wand. Ich hab’s auch endlich geschafft und meinen (wieder mal viel zu ausführlichen, aber ich kann nicht anders) Bericht über die Textile Art fertiggestellt. Uff. Jetzt kann ich mich endlich wieder profaneren Dingen (Gewerkeltem) widmen. Auch Dir ein schönes Wochenende! lg, Gabi

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