Gerade bereite ich einen Vortrag zum Thema Textilherstellung – Männer – Frauen vor. Falls ihr im Bremer Raum seid und am Donnerstag 7. 9. um 16:30 Zeit habt, kommt gern zu der Veranstaltung ins Museum Köksch und Qualm.
Mein Plan ist es, von der Urzeit bis heute durch die Geschichte der Textilproduktion zu wandern und immer wieder zu überprüfen: Haben das alles Frauen gemacht?
Der bärtige Mann mit Spinnrocken taugt leider nicht zum Beweis, ob Spinnen in der Antike auch Männersache war, im Gegenteil. Das ist nämlich nicht irgendein Arbeiter, sondern der antike Held Herkules (= griechisch Herakles), Sohn des Zeus. Er wird in einer Phase seines Lebens gezeigt, in der er sich komplett einer Frau unterworfen hatte. Der Halbgott musste, so geht die Sage, bei der Königin Omphale als Sklave arbeiten. Die beiden verliebten sich und heirateten. Herkules ging es bei Omphale so gut, dass er in „weibische Wollust“ versank, Frauenkleider trug und Wolle spann .
Version aus dem 17. Jahrhundert, Herkules mit Zöpfen und Mieder:
In der folgenden Variante verdient der Held den Titel „Historical Hottie“, oder? :
Laut Sage übernahm Omphale vom weiblich geschmückten Herkules im Gegenzug dessen Löwenfell und Knüppel.
Lucas Cranach d.Ältere hat die Szene des spinnenden Herkules in Frauentracht auch mehrfach dargestellt. Der Maler zeigt die Personen in der Kleidung seiner Zeit, der Renaissance.
Herkules wird ein Tuch zur Haube gebunden, Zeichen der ehrbaren Ehefrau. Die jungen Damen bringen ihm auch das Spinnen bei.
In einer anderen Version (unten) scheint Herkules das alles noch deutlicher zu gefallen. Die Szenen warnen nicht nur vor Liebe und Leidenschaft, sondern auch vor Schmeichlern und falschen Freunden am Hofe, die einlullen und verführen.
nach 1537
Auf dem Bild ist ein interessantes Kleidungsdetail gut zu erkennen: Herkules Kragen läßt die vielen feinen Falten des weißen Hemdes in einem deutlichen Rüschenrand enden. Dieser gefältete Rand der Leinenhemden um 1500 wurde im Lauf der Zeit immer breiter, bis hin zu den bekannten Wagenrad-Halskrausen.
(Falls ihr euch schon einmal gefragt habt, wie es eigentlich zu dieser irren Mode kommen konnte.)
Soweit mein kleines Lebenszeichen aus der Welt der spannenden Textilrecherchen. Wer weiß, vielleicht hat jemand aus dem Bremer Raum Zeit und Lust auf einen Besuch im Museum mit weiteren Geschichten zum Thema. Ich würde mich freuen!
Handarbeit = Frauensache?
Donnerstag 7. 9. 17 um 16:30
Museum Köksch un Qualm
Stader Landstr. 46, 28719 Bremen
Tolle Idee zum Thema und viel Spaß beim Vortragen und wenn es gut läuft dort, gibt es sicher ein Stück Torte zur Belohnung.
Grüße von Carmen
Weisst Du, fruehere ‚Gender Zuweisungen‘ waeren mir ja relativ egal, denn das wird nun mal ‚vorbei, vergessen, altmodisch/unzeitgemaess‘ genannt, oder?
Aber wenn man mir 2017 kommt mit der Behauptung ‚wessen Zustaendigkeit‘ eine bestimmte Arbeit waere und DANN noch ‚gender‘ zur Begruendung aufgefuehrt wird, dann bekomme ich ueblicherweise aber sogar so etwas wie eine ‚Instant Daseinsform Umwandlung‘: naemlich zur Bestie ;-) :-D !