Plakatbilder an der Hauswand – Wie macht man ein Paste Up?

Paste Ups sind Teil der Street Art, so heißen Bilder auf Papier, die wie Tapeten an Hauswände geklebt werden. Je mehr dieser vergänglichen Wandbilder ich in Berlin und anderswo sah, desto öfter meldete sich der  Selbermachen!-Reflex in mir.  Online fand ich keine brauchbare Anleitung, daher probierte ich es einfach nach Gutdünken. Hier kommen meine Arbeitsschritte:

  • Zuerst muss man geeignete Vorlagen finden. Meine Quellen waren mal wieder die gemeinfreie Sammlung des Rijksmuseum und die Commons auf Flickr. Die Originaldateien sind dort oft mehrere MB groß, lassen sich also gut für große Ausdrucke nutzen.
  • Dann, falls nötig, die Datei mit einem Bildprogramm aufarbeiten (Helligkeit, Konstrast, Ausschnitt).
  • Kleine Motive kann man mit dem eigenen A4-Drucker ausdrucken und die einzelnen Blätter am Objekt zusammensetzen, so wie hier beim verschönerten Klingelhäuschen:

  • Größere Bahnen sollte man auf einem Plotter, d.h. einem Großdrucker, ausdrucken lassen. Großdrucker gibt es entweder online, z.B. preiswertplotten.de,  oder in entsprechenden Copyshops. Meine Bahnen hat ein befreundetes Architekturbüro für mich ausgedruckt. Das ist ganz normales Druckerpapier.
  • Die Plotter drucken in der Regel 90 cm breit, daher sollte man seine Bilder auf diese Breite anlegen. Die liegende Dame besteht aus 2 Bahnen, die später nebeneinander geklebt werden müssen. Die Aufteilung auf zwei Bahnen übernahm in meinem Fall das Druckerprogramm im Büro, evtl. muss man das aber mit einem Grafikprogramm selbst aufteilen.

  • Gegebenenfalls die auf das Papier ausgedruckten Motive ausschneiden, je nach Wunsch.
  • Tapetenkleister ansetzen (aus dem Baumarkt oder selbstgemacht) und die gequollene Paste mit einem großen Pinsel auf die Wand streichen. Stückweise von oben nach unten das Papier ankleben, wie bei einer Tapete. Die Druckerfarbe hält die Feuchtigkeit ganz gut aus, verwischt wider Erwarten kaum. Man sollte es mit dem Kleistern und Festdrücken aber nicht übertreiben.

Hält auch gut auf dem gerillten Blech des Garagentors.

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  • Das Paste Up mag keinen direkten Regen. So sah der strenge Herr nach 1 bzw. 2 Wochen Berliner Dauerregen aus.

  • Das Klingelhäuschen ist auch schon ziemlich ausgeblichen. (Der Klingelknopf war abgefallen, nun klebt ein Teddyauge als Ersatz drauf. Wer mich besucht, muss sich mir aufs Auge drücken:))
  • Die überdachten Plakate sind aber auch nach mehreren Wochen noch ganz gut in Ordnung.
  • Möchte man mehr Haltbarkeit, sollte man das Paste Up also geschützt aufkleben und evtl. noch mit einer Schutzschicht (Sprühdose, Acryl-„Elefantenhaut“ o.ä.) überziehen. Ich berichte hier, wie es mit dem Zustand meiner Wandbilder weitergeht. Nachtrag, Hinweis aus den Kommentaren: „Wasserfesten Holzleim mit in den Kleister mischen, dann halten die sich mitunter Jahre ohne abzublättern. Kommt natürlich immer noch auf das Papier an, je dünner, desto besser.“
  • Am besten hält das alles natürlich in Innenräumen, man könnte sich so seine eigene Fototapete entwerfen und drucken lassen.

Und nun noch ein bisschen zu den Motiven. Eigentlich hatte ich in den Bilddatenbanken nach streng suchenden Menschen geguckt. Sie sollten die dreisten Falschparker ermahnen, die uns täglich die Garagenausfahrt blockieren.  Am Ende gefiel mir aber diese gechillte Frau auf einem Sofa besser.

Sie hätte ruhig noch etwas größer ausfallen können.  Abschreckende Wirkung hat sie so oder so nicht, das konnte ich inzwischen schon feststellen. Dafür berichten mir Fußgänger, dass sie sich jedes Mal über die entspannte Dame freuen, wenn sie vorbeikommen. Das ist doch auch was wert!

Laut Modekupfer von 1698 zeigt sich die Dame in ihrer Morgenkleidung, dem sogenannten Deshabillé (Hauskleidung).

Ganz offensichtlich ist sie eine Verführerin. Erst in der Vergrößerung sieht man, dass sie in der Hand ein Männerporträt hält.

Auf ihre Schläfe hat sie ein kokettes Schönheitspflaster geklebt. (Mehr zu diesen Mouchen hier).

Der schwarze Fleck bei der strengen niederländischen Gräfin unten ist dagegen kein Samtschmuck, sondern ein Altersfleck.  Auch das sieht man erst in der Vergrößerung.

Die Medaillons stammen von Wenzel Hollar, einem böhmischen Zeichner und Kupferstecher im 17. Jahrhundert.

Das Bild unten stellt eine Künstlerin dar: Das Selbstporträt hat Anna Maria van Schurman 1633 gefertigt.

 

Diese Holländerin mit Mühlsteinkragen passte perfekt auf eine schon vorhandene runde Lampe.

Soweit meine Erfahrungen mit Paste-Ups. Macht Spaß! Solltet ihr dazu Ideen oder Tipps haben, teilt sie gern in den Kommentaren. Wie gesagt, es gibt kaum Anleitungen für diese Technik.

Erinnerung: Am kommenden Sonntag ist wieder Termin für die Stoffspielerei, Siebensachen lädt dazu ein. Thema: Von der Natur inspiriert.

 

10 Kommentare

  1. Deine Paste ups gefallen mir sehr, durch die „historischen“ Motive, entsteht so ein aus der Zeit gefallener Eindruck! Beste Grüße, Petra

  2. Das ist ja einen toller Post, ganz nach meinem Geschmack, weil er Textiles und Papier so herrlich vereint. Deine Idee, so etwas in privater Umgebung machen finde ich Klasse. Durch das Wetter iat auch ein Wechsel vorprogrammiert und man nicht 10 Jahre und mehr wie bei schlechten spraygeschichten damit leben muß.
    Als Vorbeilaüfer würde ich mich in jedem Fall freuen! (parkabschreckend müßte da wohl etwas anderes her, vielleicht kann man ihr noch eine freche Sprechblase ankleben!)
    Ich denke man könnte herausbekommen welcher Kleber an Plakatsäulen benutzt wird, die trotzen dem Regen recht gut.
    Viele grüße Karen

  3. Artikel und Bilder einfach Klasse!

    Das war der letzte Anstoß um es nun endlich auch mal in Groß zu probieren :-)

    Weiter tolle Ideen!!!

  4. Kleiner Tipp fürs nächste Mal: Wasserfesten Holzleim mit in den Kleister mischen, dann halten die sich mitunter Jahre ohne abzublättern. Kommt natürlich immer noch auf das Papier an, je dünner, desto besser.

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