Von Putsch bis Badenixe – Neues aus dem Berliner Leben #Gemeinfreitag

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Durch einen Tweet der Berliner ZLB wurd ich darauf aufmerksam, dass die Bibliothek weitere Ausgaben der Berliner Leben – Zeitschrift für Schönheit und Kunst digitalisiert hat. Das freut mich natürlich sehr. Stichprobenhaft habe ich kurz in die 1920er Jahre hineingeschaut und gleich einiges gefunden, das man weiter untersuchen müsste. Warum zum Beispiel wurde die Nr. 11 der Zeitschrift 1920 beschlagnahmt? Vielleicht weil die inhaltliche Ausrichtung auf einmal deutlich erotischer ist?

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1926 gibt es zwei Badenummern.

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Ein mutiges Zweigespann? Wegen der Pose oder der Badeanzüge?

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Parallelen zu heute habe ich auch gefunden. Bei „Militärische Bilder der Putsch-Regierung“ wird man angesichts der Ereignisse in der Türkei natürlich aufmerksam. Im März 1920 versuchten Teile der Reichswehr und andere Kräfte mit dem der Kapp-Putsch die Weimarer Republik zu stürzen – der Versuch dauerte nur 100 Stunden. Anders als die Putschbilder vom letzten Wochenende zeigen die liegenden Soldaten in Berlin nur eine „Mittagsrast auf dem Wilhelmsplatz“.

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Fortschrittliche Bilder aus Istanbul 1928, die Mädchen und Frauen sind ganz modern gekleidet.

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1928 heißt die Zeitschrift nun Frauen-Illustrierte und kümmert sich sehr fortschrittlich um Frauenfragen.

Vorschlag: Entlohnung hausfraulicher Arbeit

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Kinderkrippe „Eines der größten Probleme für die berufstätige Frau ist die Frage, was aus ihrem Kinde wird…“

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Ohne weiter in das Thema eingestiegen zu sein fällt doch auf, dass die Ausgaben in der 1920er Jahren erstaunlich freie und moderne Haltungen vermitteln. Kaum zu glauben, welch ein Rückschritt kurz darauf dann in der Nazizeit möglich war –  die Parallen zu heute gehen mir leider nicht aus dem Kopf.

Ich habe für diesen Bericht wirklich nur Stichproben aus den Ausgaben, hier noch Funde:

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In der Sammlung gibt es natürlich viel mehr zu sehen. Alle Bilder, auch in ihrer digitalen Form, hat die Bibliothek gemeinfrei gestellt, sie sind in der Public Domain. Danke dafür!

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Für Samstag noch ein TV-Tipp: Um 17:30 kommt als Retrofernsehen wieder ein Folge „Guter Rat am Zuschneidetisch“, das ist auf jeden Fall sehenswert (leider nicht in der Mediathek. Danke an Nahtzugabe/eine Leserin für den Hinweis).

Wer in der Nähe von Potsdam ist, könnte sich noch bis Sonntag in Potsdam die kleine Ausstellung „Uni-Form“ ansehen, mir hat sie sehr gut gefallen, Nahtzugabe hat darüber berichtet.

Allen ein Schönes Wochenende!

deko1

Unter #Gemeinfreitag stelle ich  Fundstücke aus der Public Domain vor.  Blogs wie „Textile Geschichten“ wären ohne historische Bilder nicht machbar. Ich bin davon abhängig, dass Bibliotheken,  Museen und Privatleute ihre Bilder zur Weiternutzung freigeben.  Die Idee stammt von Moritz Hoffmann. Dort kann man auch mehr darüber lesen, welche riesigen Schwierigkeiten das Urheberrecht für Historiker birgt.

7 Kommentare

  1. Vielen Dank für die wunderbaren Bilder aus den 20ern, an denen du uns teilhaben lässt. Die Sendung „Guter Rat…“ habe ich mir zweimal angesehen, aber so richtig genießen konnte ich sie leider nicht, da sie auf mich etwas holprig wirkte. Ich denke, wenn sie wirklich 10 Jahre gelaufen ist und in der Art der Präsentation sich nicht groß geändert hat, war sie am Ende wohl nicht mehr zeitgemäß. Aber interessant fand ich die beiden Folgen, die ich gesehen habe, allemal.

    • Ja, ich sollte vielleicht deutlicher machen, dass ich die Sendung gerade wegen der Holprigkeit so toll finde, so schön schräg. Wir haben hier sehr herzlich gelacht, über „Chemiefasercocktail“ und die Models, die nicht wissen, wohin mit sich. Aber nach dem fünften Mal ist das wahrscheinlich auch schon nicht mehr so lustig, mal sehen.

      • ich schau, glaube ich, ab und an nochmal rein, aber bewusst aufnehmen werde ich die sendung nicht – sie entbehrt nicht eines gewissen charmes…

  2. Ich glaube, dass der Mut beim Zweigespann an verhältnismäßig viel Bein und Ausschnitt, vor allem der jungen Frau rechts liegen könnte? Das Kinderheim im Warenhaus und die Schauspielerin (im kurzen Kleid) am Rudergerät finde ich sympathisch, aber so richtig lachen musste ich bei der Werbung für Gewichtszunahme! Die ist so herrlich formuliert, ein Traum! Ich freu mich jedes Mal über Deine Fundstücke, die uns oft auch ein bisschen den Spiegel vorhalten… Schönes Wochenende! Gabi

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