Blick nach Afrika

Hier folgt nun der Inhalt meiner zweiten Tüte vom Stoffmarkt. Drei Muster aus Afrika.  Laut Visitenkarte kann man sie in Berlin-Schöneberg auch im Geschäft kaufen:  Senegal Marketplace in der Barbarossastr. 23. (Nachtrag Juli 2010: Die Adresse stimmt wohl nicht mehr).

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Ich gestehe, daß mir afrikanische Stoffe eigentlich immer zu ethnisch-folkloristisch waren, aber seit ich vor einiger Zeit bei Pamoja  im Internet herumgeschaut und auch gekauft habe, mußte ich meine Meinung revidieren. Besonders die Stoffe mit  Motiven aus der heutigen Zeit haben es mir angetan. Ich liebe zum Beispiel diese Sitzgruppe, die ich zu einem Kissen verarbeitet habe:

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Seht ihr das Lampenkabel und die Steckdose hinten in der Wand?  In keiner Einrichtungszeitschrift sieht man Kabel oder Steckdosen, das hat mich schon immer gestört.

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Noch ein Kissen, abstrakter: „Schachteln“

Die Stoffe beruhen auch auf einer weltumspannenden Fusion der Kulturen: In Holland und England wurden während der Kolonialzeit Wachsbatiken aus Indonesien nachgeahmt. Die europäischen Firmen brachten den Herstellungsprozeß vor hundert Jahren nach Afrika. (Vlisco, ein Zusammenschluß aus diesen Firmen, existiert noch heute).  In Afrika, hauptsächlich Zentral- und Westafrika, entstanden neue Motive,  die immer eine Bedeutung haben und oft Elemente der Alltagskultur aufnehmen. Heute werden diese Textilien zwar noch hergestellt,  werden aber zunehmend von billigeren Kopien aus China verdrängt.  Womit der Kreis um den Globus ja schon fast wieder geschlossen wäre.

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Dieser Stoff heißt: „The President Smokes“.  Vor einer purpurnen Wand kräuselt sich der goldene Rauch einer Zigarre.   (Nachtrag: Nein, der Stoff heißt „Presidents Signature“, ich habe nochmal nachgeschaut. Da ist meine Phantasie eigene Wege gegangen. Als Unterschrift ist die Linie aber natürlich genauso gut.)

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Die Tasche ist aus einem Stoff, den mir ein Freund vor vielen Jahren aus Ghana mitgebracht hat.

Noch viel mehr Motive gibt es bei A Ervilha Cor de Rosa zu sehen (aber Vorsicht, das ist einer von den Zum-Seufzen-Schön-Blogs,  auch wenn man nichts versteht).

Ich habe noch eine andere afrikanische Stoff-Fusion in petto, muß sie aber noch recherchieren. Dann gibt es Teil 2 zu diesem Thema.

 

14 Kommentare

  1. Die Sitzgruppe für die Sitzgruppe ist ja köstlich (ich nehme an in manchen Teilen Afrikas ist es wichtig zu zeigen, dass man tatsächlich Strom aus der Steckdose hat), und den Präsidentenstoff finde ich wunderschön. Wenn ich dazu komme (Pläne, Pläne…) recherchiere ich mal ein paar Stoffkaufmöglichkeiten für afrikanische Stoffe. In Neukölln und im Wedding haben manche Lebensmittelläden auch Stoffe, und die Adresse aus Schöneberg steht schon in meiner Tabelle.
    Ich hatte mal gelesen, dass diese „afrikanischen“ Stoffe, die aussehen wie Wachsbatik, heute größtenteils noch immer in Holland gedruckt und dann nach Westafrika exportiert werden, wie zu Kolonialzeiten. Wenn sie mittlerweile auch aus China kommen, dann sind wir wenigstens endlich alle gleich globalisiert (und wenn der Ölpreis eines Tages ins Unbezahlbare steigt oder der globale Transport aus anderen Gründen gestört wird, dann haben wir alle keinerlei Konsumgüter mehr. Aber manche können sich aus ihren Stoffvorräten noch was nähen. Aber das nur nebenbei.)
    viele Grüße, Lucy

    • Mich würden vor allem die Stoffe mit Alltagsgegenständen/heutigen Ereignissen interssieren (sogenannte „Fancies“) Wenn Du also etwas siehst…
      So wie ich es verstanden habe, werden die Stoffe sowohl aus Holland exportiert als auch vor Ort produziert, aber weiter bin ich nicht eingestiegen.

  2. Ganz tolle Stoffe und diese süße Handtasche!!! Als der Stoffmarkt in Ludwigsburg war, habe ich diesen Afrikanischen Stand auch entdeckt, und gleich was gekauft! Die Stoffe reizen so sehr, weil man die Muster und Farben noch nicht so kennt, nicht war?
    Also ich finde sie wunderschön, und vor allem was du daraus gemacht hast! Klasse!
    Liebe Grüße,
    Susanne

    • Ja, darüber habe ich auf dem Stoffmarkt auch nachgedacht. Gerade durchs Internet hat man schon so viel gesehen, so vieles vermischt sich, daß man froh ist, einmal etwas anderes vor Augen zu haben. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die afrikanischen Muster „ankommen“.

  3. Ich (70) bin immer wieder entzückt, was Menschen einfällt: Ein Wohnzimmer-Kissen – wörtlich genommen. Was für Ideen wohl noch auftauchen. Darauf bin ich gespannt! Marie

  4. Oh danke für den schönen Link!! Ich mag die afrikanischen Stoffe sehr und hier bei dir ganz besonders das Schachtelkissen und den ganz rechten auf dem obersten Bild…schwarz/weiß/rot!

  5. […] Waxprint oder auch Africaprint sind in der Regel festere Baumwollstoffe mit unterschiedlichsten Drucken, die früher mal mit Wachsdruckverfahren hergestellt wurden. Daher der Name. Wir kennen sie vor allem als Kleiderstoff afrikanischer Mode. Er wird aber immer mehr auf der ganzen Welt verarbeitet. Lustigerweise stammen die Stoffe ursprünglich gar nicht aus Afrika, sondern aus Indonesien. Suschna hat dazu einige spannende und wie immer sehr informative Artikel  geschrieben, auch zum Thema Herkunft. […]

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