Stoffspielerei im April: Indigo und Co. von einem Färbeworkshop

DSC09196
3x gefärbte Seide: Indigo, Rhabarber, Krapp

Lucy von Nahtzugabe hat für die monatliche Stoffspielerei*  das Thema Stoff+Farbe vorgegeben.  Ein guter Grund, endlich die mit Pflanzen gefärbten Stoffe von einem Workshop zu verarbeiten.  Für die abstrakten Kompositionen hier habe ich Seidenstücke zusammengestellt.  Blau=Indigo, Gelb=Rhabargerwuzel, Rot=Krappwurzel. Das Schwarz ist eigentlich ein Lila-Anthrazit,  aus einer wilden Mischung von Galläpfeln und Weinstein/Eisenvitriol als Beize entstanden, wenn ich mich recht erinnere.

Einen ersten Versuch, per Hand genäht, seht ihr oben. Weitere Kompositionen für einen Wandbehang sind in Planung. Ich bin immer wieder begeistert davon, wie mit Pflanzen gefärbte Stoffe untereinander harmonieren. Im Computerfoto ist das ja nur ansatzweise darstellbar.

20150422_092656 20150422_091221

20150421_200829

Welche Variante wäre wohl am besten? Oder ganz anders, regelmäßiger?

Nachfolgend noch ein bisschen Info zum Workshop und zu Naturfarben.

Was Färben angeht bin ich ja eher der Typ Hexenküche, und das haben wir beim Workshop auch so gehandhabt.

P1070736

Mit einer Ausnahme: Beim Indigo ging es sehr exakt zu, mit Thermometer, Waage, Messbecher und lange vorher angesetzter Färbelösung. Die Meisterin hatte ihr Handwerk in Indien gelernt.

P1070745„Stammküpe INDIGO / nicht schütteln!“

P1070773Meine Ausbeute.

P1070762

Am besten färben organische Materialien: Seide und Wolle

P1070771

Indigo. Mehrmals überfärben gibt immer intensiveres Blau.

P1070775

P1070760

Hier ist gut zu sehen, dass der Stoff im Indigotopf erst nach dem Herausnehmen an der Luft die Blaufärbung erhält. Der Stoff muss sehr langsam herausgezogen werden, damit möglichst wenig Luft in den Topf gerät.

Mir hat gut gefallen zu sehen, dass man Färben auch ohne großes Herumüberlegen betreiben kann. Bei früheren „freien“ Versuchen bekam ich nur fleckige Graubrauntöne. Aber mit den richtigen Pflanzen klappt es. Stoff rein, fertig. Beizen ist schon besser, muss aber nicht sein. Die letzten Hemmungen nahm mir dieses Interview mit der amerikanischen Naturfarbspezialistin Jenny Dean. Sie rät auch dazu, einfach loszulegen.

– fast jeder Farbton ist mit Naturfarben zu erzielen.

– tausende von Jahren wurden alle Farben aus Naturmaterialien gewonnen. Erst 1850 ging es mit synthetischen Farben los.

– nicht irgendwas pflücken, sondern nach Färbepflanzen suchen.

– mit den richtigen Pflanzen gibt es auch nicht so ein Problem mit Lichtechtheit.

– Probieren, probieren! Nicht sklavisch nach Anleitungen richten, jeder Fall ist anders.

Färbepflanzen sind zahlreich. Allein mit dem, was in unserem Garten zu finden ist, könnte ich eine ganze Farbpalette abbilden. Als Hilfestellung habe ich mir Jenny Deans Buch schenken lassen und Ostern auch gleich einen Sud aus Osterglockenblüten hergestellt. Gibt – ohne jede Beize – ein zartes Gelb.

DSC09199

Linker Streifen Seide/Rote Beete+Essig, rechter Streifen Leinen/Osterglockenblüten

Bei weiteren Versuchen werde ich eher Seide nutzen. Organisches Material nimmt die Farbe einfach viel besser an. Leider ist mein Seidenvorrat nun aufgebraucht, und neue zu kaufen ist ganz schön teuer. Falls jemand eine gute Quelle für weiße Seide weiß…

Im Netz gibt es auch auf deutsch viele Blogs, die von Färbeversuchen berichten. Das ist ganz hilfreich. Griselda hatte auch einmal eine Versuchsreihe gepostet. Aber, wie gesagt, es geht nichts über die eigenen Erfahrungen. Jenny Dean meint, viele Bücher und Anleitungen verbreiten ungeprüft Falschinformationen weiter.

Im Interview lobt die Autorin das Korallrot des Waldmeisters, und den haben wir gerade massenhaft. Außerdem blüht der Löwenzahn, das soll Gelb ergeben. Rhabarberblätter landen zukünftig bei mir nicht mehr auf dem Kompost, sondern im Kochtopf. (Endlich ist die Oxalsäure im Rhabarber mal zu etwas gut, die beizt).  Gar nicht klar war mir, wie toll Baumrinden sind. Ich bin ein ziemlicher Spaziergangmuffel, aber die Aussicht auf ein Rosé von Birkenrinde treibt mich sogleich hinaus.

In diesem Sinne: Einen schönen Sonntag allen!

Später schaue ich mir in Ruhe an, was die anderen aus dem Thema gemacht haben. Die Links sind bei  Lucy zu finden.  Vielen Dank!

——————————————————————————————-

*

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

Der vorläufige Plan für die nächsten Monate, kurzfristige Terminänderungen sind möglich:

31. Mai             KaZe,    Thema Inspiration Kunst (mit Quellenangabe)
28. Juni            Frifris    Thema Knöpfe
26. Juli         SOMMERPAUSE

21 Kommentare

  1. Toller, informativer Beitrag, danke. Da ich seit einiger Zeit mit Pflanzen färbe, bin ich an allem zu diesem Thema interessiert. Dein Blau sieht interessant aus, wie aquarelliert. Ich hoffe, du zeigst uns dann bald den fertigen Wandbehang. Das von dir genannte Buch kenne ich nicht, werde es mir auf jeden Fall anschauen.
    LG
    Siebensachen

  2. Vergessen: ich habe vor ein paar Jahren mal einen Restposten Seiden bei Silknature gekauft. Damals haben sie noch zwischen weißen und farbigen Seiden unterschieden, inzwischen offenbar nicht mehr. Aber vielleicht geht ja was auf Anfrage. Sonst mal bei Pavani in der Restkiste schauen.

  3. Oh, Ihr haut mich alle um – echt toll, wie man färben kann. Und die Idee mit den Pflanzen-/Naturfarben gefällt mir super. Aber so richtig ran will doch nicht an die Rhabarberblätter…
    LG Ines

  4. Oh ja, das war sicher ein richtig spannender Kurs, Hexenküche klingt sehr gut.
    Und Indigo ist doch magisch- wenn es an der Luft plötzlich umschlägt. Ein so tiefes Blau wie ihr habe ich allerdings nicht hinbekommen, habt ihr da Baumwolle gefärbt? Wieviele Tauchgänge braucht es denn für das satte blau auf dem Stuhl?
    Im Jerominshop gibt es übrigens unterschiedlichste Seide, die lässt sich sicher gut färben. Ich würde allerdings gerne einen Gebrauchsquilt aus den Stoffen haben, da ist Seide vermutlich nicht so optimal. Ich muss mal mit Sabine Jeromin sprechen, die hat ja sicher Erfahrung. Hier haben sich nämlich die letzten 15 Monate seit der letzten Färbereie über 1 kg Zwiebelschalen angesammelt…..
    ( Hast du nähere Infos zu dem Kurs? Das klingt nämlich sehr interessant!)

    • Das Wochenende hatte eine Mit-Quilterin an ihrer Waldorfschule organisiert, war eine private einmalige Gelegenheit aus Freundschaft/Enthusiasmus. Wirklich toll, weil ja auch sehr zeitaufwändig.
      Das Blau auf dem Stuhl ist gar nicht Indigo, sondern Gallapfel etc., war im trockenen Zustand dann Grau-Violett, nicht mehr so beeindruckend (Leinen). Dieselbe Färbung hat auf Seide Schwarz ergeben. Auf der Leine ist Indigo, Baumwolle, teilweise 2x gefärbt.

  5. Als nähende Botanikerin will ich schon lange mal das Färben mit Pflanzenfarben ausprobieren, habe mich aber bisher nie getraut, weil es immer nach ziemlich viel Aufwand aussieht (Beizen und so…) Vielleicht muß man das einfach mal machen! Deine Farben sind richtig schön geworden.
    Weiße Seide gab es früher im Bastelladen, bei den Seidenmalsachen, ich weiß aber nicht, ob es da immer noch Meterware gibt.
    Vielen Dank auch für den Buchtip!
    LG
    Marlene

  6. Sehr spannend und ich denke auch süchtigmachend..Würde auch gern mal zuschauen wie sich das Indigo an der Luft entwickelt.Und was du schriebst, finde ich auch immer wieder erstaunlich, alle Farben harmoniesieren total. Das finde ich einfach irre.
    Wie schwierig ist es manchmal einen Ton zu finden, wenn man etwas ganz Bestimmtes sucht.
    Auf einem Markt habe ich mal lange mit einer Wollfrau gesprochen, die alles allein gemacht hat vom Schaf füttern angefangen bis zur Strickmütze.Sie meinte, man kann mit fast allen Dingen der natur färben: Kräuter und Pilze, Blüten, Schalen etc.
    Frabige Grüße von Karen,
    die eben ganz entsetzt war, das sie den Stoffspielereitermin vollkommen vergeigt hat.

    • Bei der Waldorfschule stand auch ein Schaf neben uns :-) Mitten in Berlin im Herzen der Szene in Mitte, war total klasse.

  7. Seidenvorrat. Da ich momentan sehr viel in Nunotechnik filze, ist mein Seidenvorrat immer schnell zu Ende. Meine Bezugsquelle: wollknoll auf der Schwäbischen Alb, dort absolviere ich meine Filz Fortbildung. Und dann Irseer Kreis, weil ich hier die Arbeit mit Menschen mit Einschränkungen fördern kann. Bei beiden gibt es Mengenstaffelungen und eine Vielzahl an verschiedenen Qualitäten. Vielen Dank für die Inspiration und Bilder zum Färben. Viele Grüße, irene

  8. Deine Infos sind sehr aufschlussreich, besonders Rhabarberblätter als Beizhilfe merke ich mir.
    Deine Färbeergebnisse haben sehr schön harmonierende Farben, besonders das 1. kleine ohne dunklen Farbton gefällt mir.
    Färben mit Naturmaterialien möchte ich diesen Sommer auch probieren, allerdings sind gelb und braun nicht so meine Farben. Um so mehr ermutigt mich Deine Farbpalette.
    LG Ute

  9. Ich bin wirklich erstaunt, wie schön bunt die Färbeergebnisse sind. In meiner Vorstellung waren die natur-bzw. pflanzengefärbten Sachen auch immer eher schlammfarben in verschiedenen Abstufungen von Matsch… ganz anders auf alle Fälle.
    Als Workshop macht das bestimmt Spaß, allein scheint mir das immer zu aufwändig (was es ja eigentlich wahrscheinlich gar nicht ist). Indigo: da hätte ich auch gern zugeguckt.
    Und es ist tatsächlich so, dass die Farben sehr gut miteinander harmonisieren, der Wandbehang wird bestimmt schön! (Mir gefällt oben rechts am besten, falls das eine Meinungsfrage war.)
    Vielleicht sollte ich mich doch mal überwinden und mal was färben.
    Liebe Grüße, frifris

  10. Dass die Farben so leuchten, hätte ich nie gedacht – außerdem war ich geneigt, es mal mit Rote Bete zu probieren, bin mir aber nicht sicher, ob die Farbe beim Waschen rausgeht und daher mit irgendwas fixiert werden müsste. Rhabarberblätter klingt gut – da jetzt Saison ist, liegt ein Versuch nahe. Bedeutet das, dass ich von den Blättern erst mal einen Sud koche und in dem dann meinen Stoff färbe?

    LG
    Ulrike

Bitte Datenschutzerklärung beachten.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..