Schuhe aus im #SalonEuropa?

Stiefel auf dem Teppich – macht euch dieser Anblick nervös? Wenn ja, würde ich mich gern darüber unterhalten. Und zwar über Ländergrenzen hinweg – denn ich vermute, die Frage der Duldung von Straßenschuhe in Innenräumen ist kulturell geprägt und von Regionen abhängig. Deshalb nutze ich die Blogparade #SalonEuropa, die das Museum Burg Polsterstein in diesem Monat initiiert, und frage nach eurer Schuhbesuchskultur.

Die in Berlin lebende französische Journalistin Pascale Hugues schildert 1998 in ihrem Buch „Deutsches Glück“ ein privates Treffen von Krabbelgruppenmüttern in Berlin. Die perplexe Französin muss an der Wohnungstür ihre Schuhe ausziehen und bekommt von der einladenden Mutter ein Paar Socken ausgehändigt. In Frankreich ist es komplett unüblich, den Besuch zum Abwerfen der Schuhe aufzufordern, ja es wäre sogar ein seltsamer Affront, das zu verlangen.

In meiner nordwestdeutschen Kindheit behielten wir auch einfach immer unsere Straßenschuhe an, natürlich nachdem wir den Fußabtreter am Eingang benutzt hatten. Beim Studium in verschiedenen westdeutschen Städten begegnete mir der Ausziehbrauch auch nicht. Erst als ich in den 1990er Jahren nach Berlin kam, bat man mich, doch bitte mein Schuhwerk an der Tür zu lassen. Das wurde nicht nur mit Sauberkeit, sondern auch mit der Schonung der frisch abgezogenen Dielen begründet. Der Besuch lief auf Strümpfen herum. Ich erinnere mich an eine Lofteinweihung, in der dreißig elegant gekleidete Männer und Frauen sich auf dem nagelneuen Stäbchenparkett in Socken zuprosteten. Es war ein absurder Anblick.  Unvergessen auch der Besuch einer Kinderarztpraxis, in der der Eintritt nur ohne Schuhe erlaubt war.

Als guter Gast halte ich mich selbstverständlich ohne Murren an die Aufforderung. Wenn ich schon ahne, was auf mich zukommt, nehme ich mir zu meinem Outfit passende Schläppchen mit. Die mir gelegentlich an der Tür aus der Besucherkiste angebotenen Hausschuhe oder Socken widerstreben mir, da gibt es dann auf meiner Seite hygienische und ästhetische Empfindlichkeiten.

Dieses Alltagsthema ist sehr kontrovers. (Vor einigen Jahren gab es bei Nahtzugabe auch schon ein paar interessante Kommentare zum Thema.) Seit langem denke ich darüber nach, wie sich sonst sehr gut verstehende Leute so unterschiedliche Sichtweisen auf eine Benimmregel haben können. Einen Teil der Besucher bei uns kann ich auch mit größtem Bitten nicht davon abhalten, ihre Schuhe am Eingang abzuwerfen, und dann habe ich den Stress, mich um ihre kalten Füße und ihre sauberen Socken auf unserem nicht ganz makellosen Boden zu sorgen. Als gute Gastgeberin biete ich natürlich inzwischen auch einen Korb mit Ersatzhausschuhen an (die mein Auge nicht beleidigen, nicht so einfach).

Wo kommt das also her? Regionale Einflüsse, davon gehe ich aus. Zum Beispiel soll es auch in Finnland völlig üblich sein, die Schuhe abzulegen. Wie sieht es in Osteuropa aus? Könnten die Berliner Gepflogenheiten östlich geprägt sein?

In Japan sind die Regeln auch klar: In diesem Restaurant verstauen die Gäste ihre Schuhe in Schubladen, bevor sie sich zum Essen niederlassen, das Ziehen der Nummer verriegelt das Schloss.

(Da kann nicht passieren, was Carrie in der letzten Staffel von SATC passiert: Sie muss ihre Manolos bei einer Babyparty an der Tür ausziehen, am Ende sind die Highheels gestohlen.)

Vielleicht liegt es an den Inneneinrichtungen? Bambusmatten, auf dem Boden essen, Teppiche in Moscheen, auf dem Boden beten – das erfordert eine erhöhte Sauberkeit, sicherlich. Oder sind äußere Gegebenheiten der Ursprung? Schlammige Wege, regnerisches Wetter können es unmöglich machen, das Schuhwerk für einen Hausbesuch an der Tür sauber zu bekommen, vielleicht sind daraus regionale Traditionen erwachsen.

Gibt es den Brauch in Frankreich, Spanien (überhaupt im Südwesten Europas?) nicht, weil Kleidung und Aussehen dort eine größere Rolle spielen? Oder ist es eine Generationenfrage? Sneaker sind auf Fußmatten deutlich schlechter sauberzubekommen als Ledersohlen, das ist klar. Außerdem geht die Tendenz generell dahin, dass alles eher bequem und informell sein soll.

Aus welchen Ländern kennt ihr die Tradition? Erwartet ihr als Besucher, eure Schuhe anzubehalten, oder legt ihr sie beim Betreten der Wohnung unaufgefordert ab? Ich bin gespannt auf Antworten.  Die Angst vor in die Wohnung eingeschleppten Mikroben scheint genauso irrational wie meine Angst, mit schuhlosen Füßen meine Würde zu verlieren.

[Nachtrag: Inzwischen hat sich in den Kommentaren die Kaltmamsell gemeldet, bei ihr gab es schon vor Jahren ein große Diskussion zum Thema, lest selbst in der Vorspeisenplatte – Schuhausziehwohnungen.]

Ein scheinbar profanes Thema für die Blogparade #SalonEuropa, aber solche Alltags-Kulturfragen sind wenig erforscht, das hatten wir ja schon bei Der deutsche Sonderweg bei den Bettdecken – bis heute einer der meistaufgerufenen Artikel hier im Blog. Nur ein kleines Detail zur großen Frage des Museums Burg Polsterstein: Was bedeutet dir Europa – Wie wirkt sich Europa auf unsere Gesellschaft und Kultur aus? Wer Lust hat, kann mitmachen. Die Beiträge werden gesammelt, sie decken ein breites Spektrum  ab.

Vernetzung bedeutete damals und heute auch, sich zu besuchen und dabei andere kulturelle Gepflogenheiten kennenzulernen und zu respektieren.  In meiner Familie und meinem Umfeld verschmelzen viele Nationalitäten, europäische und weltweite. Europa ist für uns ganz selbstverständlich, wir hätten gern viel mehr Europa. Im letzten Jahr haben die sonntäglichen Ausflüge zu den Demos von Pulse of Europe geholfen, gegen Populismus und Nationalismus mit Gleichgesinnten zusammenzuhalten und die Hoffnung hochzuhalten.

 

Aber mehrere Sprachen sprechen, reisen, im Ausland studieren, arbeiten – das kann sich bisher nur eine Minderheit leisten. Leider fehlt uns auch eine gemeinsame Sprache und daraus folgend ein gemeinsames Medium, über das wir uns organisieren könnten. Es gibt kaum länderübergreifende Sender oder Zeitungen. Wie schön, dass zumindest Arte immer wieder den Blick in andere Länder und Kulturen richtet. Eine meiner Lieblingssendungen ist Karambolage – kleine Clips zu deutschen und französischen Eigenheiten, oft wunderbar animiert. Die Schuhfrage war dort wohl noch nicht Thema – vielleicht kommt das ja noch? Wenn wir hier ein bisschen Licht ins Dunkel bringen können, wäre das gut.

Bis dahin gehe ich auf Schuhen oder auf Socken, je wie ihr möchtet, mit euch in die neue Woche und danke den Organisatoren für die Blogparade #SalonEuropa!

In English: This is about the habit of taking off your shoes before entering a home – in which regions is it mandatory, and why? For a good translation I recommend the translator DeepL . Answers in any language are welcome.

51 Kommentare

  1. “ In Frankreich ist es komplett unüblich, den Besuch zum Abwerfen der Schuhe aufzufordern, ja es wäre sogar ein seltsamer Affront, das zu verlangen.“ – so sehr ich Pascale Hugues schätze : das stimmt nicht ! In sehr gepflegten Häusern wird man gebeten, Filzpantoffeln anzuziehen ! Hängt natürlich auch vom Wetter ab, ob trocken (und sauber) oder Matsch. Man kann sowieso nicht verallgemeinern.
    Martine (Französin)

    • Danke für den Hinweis, nicht zu verallgemeinern! Gilt ja auch für Deutschland.
      Vielleicht ist das mit den Filzpantoffeln in Frankreich regional? In Südfrankreich ist mir das noch nie begegnet.

  2. Aus meiner Sicht, die des Gastes, kommt es mir gar nicht in den Sinn, egal wo, die Schuhe beim Betreten abzulassen. Erziehung?
    Guter Beitrag, interessantes Thema…
    Alles Gute weiterhin…

  3. Also, mein Eindruck ist, daß das eine eher im Osten verortete Eigenart ist. Die Schuhe auszuziehen dient natürlich der Schonung des Teppichs. Bei einer Party käme mir das allerdings nie in den Sinn! Ich hasse es, mit Straßenschuhen ins Bad zu gehen oder gar ins Schlafzimmer. Bei einer Party richte ich mich innerlich drauf ein. Ich gehe dann nicht mehr barfuß ins Bad. Da habe ich meine hygienischen Grenzen. Und in vielen Ländern sitzt man ja auch auf dem Boden, dem Teppich. Das wäre unhöflich in Straßenschuhen.

    • So wie es im Moment anhand der Kommentare aussieht, lässt sich das regional gar nicht mehr so einfach eingrenzen. Eigentlich ein gutes Zeichen, Vermischung der Bräuche aus Höflichkeit!

  4. Wunderbar – Schuhkultur im Häuslichen – grandioses Thema! Musste schon sehr schmunzeln, da wir gerade am Wochenende auf einer Einweihungsparty war und ich mich fragte, darf ich die Schuhe anlassen oder nicht? Das bestimmte tatsächlich meine Schuhwahl, denn die Ballerina ausziehen und dann barfüßig durch die Wohnung zu tapern, wollte ich nicht.

    Dein Punkt, dass es doch wenige gibt, die im Ausland studieren, deren Leben bereits europäische geprägt ist, ist tatsächlich zu berücksichtigen. Was für uns normal ist, ist für andere nicht normal. Manchmal fehlt dann das Verständnis. Das begegnete mir allerdings auch an der UNI in Paris. Während ich den Austausch suchte, hielten sich die Franzosen doch etwas zurück und die, die offen waren, haben selbst mal im Ausland gelebt. Erst der Sport ergab Austausch.

    Tolles Thema – merci dir!
    Herzlich,
    Tanja

    • Das ist auch meine Erfahrung. Offen und neugierig sind eher die, die selbst schon einmal fremd irgendwo waren.
      Gerade las ich in einem Interview: „Nur gebildeten Leuten eröffnet Europa Chancen“. Das stimmt zwar so allgemein nicht, aber was die persönliche Vernetzung auf Augenhöhe angeht, wohl doch schon.

  5. Puh kommt drauf an.
    Ich bin es gewohnt mit dem Schuhen bei meinen Eltern durchs Haus zu laufen, aber nur im Erdgeschoss und auch nicht mit jenen Schuhen mit denen man gerade im Stall war. Im ersten Stock (wo normal kein Besuch hinkommt) heisst es Schuhe es aus.
    Bei Besuch kommt es drauf an, wie lange er bleibt, für ein kurzes Hallo bleiben die Schuhe an und Sommer meist auch.
    Und für irgendwas gibt es ja das Vorhaus und Fussabtreter, aber Land ist eindeutig die Fraktion Schuhe anlassen vorherrschend, in den allgemeinen „öffentlichen“ Räumlichkeiten, dafür gibt es auch extra Schuhwerk für den Stall.

    In der Schweiz ist mir schon des öfteren begegnet, dass die Schuhe vor der Wohnungstür ausgezogen werden, was für mich kein Problem ist, wenn es nicht das eine Mal ein offenes Stiegenhaus mittem im Winter gewesen wäre, was für eiskalte Schuhe sorgte.
    Ansonsten lege ich wenn ich jemand entspannt und privat besuche die Schuhe ab, ist auch gemütlicher.

    Bei eleganteren Anlässen ist es allerdings sehr schräg auf einmal Socken rumzustapfen (Jubiläums eines Politikers am Lande, grosses Fest in der Turnhalle der Schule und für die Gäste hiess es Schuhe aus und in Socken weiter, anscheinend kostete dadurch die Reininigung deutlich weniger).
    lg Sabine

    • Da bin ich ja froh, dass du das auf dem Fest auch schräg fandest! Ich habe es auch erlebt, dass ein Frau (rote hohe Stiefel) sich ganz selbstbewusst weigerte, die auszuziehen. Hatte ich mich nicht getraut.

  6. Wie witzig, ich glaube, in den Salons früher behielt man sicher die Schuhe an, das hätte die Eleganz des Outfits zerstört. Auch im Museum Burg Posterstein darf und sollte man die Schuhe anlassen. Aber sonst behaupte ich, dass man in Thüringen sehr häufig gebeten wird, die Schuhe auszuziehen. In Dänemark wiederum kommt es drauf an, bei wem man ist. Z.B. in Wohnungen mit Babys die auf dem Teppich rumrutschen, finde ich es selbstverständlich, dass man seine Strassenschuhe auszieht :-) Auf jeden Fall lässt sich die Frage nicht europaweit einheitlich beantworten!
    Herzlichen Dank fürs Mitmachen bei der Blogparade #SalonEuropa – auch das ist Europa!
    Marlene

    • Zu früher habe ich auch recherchiert, aber auf Anhieb nicht viel gefunden, nur die Überschuhe, von der Bele weiter unten spricht. Wenn bei Jane Austen die Heldin über die Felder wandert zum benachbarten Landsitz, hat sie ihre Stiefelchen dann im Teesalon anbehalten? Da muss ich nochmal hinterher.

  7. Kennengelernt habe ich das generelle Schuheausziehen bei Hausbesuchen meiner türkischen Schüler und beim fränkischen Freund des Herrn K. Nach einem strengen Winter mit viel Matsch auf den Straßen haben wir es dann auch eingeführt und Hausschuhe bereit gestellt. Das ist so geblieben.
    Der Herr K. hat mir den Brauch für Berlin so erklärt, dass der sandige Berliner Boden aus den Sohlenrillen die Holzfußböden zu sehr scheuert.
    Schön, dass du auch mitmachst!
    Eine gute Woche!
    Astrid

    • Ah, gute Idee das mit dem Sand!
      Deinen Beitrag habe ich auch gern gelesen, außerdem die Vorstellung von Marie von Ebner-Eschenbach (sie habe ich im neuen Buch auch aufgenommen). Leider kann ich bei Blogspot nicht kommentieren, daher Danke von hier aus.

  8. Spannend! Als Berliner gehör ich eindeutig zur Ausziehfraktion und kenne es bei kaum einem Bekannten, das die Schuhe anbleiben. Mir fällt da noch ein Aspekt ein: Mal abgesehen von den Dielen schont es ja im Mietshaus auch die Ohren der Nachbarn, wenn die Obermieter nicht den ganzen Tag auf Schuhen durch die Wohnung poltern. Eine Nachbarin von mir hatte glatt mal einen Zettel von Unten an der Tür, mit der Bitte doch Socken oder Haussschuhe in der Wohnung zu tragen …
    In meiner Familie gibt es diesbezüglich noch den Generationenkonflikt Socken vrs Haussschuhe. Meine Oma versteht bis heute nicht warum die jüngere Generation ihre schönen Besucherhausschuhe ablehnt und in mitgebrachten Wollsocken durch die Wohnung stapft. 😁
    Liebe Grüße, zuzsa

    • Ja, als Obermieter achte ich auch drauf, keine lauten Schuhe zu tragen. Nur für meinen Besuch würde ich es nicht verlangen. Eigentlich müsste ich dauerhaft Besuchsschuhe in der Handtasche tragen wenn ich es mir so recht überlege.

  9. In meinem hessischen Elternhaus wurden die Schuhe selbstverständlich ausgezogen (Teppichboden), Besucher wurden jedoch nie aufgefordert, sie auszuziehen. Das habe ich als generelle Höflichkeitsgeste des Besuchers erst in Kanada kennengelernt, wo es im Winter sinnvoll ist, da der Schneematsch riesige Pfützen hinterlässt (und man die Stiefel auch gar nicht anbehalten möchte…), es aber auch im Sommer selbstverständlich ist.
    In meiner jetzigen Heimat (Großstadt Rheinland) ist es nicht unüblich, an der Wohnungstür zu fragen, wie es der Gastgeber handhabt und entsprechend Schuhe auszuziehen oder nicht. Das hängt sehr oft aber tatsächlich damit zusammen, ob Babies oder Kleinkinder in der Wohnung leben oder wie „laut“ die Bodenbeläge sind. Ich finde es zugegebenermaßen auch rücksichtslos, wenn in Wohnungen über mir den ganzen Tag mit harten Absätzen über das Parkett marschiert wird… eine Party als Ausnahme ausgenommen.
    Man müsste mal die Korrelation zwischen hundekotverseuchten Gehwegen und Schuhausziehgepflogenheiten untersuchen – das scheint mir für Berlin eine schlüssige Erklärung ;)
    Ach ja: Historisch gab es ja immer wieder die sogenannten Überschuhe, die man auszog, wenn man ein Haus betrat…
    LG, Bele

    • Den Blogpost wollte ich eigentlich noch mit Historischem erweitern, das Thema Patten ist ja auch interessant. Aber auf die Schnelle habe ich nicht genug dazu gefunden, auch zu der Frage, ob wann wie Überschuhe tatsächlich getragen wurden. Das finde ich sehr spannend, aber das scheint nicht so erforscht.

  10. Auch bei uns im westfälischen Elternhaus wurden die Schuhe selbstverständlich aus- und Hausschuhe angezogen (Linoleum im nur teils beheizbaren Haus…) Besucher wurden jedoch nie aufgefordert, sie auszuziehen. Im Gegenteil, wenn Besucher kamen, wurden „gute Schuhe“, die natürlich vorher nochmals gewienert wurden, auch von uns im Haus angezogen. Eine norwegische und eine türkische Freundin brachte für sich und ihre Kinder in den 70ern eigene Hausschuhe mit. Kinder zogen die Schuhe auch bei Freunden aus, weil sie dann einfach besser auf dem Boden spielen konnten.
    Heute frage ich in ganz Deutschland. So eine Party-Situation wie von Dir geschildert habe ich noch nicht erlebt. Fände ich auch absurd. Bringt man denn nicht im tiefsten Matschwinter Wechselschuhe mit und kommt sonst mit sehr sauberen Party-Schuhen?

    • Oh danke für die Erinnerung an die „Besuchssituation“ mit guten Schuhen!
      Bei der Party war das glaube ich ein bisschen paranoid, weil das Parkett ganz neu war. Aber oben Sabine Michaela hat so etwas ja auch schon erlebt, ist nicht so selten. Für mich müsste das dann auf der Einladung stehen, damit ich mir „Drinnenschuhe“ mitnehme.

  11. Ich habe das bisher als ein Ost-West-Thema wahrgenommen. In meiner Ost-Kindheit war die Sauberkeit der Fußböden in der Familie eine Sache der Ehre. Wenn da ein Muzel herumlag – um Gottes willen, da war der soziale Aufstieg akut gefährdet. Wenn da unsere Westverwandten reinpolterten, die Schuhe anließen, sich in der Nichtraucherwohnung eine Ziggi anzündeten und großzügig in die nächste Schale aschten, das war wie 30jähriger Krieg. Dementsprechend haben wir immer überall die Schuhe ausgezogen, das war Standard. Die Böden waren aber auch schwer sauberzuhalten, sie waren hell und vergaben nicht den kleinsten Dreck.

    Jetzt, im Nachinein, erscheint mir das lächerlich kleinbürgerlich. Es war auch mit so viel Stress und schlechter Laune verbunden. Ich bilde mir ein, irgendwo gelesen zu haben, diese Ausprägung der Sauberkeit als Wert an sich sei ein Merkmal kleinbürgerlicher Schichten, um sich von noch niedrigeren Schichten abzusetzen. Ob das stimmt, weiß ich nicht.
    Mittlerweile lebe ich im ehemaligen Westen und habe Fußböden, denen man keinen Dreck ansieht. Mir ist es egal, wie andere hier eintreten. Es fällt aber auf, dass die regionalen Prägungen immer noch erkennbar sind.

    • Scheint mir jetzt immer mehr Stimmen zu geben, die bestätigen, dass man im Westen als BESUCHER (!) die Schuhe eher anließ, im Osten eher auszog. Aber wieso der Unterschied? Kleinbürger gab es ja überall, empfindliche Böden auch. Eigentlich müsste man jetzt zurück auf die Zeit vor der Teilung, ob es die regionalen Unterschiede da auch schon gab?

      • Ich habe auch nochmal mit der Familie Rücksprache gehalten. Ein Punkt wurde genannt, dass in größeren Wohnungen und Häusern eher die Schuhe angelassen werden, egal ob Ost oder West. Jetzt habe ich keine belastbaren Zahlen, aber den Eindruck, dass im Osten auf weniger Raum gewohnt wurde als im Westen. Und ich denke, die gesellschaftliche Schichtung war im Osten auch anders, es gab in % mehr „kleine Leute“. Die anderen hatten einfach mehr Gründe und Möglichkeiten, sich in den Westen zu verziehen. Aber bei all dem habe ich keine genauen Zahlen und diese Punkte erklären bestimmt auch nicht alles. Aber sie könnten halt Unterschiede erklären, die sich erst nach 1949 ergeben haben.

  12. Ich weiß auch nicht, ob das wirklich eine regionale Angelegenheit ist. Meine Eltern ziehen beide die Schuhe aus, wenn sie nach Hause kommen und dafür Hausschuhe an. Bei ihren Geschwistern ist das in der Regel genauso, bei meinen Großmüttern war es hingegen so, dass beide die Schuhe auch in der Wohnung anbehalten haben und nur so „richtig“ angezogen waren. Mein Vater ist in Berlin aufgewachsen, seine Familie kam aus dem Erzgebirge, meine Mutter und ihre Familie kommen aus dem Nordhorner Raum.

    Unsere Wohnung ist eine Sockenzone und solange wir den Kater hatten, der Angst vor Schuhe hatte, galt das auch für Besucher. Seitdem der Kater verstorben ist, können unsere Besucher selber entscheiden, ob sie mit ohne Schuhe rumlaufen wollen. Wer kalte Füße hat, bekommt Socken aus meiner persönlichen Wollsockenschublade angeboten. „Gästesocken oder – hausschuhe“ mag ich selber auch nicht tragen und sehe es nicht ein dafür Raum in meiner Wohnung einzuräumen.

    Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, ziehe ich – solange es keine größere Party oder ein offizielleres Zusammenkommen ist – meine Schuhe aus und mitgebrachten Socken an, weil ich Schuhe einfach ungern trage und mich in Socken wohler fühle. Bei meinen Gastgebern (quer durch Deutschland) habe ich aber bislang die Erfahrung gemacht, dass es mir freigestellt wird, ob ich meine Schuhe anbehalte oder nicht. Wobei die meisten, die ich kenne, auch selber nach dem Betreten der Wohnung die Straßenschuhe ausziehen und in Hausschuhen oder Socken rumlaufen.

    (Aus historischen Romanen – bevorzugt von Historikerinnen geschrieben, was aber natürlich keine Garantie für die Korrektheit der Angaben ist – kenne ich es so, dass bei schlechtem Wetter Galoschen getragen wurden, die dann natürlich beim Betreten des Hauses entfernt wurden. Außerdem gab es – je nachdem, wie man zu einem Besuch kam – die Möglichkeit seine Schuhe zu wechseln, bevor man empfangen wurde, weil die Schuhe, die zum feinen Kleid passten, nicht unbedingt auch für einen längeren Fußweg geeignet waren.)

    • Also doch eher eine Zeitentwicklung, und ich bin im Großmutterstadium steckengeblieben, fühle mich auch nur mit richtigen Schuhen richtig angezogen.

  13. Ich bin in den 70ern im ehemaligen Westen auf dem Land aufgewachsen und bei meinen Eltern galt: mit Schuhen im EG in Küche, Bad, Flur, im Wohnzimmer und 1.Stock ohne Schuhe. So ist das dort heute noch. Ich hatte als Jugendliche eine Phase in der mich die asiatische Kultur sehr interessierte und in Büchern las ich dass dort die Schuhe an der Haustür ausgezogen werden. Das fand ich verständlich und ich hab es in meiner ersten Wohnung und wenn ich bei anderen zu Besuch war ebenfalls so gemacht.
    Jetzt habe ich ein Haus mit Kindern (im ehemaligen Westen, in der niederbayerischen Pampa) und ich möchte es nicht anders. Ich würde niemandem sagen, er soll seine Schuhe ausziehen, aber ich empfinde es als „unhöflich“ (das Wort ist nicht ganz das richtige, aber ein besseres fällt mir gerade nicht ein) sie anzulassen. Sowohl in meinem Haus, als auch bei anderen. Wenn ich irgendwo gebeten werde die Schuhe anzulassen, ziehe ich sie meist trotzdem aus, weil es sich für mich nicht richtig anfühlt. Auch meine Kinder machen das.
    Die ziehen auch die Schuhe aus sobald sie einen Sandkasten betreten. ;-)
    Eine Kinderarztpraxis die das so handhabt gefällt mir; gibt es hier leider nicht.

    Liebe Grüsse,
    Martina

    • Vielleicht wäre das richtige Wort „unaufmerksam“? Ich bin bestimmt bei anderen oft „unaufmerksam“, weil ich meine Schuhe so gern an den Füßen lassen möchte …

  14. Ich komme aus dem Nordosten Deutschlands und bei uns war es absolut üblich, die Schuhe auszuziehen, das war selbstverständlich und bedurfte keiner Aufforderung. Wir hatten auch überall Teppich liegen.
    Ich wohne inzwischen bei München und erlebe das leider eher selten. Mitunter fragt der Besuch, aber meist eher aus Höflichkeit und mit der Erwartung, dass man dankend abwinkt. Zumindest wenn das Wetter schlecht ist, weise ich durchaus darauf hin, man möge die Schuhe bitte ausziehen oder stelle einfach ohne weiteren Hinweis ein paar Gastpantoffeln hin. Sonst akzeptiere ich beschuhte Besucher inzwischen innerlich zähneknirschend aber still 😉

  15. Aus meiner Kindheit am ländlichen Rand einer norddeutschen Großstadt kenne ich das Schuheausziehen nicht, das begegnete mir erst beim Studium in Leipzig, auch dass man dort für Besucher Hausschuhe hat und einem diese Pantoffeln nahezu aufgenötigt werden, selbst in manchen Studenten- WGs. In Tschechien ist es nach meiner Erfahrung ähnlich.
    Mir wurde auch erzählt, dass Hausschuhe zu Schülerzeiten in Sachsen sogar zum Anbandeln genutzt wurden: Man brachte seine eigenen Hausschuhe zum Besuch mit und vergaß sie absichtlich, so dass man einen guten Grund hatte, sich ein paar Tage später nochmal zu treffen ( und dann oft nur zu zweit, während der erste Besuch zu mehreren stattfand).

  16. Ist eine interessante Frage:
    Ich bin in einem alten Bauernhaus mit eiskalten Böden aufgewachsen, und kann mich daran erinnern, dass meine Mutter Besucher aktiv mit den Worten „Schuhe anlassen, der Boden ist kalt“ zum Nichtausziehen aufgefordert hat. In den oberen Stock ging es nur mit Finken, und auch bei Freunden wurden die Schuhe am Eingang ausgezogen.
    Seit ich eine eigene Wohnung habe, werden die Schuhe entweder im Treppenhaus oder im Eingang gelassen. Besucher ziehen ihre eigenen automatisch aus, wenn sie das Fusswerk aufgereiht sehen. Und mag mal jemand partout nicht, dann nehme ich danach die Böden rasch auf.
    Wo: Deutschschweiz 1980-90er Jahre als Kind, nun ein CH-US/Jap. Haushalt.

    • Stimmt, bei uns ist der Boden aus Stein und auch sehr kalt, das spielt eine Rolle.
      Wenn ich es recht überlege, sind jedenfalls in Südfrankreich und Spanien die Häuser auch meist mit Fliesenboden, das könnte auch eine Fährte sein.

  17. Ach ja das Thema Schlappen: beim Lesen musste ich mehrfach schmunzeln ;o) in meiner Berliner (west) Kindheit war das kein Thema .. auch später nicht . Anfang der 70er Jahre gab es in der Firma meines Vater häufig Konflikte-wenn bei Bauarbeiten /ofenreparaturen die Mieter – meist aus der Türkei -unsrer Gesellen aufforderten beim Betreten der Wohnung die Schuhe auszuziehen . Ich hab mal nen Ölofen ausgeliefert – das ist auf Socken echt doof ;o(. Richtig kam in meiner Erinnerung das strenge Schuhausziehen in Wohnungen bei Besuchen jedoch erst mit Tschernobyl auf und nahm sehr skurille Formen an . Es hat sich dort in meinem Außenbezirk gehalten ..nach 1989 lernte ich im „Ost-West besuchsverkehr“ dann ,dass man /Frau seine eigenen besuchsschlappen besitzt!Es ist gar kein diskussionsthema ! Meine Enkelkinder haben im Badische inzwischen sogar Schulhausschuhe und dürfen dort keine Stoppersocken tragen … ich finde es ist wie bei so vielem: Toleranz , nachfragen ,vorsorgen mit dicken Socken oder unerschütterlichem Selbstbewusstsein …obwohl neulich bei eurer Lesung hab ich nicht mal eine Silbe daran gedacht nach Schuhen zu fragen!.? Und war wegen der Ausstellung sogar im 1. Stock ;o( … sorry – ich hoffe ihr habt alle einen „Meister propper „ oder saugfix Heinzelmännchen der uns unsere Gäste und die Zeit mit Ihnen genießen lässt!!! Karola …… Fremde Hausschuhe stets verschmähend

    • Für mich (Ostkind) ist Schuhe-aus auch eine Frage der Höflichkeit und ich finde es befremdlich, wenn Leute ohne zu fragen in Straßenschuhen durch die Wohnung stapfen. Ich habe aber gelernt, dass das regional unterschiedlich ist und man (im Westen?) eher befremdet angeschaut wird, wenn man die Schuhe auszieht. Also frag ich lieber, wenn ich es nicht weiß.

      • Nach all dem bin ich nun auf jeden Fall auch noch sensibilisierter. Aber ob es wirklich ein Ost-West-Thema ist? Da fehlen nun die Stimmen aus anderen Ländern, z.B. Skandinavien.
        Handwerker bei mir hatten sich mal Schuhüberzieher aus Plastik mitgebracht, die waren echt froh, als sie hier mit Schuhen rumlaufen konnten wie sie wollten. Auch im ersten Stock, alles andere käme mir sehr komisch vor.

  18. Ich denke, dass es ursprünglich eine Angelegenheit des Standes und der Klasse war. Man mußte Schmutzwege nicht betreten, hatte Sänfte/Kutsche etc. und Personal, welches Schmutz im Haus sofort beseitigte. Man trug eher noch Überschuhe für draußen, um die guten feinen Schuhe zu schonen.
    Das Innere des Hauses/der Wohnung zu schonen, machte Sinn, wenn man einer Arbeit nachging, die „Dreck“ machte und man wenig Geld zur Verfügung hat, so dass Dinge sehr pfleglich behandelt wurden bis zur minimalistischen Nutzung, wie z.B. die gute Stube, die nur zu Festlichkeiten genutzt wurde.
    Heute spielen auch die technischen Möglichkeiten der Beheizung der Wohnräume eine große Rolle.
    Außerdem beinflussen Klima und Wetter .In warmen Ländern hat man leichtes Schuhwerk und in Innenräumen Fließen. Da kennt man so etwas wie Hausschuhe gar nicht. In schneereichen Ecken, würde man nie auf die Idee kommen, Stiefel im Wohnraum anzulassen.
    Privat ist mir alles schon begegnet. Allerdings ist es immer eine Zwickmühle sich für eine Fete gut zu kleiden und dann vor dem Schuhproblem zu stehen.
    Hier gibt es wohl keine einfache Antwort, zu vielfältig die Gründe.

  19. Ich bin im Osten, in der Nähe von Berin großgeworden. Bei uns zu Hause (Altbau, gemalerte Dielen) lief die Familie selbstverständlich in Hausschuhen herum. Von Gästen wurde dagegen nie erwartet, dass diese Ihre Straßenschuhe auszogen – selbst meine Großmutter behielt zu Besuch immer ihre Schuhe an.
    Später, als ich eine dann eigene Wohnung hatte, war es im Freundes- und Familienkreis üblich, die Schuhe bei Betreten der Wohnung auszuziehen. Das war für alle – auch die aus dem ehem. Westen – selbstverständlich.
    Mein Freund – aus dem tiefen Westen – kannte das dagegen gar nicht; da wurden die Schuhe immer anbehalten. Ich finde das – insbesondere mit Kleinkind – grenzwertig, da zum Teil auch keine Rücksicht darauf genommen wird, ob man mit den Schuhen auf den Spielteppich des Kindes latscht. Und da hier in Berlin an jeder Ecke Hundehaufen liegen, reagiere ich inzwischen auch ziemlich allergisch auf Straßenschuhe in der Wohnung.
    Viele Grüße
    Cornelia

    • Also noch eine Bestätigung, dass es auch ein Ost/Westphänomen ist. Am liebsten würde ich ja mal ein ganze Auflistung machen, was Ost- und was Westverhaltensweisen sind/waren!

  20. Für mich (Ostösterreich) ist es ganz normal, die Schuhe auszuziehen. Ich würde nie in meiner Wohnung mit Schuhen herumlaufen und ich ziehe auch anderswo automatisch die Schuhe aus. Besuch bietet hier normalerweise von sich an, die Schuhe auszuziehen – und man sagt dann üblicherweise so was wie: bloß nicht, wir wohnen hier. Ich nicht (mehr), ich sage nur danke, ich mag den Straßendreck nicht in der Wohnung (und ich habe nicht erst einmal unmittelbar nachdem der Besuch wieder weg war, die Wohnung gewischt).
    Die Teilung, dass in dem Teil, in dem sich Besucher_innen üblicherweise bewegen, Schuhe tolerierbar sind, während es einen ganz persönlichen Bereich gibt, wo Schuhe gar nicht gehen, kenn ich auch – ist z.B. bei meinen Eltern so.

  21. Auch ich habe das Schuheausziehen in fremden Wohnungen erst kennengelernt, als ich (aus Westdeutschland) nach Berlin gezogen bin – und zwar auf eine eher überraschende Weise: Ich hatte alle Kommilitonen zu meinem Geburtstag eingeladen und auf einmal stapelten sich im Flur meiner Studentenwinzwohnung kiloweise Schuhe. Ich habe das – wohl etwas naiv – zunächst auf die 30 Grad geschoben, die draußen herrschten und innerlich gebetet, dass die Katzen keine fremden Gerüche übertünchen wollen… (haben sie nicht).

    Irgendwann war meine Mutter bei mir zu Besuch und wir kamen auf das Thema. Sie meinte, aus ihrer Sicht sei es un-mög-lich, von einem Gast zu verlangen, sich derart „zu entblößen“ und am besten noch die Sauberkeit der Wohnung als Grund anzugeben. Denn: A) ist der Gast natürlich ein supersauberer Gast mit ebensolchen Schuhen und B) würde man ja damit zugeben, dass man zu bequem ist, irgendwelche Spuren zu beseitigen. Das Credo lautet aus ihrer Sicht: Bei mir ist alles picobello und selbstverständlich mache ich gerne hinter Dir sauber, falls es doch – wider Erwarten – nötig wird. Ich bin aber keinesfalls so kleinbürgerlich, Dich (Gast) um „Mitarbeit“ zu bitten und Dich in Socken der Lächerlichkeit preiszugeben.

    Mein Freund, ein eingeborener Westberliner, sagt hingegen, bei ihnen sei das Schuheausziehen zu Hause sehr üblich gewesen und alle, die das nicht berücksichtigt haben, seien als ungezogene Stoffel im Hinterstübchen notiert worden.

    Unabhängig von dem Fußboden(belag) erinnere ich mich auch, vor Jahren gelesen zu haben, dass Striptease-Tänzerinnen u. ä. Berufsgruppen sehr ungern ihre Schuhe ausziehen; sie kämen sich sonst „nackt“ vor. Dabei habe ich mich an diverse Stunden vor dem Spiegel erinnert, die das Party-Outfit mit den passenden Schuhen ergänzen sollten, denn schließlich zählt ja der Gesamteindruck – und den hätte vehementes Schuheausziehen innerhalb von Sekunden zerstört und ich wäre mir auch etwas nackt vorgekommen.

    Ich ziehe jetzt zu Hause die Schuhe aus und frage, wenn ich in eine fremde Wohnung komme (sofern da nicht schon ein Schuhberg einen dezenten Hinweis gibt). Bei Besuchern bin ich da relativ schmerzfrei, jeder kann das halten, wie er möchte – schließlich soll er sich so oder so wohlfühlen. Allerdings wohnen wir auch im 3. Stock und die Treppe ist durchgehend mit einem Sisalteppich bespannt – wer bei uns ankommt, hat dann wirklich keinen Dreck mehr an den Botten.

    Schöne Grüße,
    Yvonne

  22. Bei uns zuhause haben wir immer die Schuhe ausgezogen, aber einfach weil das so bequemer ist. Bei Gästen kam es darauf an, wie lange sie blieben. Wenn sie nur zum Abendessen da waren, blieben die Schuhe an. Wenn sie mehrere Tage da waren, wurden die Schuhe ausgezogen.
    Seit ich im Osten wohne, bin ich schon froh, dass ich meinen Besuch dazu bewegen kann, die Schuhe nicht im Treppenhaus stehen zu lassen, sondern bei mir im Flur. Von mir aus kann man in meiner Wohnung die Schuhe anlassen. Ich habe nämlich immer kalte Füße und bin auch froh, wenn ich die Schuhe anlassen darf, wenn ich irgendwo zu Besuch bin. Ziehe sie natürlich aus, wenn das in dem Haushalt so üblich ist.

  23. In Österreich ganz klar: Schuhe beim Betreten der Wohnung von selbst ausziehen und Gästepatschen angeboten bekommen. Bei uns ist es sogar häufig so, dass die Kinder in der Schule extra „Schulpatschen“ anziehen müssen. Eine ständige Lachnummer war der Direktor in meinem Gymnasium, der als (fast) Einziger immer in Cordsamt-Hausschuhen durch die Gänge latschte, weil er als gutes Vorbild vorangehen wollte. Weder die (älteren) Schüler/innen noch der Großteil der anderen Leherer/innen hat sich daran gehalten. Für mich war es sehr befremdlich, dass im Gymnasium meines Sohnes keine Hauspatschenpflicht herrscht. Besonders im Winter finde ich es nicht so lustig, wenn die Füße der Kinder/Jugendlichen den ganzen Tag in den dicken, gefütterten Winterstiefeln vor sich hin schwitzen müssen.

    Es hat für mich bis zu einem gewissen Grad etwas mit dem Bodenbelag zu tun: Bei Teppichbelag sind Straßenschuhe ein abolutes no-go, bei Fliesen oder Holzböden ohne Teppich gehen Straßenschuhe zur Not. In meiner eigenen Wohnung bitte ich die Besucher/innen, sich die Schuhe auszuziehen, bzw. werden sie ganz automatisch und selbstverständlich an der Tür ausgezogen. Außer wenn Handwerker ins Haus kommen, die dürfen ihre Straßenschuhe anbehalten.

    Und wenn wir zu Besuch sind, nehme ich üblicherweise meine eigenen warmen Socken mit, weil mir im Winter sonst die Füße oft zu kalt sind.
    Sehr spannend finde ich den Aspekt, der jetzt mehrmals in den Kommentaren aufgetaucht ist: Wenn die schmutzigen Überschuhe/Galoschen ausgezogen werden und darunter die sauberen „schönen“ Schuhe zum Vorschein kommen, spricht ja an und für sich nichts dagegen, auch bei einer Party mit richtigem Schuhwerk am Fuß anwesend zu sein.

    Spannend und vielfältig, das Thema. Hat Spaß gemacht, mich jetzt durch die Kommentare zu schmökern! lg, Gabi

  24. Ein sehr interessantes Thema! Bei uns zu Hause in Österreich hatte meine Mutter immer die Schuhe anbehalten und ich fand das damals schon sehr unangenehm. Bei Teppichboden in der Studentenwohnung war dann klar, Schuhe aus. Und seitdem ich in Paris dann den Vortrag gehalten bekommen hatte, wie unglaublich viel Bakterien durch die Strasse in die Wohnung kämen und es daher Pflicht sei, die Schuhe auszuziehen, mag ich es sehr viel lieber, daß alle ihre Schuhe ausziehen. In der türkischen Schwiegerfamlie ist es vollkommen klar, daß man die Schuhe auszieht und auch Söckchen anhat, um nicht barfuß in der Wohnung rum zulaufen.
    Ich mag es nicht, aber dulde es zähneknirschend, wenn Freunde partout ihre Schuhe anbehalten.

    Danke für all die verschiedenen Hinweise und Aspekte. Sehr interessant

Bitte Datenschutzerklärung beachten.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..