Was ein Buch kostet

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Ein Buch drucken lassen und dann verkaufen? Darüber denken viele nach. Aber lohnt sich das? Hier meine Erfahrungen zu dem Thema. Heute geht es um die Gesamtkalkulation.

Buchkalkulation

Mein fiktives Beispiel bezieht sich auf ein Buch im Selbstverlag, mit ähnlicher Gestaltung wie „Verflixt und Zugenäht„:
Hardcover, ca. 150 Seiten, farbige Abbildungen, Auflage 1.000.

Die Grafik zeigt die Kostenverteilung in Euro bei einem Ladenpreis des Buches von 16 Euro (gesamt 16.000 Euro). Ganz grob und ohne Beachtung netto/brutto. Wohlgemerkt, das sind nicht meine Ausgaben, sondern geschätzte Zahlen. Zu den einzelnen Posten unten mehr.

Diagramm16Euro

Wer verdient an den 16 Euro? Ich kann hier wirklich nur ganz pauschale Zahlen nennen, die ich mir zum Teil mangels eigener Kenntnis zusammengegoogelt habe.
1.
Druckerei – Egal ob die Auflage 500 oder mehr beträgt, die Druckkosten für ein Hardcover fangen bei 3.000 Euro an. Bei einer Auflage von 1.000 rechne ich hier mit 4 Euro pro Hardcover. (Große Unterschiede sind je nach Buchausstattung möglich. Anhaltspunkte gibt z.B. die Onlinekalkulation bei Laserline)
2.
Lektorat (2 – 8 Euro pro Normseite = 1500 Zeichen incl. Leerzeichen) und Korrektorat (1 – 5 Euro pro Normseite)
3.
Grafikbüro für Cover, Abbildungen und Layout (Covergestaltung 100 – 800 Euro, Stundensatz Grafiker ca. 50 – 120 Euro. Layout allein ab 500 Euro, Preisliste mit Anhaltspunkten dazu.) Dazu käme ggf. Honorar für Abbildungen, Fotos, Zeichnungen (Bildagentur, Fotografin oder Illustrator. Preise Fotografie ab 70 Euro pro Buchseite, Illustration ab 120 Euro. Im Einzelnen sicher sehr unterschiedlich.)
4.
Auslieferung, das heißt Lager, Auftragsannahme, Verpackung, Versand, Rechnungsstellung, Inkasso. Auslieferer berechnen dafür ab 10% des Buchpreises (Beispiel Fin Gadar), aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das für den Aufwand ungefähr angemessen ist.
5.
Handelsrabatte. Die Zwischenhändler, die das Buch an die Buchhandlungen liefern, behalten 50 % (wenn man mit so einem kleinen Projekt dort überhaupt aufgenommen wird). Will/muss man die Buchhandlungen direkt beliefern, ist ein Rabatt von 30% üblich und der eigene Aufwand steigt immens – dazu dann mehr in einem weiteren Beitrag.

Fällt etwas auf? Ja, es fehlt das Autorenhonorar. So ein Buch wie im Beispiel lässt sich zum Preis von 16 Euro nicht herstellen, wenn neben Handel, Auslieferung, Druckerei, Lektorat und Grafik noch jemand daran verdienen möchte.

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Wenn die Autorenschaft mit 10% des Buchpreises honoriert werden soll, dann müsste das Buch mindestens 20 Euro kosten. (Wieder nur eine ganz grobe Grafik, bitte nicht daran aufhängen).

Diagramm20Euro

Was fehlt aber dann immer noch? Die Kosten für Marketing zum Beispiel, denn das schönste Buch nützt nichts, wenn niemand davon weiß. Viele kleine Posten fehlen außerdem, wie z.B. Freiexemplare für Rezensionen und Mitarbeiter oder die ISBN/VLB-Listung.
Ohnehin geht das alles nur auf, wenn alle Exemplare verkauft werden. Klappt das nicht, dann bleibt man auf einem Verlust sitzen. 20 Euro wären meiner Einschätzung nach für so ein Geschenkbuch zu viel, wahrscheinlich würde es sich schlecht verkaufen.
Es ist also kein Wunder, dass Autoren heute meist deutlich unter 10% des Nettopreises an einem Buch verdienen, denn die Marge für die Verlage ist viel zu gering. (Bei meinen Beispielen bliebe für einen Verlag ja ohnehin gar kein Gewinn über).

Für mich ist der Verkauf meines Buches zum Preis von 16 Euro nur deshalb möglich, weil ich Cover, Grafik, Layout und Auslieferung selbst übernommen habe und bei Lektorat/Korrektorat sehr freundschaftliche Abmachungen treffen konnte.

Fazit

Das ist alles ernüchternd, aber – was mich betrifft – ok, weil mir die ganze Sache bisher sehr viel Spaß macht. Schade ist, dass der größere Plan nicht aufgeht: Den Kuchen mit anderen zu teilen. Tolle Illustratoren zu beauftragen, das Layout von einer Grafikerin machen zu lassen und alle, auch das Lektorat, fair zu honorieren. Gar nicht zu denken ist an die Idee, Menschen mit Fachwissen als Autoren zu gewinnen und schöne Bildbände zur Textilhistorie zu gestalten. Oder ein gutes fremdsprachiges Buch übersetzen zu lassen. Das Honorar für die Übersetzung (in meinem Beispiel 2.000 – 3.000 Euro plus Beteiligung) und die Lizenz käme über die Verkäufe nicht wieder herein.

Was andere sagen

Mein Fazit deckt sich mit den Erfahrungen vieler anderer. Aus Verlagssicht drei hilfreiche Artikel zu dem Thema:

Berlin Story Verlag Was kostet ein Buch? mit einem sehr viel ausgefeilteren Tortendiagramm als bei mir.

kalkulationdiagrscreenshot Berlin Story Verlag

Verlag Voland&Quist Buchkalkulation – Was verdienen Autor und Verlag an Büchern? 

Zitat: „Eins unmissverständlich vorweg: Die Verlage verdienen sich nicht dumm und dusslig an Büchern, oder wenn, dann nur bei Megabestsellern mit mehreren 100.000 Stück Auflage, was bei 99,9% der produzierten Titel nicht zutrifft. „

Storyhouse Verlag beim Literaturcafé zu Kalkulation und verlegerisches Risiko

Zitat: „Die großen Publikumsverlage haben mit dieser Kalkulation wenig Probleme, trotz deutlich höherer Gemeinkosten. Diese Verlage gehen ein Projekt erst an, wenn mindestens 5.000 Exemplare relativ sicher absetzbar erscheinen.“

Die Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan hat schon 2012 in ihrem Blog über Geld geredet. „Ja, es gibt reiche Autoren. Das sind aber die Ausnahmen. Der große Rest hangelt sich mit Stipendien, Ehepartnern und/oder sogenannten Brotjobs durch. Und das hat nichts damit zu tun, dass das keine guten Autoren wären.“
In einem FAZ-Artikel wird bestätigt, dass kaum ein Autor vom Buchverkauf lebt: „Ein paar Zahlen zur Aufklärung: Ein belletristisches Werk, das sich dreitausend Mal verkauft, ist in Deutschland kein Flop. Fünftausend verkaufte Exemplare sind ein Achtungserfolg, zehntausend ein richtiger Erfolg. Mit zwanzigtausend verkauften Büchern wird man bereits als „Bestsellerautor“ tituliert. Bei branchenüblichen Tantiemen von zehn Prozent und einem Ladenpreis von rund 20 Euro liegt der Gesamtverdienst eines „normal“ erfolgreichen Autors also zwischen 6.000 und 40.000 Euro – vor Steuern.“

Der Verleger Joachim Unseld weist in einem Interview 2012 darauf hin, dass es abseits des Massengeschmacks ohne Subventionen nicht mehr geht:

Wir sind eigentlich auf dem Weg dahin, dass die Kulturverlage, wie ich sie nenne, wie die Theater sich nicht mehr selbst halten können werden. Die Renditen sind auf null; ich weiß gar nicht, ob es noch einen Verlag gibt, der wirklich Gewinne macht. Es gab immer die hauseigene Quersubventionierung der Verlage, dass man mit dem einen Unterhaltungsbestseller die literarischen Bücher bezahlt. Aber dadurch, dass diese absoluten Spitzentitel rar sind, funktioniert das auch nicht mehr. Andere Länder subventionieren bereits literarische Verlage und Buchhandlungen. In Amerika gibt es die Einrichtung der University Press. In Österreich bekommt jeder Kleinverlag noch seine 50.000 Euro im Jahr vom Staat. Frankreich hat seinen Verlagen die Digitalisierung seiner Backlist finanziert.

Für die Nische „Textile Kulturgeschichte“ sieht es also nicht so gut aus, was gedruckte Veröffentlichungen ohne Sponsoring angeht. Das ist aber nur ein Zwischenstand meines Buchexperiments und keinesfalls das Ende. Weitere Erfahrungen aus dem Selfpublishing in Kürze in einem zweiten Teil. Arbeitstitel: „Amazon ist nicht das Böse und die Buchhändler sind nicht die Guten“.

Wie immer gilt: Fragen, Berichte und Anregungen gern über die Kommentare!

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16 Kommentare

  1. Danke für dein Erfahrungs-Feedback, das ist sehr interessant. Ich habe mich bisher noch nicht in die Selfpublishing-Nische begeben, da mir ein gutes Lektorat unheimlich wichtig ist – und ich das nicht umsonst bekommen kann. Es ist natürlich toll, wenn man es sozusagen zum Freundschaftspreis erhält – allerdings geht das ja im Grunde auch nur bei einem Buch, nicht bei mehreren. Finanziell interessanter wird die Sache vermutlich mit E-Books, weil da ja einiges von der Torte wegfallen würde. Ich jedoch liebe das gedruckte Buch. Verflixt & Zugenäht als E-Book hätte ich mir auch nicht vorstellen können.
    Übrigens zahlen die Verlage immer weniger im Voraus für ein Manuskript, was die Autoren, die von ihren Büchern leben können/müssen, mittlerweile dazu zwingt eine immer höhere Stückzahl pro Jahr zu produzieren. Also auch nicht so richtig rosig, die Entwicklung… LG mila

    • Ehrlich gesagt wird mein Fazit wohl sein, dass es in Zukunft für die Masse auf Ebooks hinausläuft – und gedruckte Bücher viel teurer werden müssen, sowohl im Preis als auch in der Ausstattung. Sie müssen ein wertvolles Kleinod sein, denn der Vertrieb ist bisher viel zu teuer für ein Billigprodukt.
      Nun habe ich dich mal gegoogelt, ich wusste nicht, was für eine erfahrene Romanautorin du bist :-) Schreiben ist wie Nähen, Flicken, Abnähen – schönes Bild! Bekannte Autoren, die online präsent sind, könnten es ja auf jeden Fall als Alternative immer mit Selfpublishing versuchen – das Lektorat des Vertrauens müsste dann auf jeden Fall preislich drin sein, denn mit der Höhe der Auflage, plus Ebook-Variante (wie bei den BoD-Anbietern) steigt natürlich der Verdienst. Aber dazu wollte ich im zweiten Teil noch etwas schreiben, aber vielleicht ist das auch nur für wenige Leser interessant – dann ist es für mich einfacher, meine Gedanken offline zu formulieren und bei Anfragen per Email zu versenden, mal sehen.

  2. Wie klein das Tortenstück für die Autoren doch ist – wenn man bedenkt, dass es ohne die Schreiberinnen und Schreiber das Buch nicht geben würde. Die eigentliche schöpferische Leistung wird also geradezu beleidigend niedrig honoriert. Bücher sind derzeit einfach zu billig, der niedrige Preis geht auf Kosten derer, die für die Inhalte sorgen. Das ist leider nicht anders als bei Milch- und Gemüsebauern und in der Viehzucht. Und auch dort ist es ein Skandal.

    Der einzig sinnvolle Schritt wäre, die Spanne jenseits der Produktionskosten, Vertriebshonorare und Verlagsgewinnen höher zu kalkulieren und dann eben 1 zu 1 an die Autor/innen weiterzugegeben (die das ja auch noch als Eikommen versteuern müssen).

    Das gedruckte Buch muss also teurer werden.

  3. Bereits während meiner Fortbildung im Redaktionsbereich (vor 15 Jahren) wurde uns gesagt, dass Autoren höchstens 1/7 des Verkaufspreises erhalten – dabei machen deren Leistungen doch gerade den größten (schöpferischen) Anteil daran aus. Schade, dass in heutiger Zeit kreative, künstlerische Arbeit, inklusive Schreiben, nicht mehr ausreichend honoriert wird und Herstellung, Transport und Material (und Verlagswesen!) so viel der Kosten verschlingen. Um so schöner, dass Du Dich an Dein Buchprojekt gemacht hast! Noch viel Erfolg mit Deinen Buchprojekten wünscht Dir Mrs Go

  4. Für mich ist schon lange klar: Selbstverlag erfolgt per eBook – alles andere ist Luxus.

    Von der ganzen Kalkulation bleiben lediglich die Posten Lektorat und Grafik übrig. Summe: 2500€. Beim offline Buch wurden 1000 Verkäufe angepeilt, sonst wäre die Auflage ja nicht so hoch gewesen. Dasselbe nehme ich mal für den online Verkauf an. Wenn dann der Preis z.B. 8€ beträgt, führt das zu 8000€ Umsatz. Davon werden je nach Plattform 70-90% ausgezahlt an den „Verlag“; ich nehme mal konservativ die 70% an, die zu 5600€ Einnahmen führen.

    Für einen Selbstverleger bleiben damit 5600-2500=3100€. Das sind mehr als die 2000€ bei Papierbuch und knapp 40% vom Verkaufserlös.

    Wer noch Marketing braucht, der muss weitere Kosten hinzurechnen. Das ist ja aber eine recht individuelle Sache. Wer schon einen Tribe hat, kommt mit weniger Marketingaufwand auf seine Verkäufe als der no-name Autor. Und bei einem Fachbuch ist es auch etwas anderes als bei Belletristik.

    Ich sehe mit eBooks nur Gewinner: der Autor bekommt mehr, der Verlag hat weniger Kosten, kein Baum muss gefällt werden, kein Lieferwagen muss CO2 ausstoßen.

    Ja, ich weiß, die Haptik bleibt auf der Strecke. Ach, ach, so ein schönes Buch in der Hand zu haben, ist das nicht eine Freude? Ich kenne das Gefühl als Leser und Autor, in einem Buch zu blättern, daran zu schnuppern, es stolz in der Hand zu wiegen.

    Doch der Preis dafür ist hoch. Und ich sehe nur noch bei sehr, sehr wenigen Inhalten dieses Medium gerechtfertigt. Ein Papierbuch ist ein Luxusprodukt. Deshalb darf es auch gern viel kosten. Wer meint, dass sie/er bzw. das Thema nur so befriedigt werden kann, der soll das gern bezahlen.

    Einen Abgesang auf das Buch anzustimmen, weil Druck und Lieferung und Lagerung und stationärer Buchhandel so teuer sind, halte ich für eine rückwärtsgewandte Attitüde. Wem es wirklich um den Inhalt geht, der hat heute andere Möglichkeiten, ihn an den Leser zu bringen.

    Ich frage mich daher: Warum tut kein (oder kaum ein) Verlag massiv etwas dafür, das Medium zu wechseln? Weg vom teuren Medium Papier hin zum preisgünstigen Medium Datei. Stattdessen hoffen alle, dass eBooks nur langsam an Leserschaft gewinnen. Und auch heute noch werden eBooks von renommierten Verlagen nach dem Papierbuch herausgebracht. Für mich eine ganz unverständliche Haltung. Da will sich gar keine Träne in mein Auge stehlen bei Lektüre des Lamentos von Herrn Unseld. Die Kultur steht jedenfalls nicht mit dem eBook auf dem Spiel.

    Just my 2c nach meiner Erfahrung mit Verlagen und Selbstverlag.

    • Im Prinzip stimme ich dem zu, nur für Bücher wie meins ist es anders. Das Thema spricht auch viele Ältere an, die sich kein Ebook kaufen würden/könnten und es wird bisher oft als Geschenk für andere gekauft – das wäre als Ebook bisher nur sehr schwer möglich. Tatsächlich weiß ich nicht, ob sich 1.000 auch als Ebook verkaufen würde, das müsste ich noch testen. Die erste Auflage von 500 ist im Weihnachtsgeschäft letztes Jahr fast ganz verkauft worden, es ist also ganz klar auch der Gegenstand Buch, der eben als schönes Geschenk wichtig war.
      Aber wenn ich einmal etwas habe, wo ich ausschließlich Inhalte vermitteln will und die Zielgruppe eher unter 40+ liegt, dann werde ich mich wohl auch für NUR-Ebook entscheiden, das sehe ich genauso. Teuer wird es in so einer Nische dann aber auch – allein die Lizenzen für Abbildungen, wie ich sie in meinem Blog habe, würden wahrscheinlich ein großer Posten. Deshalb bin ich nicht so sicher, ob es in Kulturnischen mit wenig finanzkräftiger Zielgruppe nicht doch Sponsoring braucht.
      Die Buchbranche ist viel zu rückwärtsgewandt, die Erfahrung habe ich auch gemacht, und müsste sich viel schneller bewegen. Aber da kommt noch was, da bin ich ziemlich sicher. Vor ein paar Jahren noch wäre ich mit meinem kleinen Projekt wahrscheinlich bei keinem Barsortiment gelandet, vielleicht hängt das ja mit einem Richtungswandel und der Anerkennung der Erfolge der Selfpublisher zusammen, wer weiß.

      • Es mag sein, dass deine Zielgruppe ein Papierbuch braucht. Nur leider wird es dann für dich eben risikoreich.

        Du hast 500 im Weihnachtsgeschäft abgesetzt. Super! Hast du damit einen Gewinn gemacht? Wenn ich deine Zahlen aus der zweiten „Torte“ mal überschlage, dann hast du mindestens 250€ Verlust eingefahren (Umsatz: 10.000€ – Variable Kosten: 7750€ – Fixkosten: 2500€).

        Und da du nun den unmittelbaren Bedarf bedient hast, ist fraglich, ob die nächste Auflage mit 1000 genauso weggeht. Denn falls nicht… dann sieht die Rechnung noch schlechter aus. Denn dann bleibst du ja auf Restexemplaren sitzen.

        Aus Liebhaberei den Aufwand zu treiben, kann eine schöne Sache sein, wenn man es sich erlauben kann. Auch Marketing kann ein Grund sein, es zu tun; dann ist der Verlust eben als Investition zu sehen. Andere schalten eine Anzeige, die Geld kostet; du verlegst ein Buch, was dich Geld kostet. Warum nicht?

        Aber mit Papierbüchern echt Geld verdienen… das halte ich für sehr, sehr schwer. Das schaffen ja kaum renommierte Verlage. Ich kenne einen selbstverlegenden Autor in Hamburg, der am Ende gutes Geld verdient hat (Michael Baier mit seiner Coruum-Reihe). Aber das war harte Arbeit und viel Klinkenputzen. Und er ist in Vorleistung gegangen mit recht großen Auflagen, die er an Ketten wir Karstadt und Thalia direkt verkauft hat. Für mich ein Erfolgsrezept wie Rauchen ein Gesundheitsrezept ist :-) Es gibt Leute, die damit Geld verdienen (bzw. lange leben) – aber zum Nachahmen kaum empfehlenswert.

        Lizenzkosten für Bilder können je nach Thema natürlich zu Buche schlagen. Aber inzwischen gibt es ja einige Anbieter, wo die Kosten überschaubar sind. Abraten kann ich allerdings von allem, wo irgendwie Getty Images dahinter steht. Aber bei pixabay.com bin ich schon oft fündig geworden. Oder versuchen, selbst Bilder zu machen ;-)

        Optimistisch bin ich auch, dass sich beim Thema Buch noch einiges zum Guten verändern wird. Wir sind in einer Übergangsphase. Das Neue klopft an die Tür oder ist schon eingetreten, das Alte kann noch nicht loslassen.

        Das Papierbuch verschwindet natürlich nicht. Doch für das eBook spricht zuviel, als dass sich Verlage dauerhaft weigern können. Und wer sich dagegen stellt, der wird – wie die Musikverlage – Opfer von „Raubkopien“. Ein Buch zu „rippen“, d.h. es zu digitalisieren, ist ja eine Sache von max. 30 Minuten (für dickere Bücher). Dann liegt es zumindest als durchsuchbares PDF vor und kann auf jedem Smartphone/Tablet gelesen werden. Das mache ich immer wieder für ältere Bücher, die entweder nur noch second hand zu kaufen sind oder bei denen sich Verlage strickt weigern, eBooks herzustellen.

        Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Auf Dauer ist auch das dann nur noch wirtschaftlich.

      • Nee, Verluste bisher nicht, so weit geht die Liebhaberei dann doch nicht. Die Torten gelten ja nicht für mich, sind nur ganz grobes Beispiel. Die erste Auflage lief bei mir gar nicht über das Barsortiment sondern zum größten Teil über Direktvertrieb, da sieht die Aufteilung natürlich anders aus.

  5. ui, das ist ausgesprochen deprimierend für mich als großen Büchernarren und mir war ehrlich gesagt nicht so richtig klar, was für ein Luxus es ist ein Buch zu schreiben. Luxus weil man einen großen Teil seiner Zeit einfach nicht bezahlt bekommt. Sieht das Verhältnis bei Kindle & Co für den Autoren etwas rosiger aus (vom selfpublishing mal abgesehen?) LG, Zuzsa

    • Wie ein Verlag einen Autor für ein verkauftes Ebook bezahlt? Das weiß ich leider nicht. Aber, wie Ralf W. schon beschrieben hat, tun die Verlage zur Zeit noch nicht viel dafür, Ebooks attraktiv zu machen. Ich kann mir bisher nicht vorstellen, dass sie Ebook-Autoren sehr viel besser bezahlen, aber vielleicht weiß jemand anderes etwas dazu?
      Falls du noch mehr Zahlen zu den Autorentantiemen wissen möchtest habe ich hier http://www.netzfundbuero.de/2012/04/02/was-verdient-eigentlich-so-ein-buchautor/
      noch mehr dazu gefunden:
      1 bis 5.000 Exemplare: 5%
      5.001 bis 10.000 Exemplare: 6%
      10.001 bis 50.000 Exemplare: 7%
      50.0001+ Exemplare: 9%

    • Es ist eine Sache, die Honorarsätze zu vergleichen. Bei einem Verlag magst du 5%-12% bekommen, im Selbstverlag können es 70%-90% sein. Das hört sich erstmal gut an, oder? :-)

      Aber nehmen wir einen Belletristik-Titel, der vielleicht 10€ als Papierbuch kostet. Wenn der sich 3000 Mal verkauft und du 5% bekommst, dann sind das 1500€. Für den ganzen Aufwand natürlich ein lächerlicher Lohn, aber immerhin.

      Jetzt ein selbstverlegtes eBook. Das sollte natürlich nicht so viel kosten, also vielleicht runde 5€. Davon 70% z.B. bei amazons Kindle Direct Publishing (KDP) wären 3,5€. Hört sich viel besser an als die 0,5€ vom Verlag.

      Aber wie oft verkauft sich so ein eBook? Das ist wahrlich kein Selbstgänger. Als Selbstverleger hast du ja (gewöhnlich zunächst) keine Reichweite. Wer soll von dem Titel erfahren? Danach sucht niemand. Er müsste bei amazon.de oder buch.de oder thalia.de über inhaltliche Ähnlichkeiten in Suchergebnissen irgendwie auftauchen.

      Darüber zu einer Leserschaft zu kommen, ist nicht einfach. Ohne weitere Maßnahmen, die den selbstverlegenden Autor Mühe und/oder Geld kosten, ist da kaum großer Erfolg zu erwarten. Also findest du mehr oder weniger zufällig vielleicht 200 Käufer und kommst auf 700€ Honorar.

      Trotz viel höherem Honorarsatz hast du beim Selbstverlag also womöglich weniger in der Tasche. Erst ab 430 Käufern sieht es besser aus als mit dem Verlag. Doch kommst du auf solche eine Verkaufszahl? Das scheint mir für die alllllermeisten Autoren sehr, sehr schwer.

      Deshalb überlegen, warum man schreibt. Für’s Geld? Besser nicht. Für sich selbst, als Hobby, für die Kinder… warum nicht?

      Doch auch hier lohnt sich vielleicht Optimismus: Wenn der Buchhandel die Herausforderung Digitalisierung annimmt, kommt er irgendwann darauf, was seine zentrale Funktion ist. Er ist (nicht länger) Logistiker, sondern endlich vor allem Kurator und Salonier :-)

      Für mich ist die vornehme Aufgabe des Buchhandels, Inhalte und Leser zusammenzubringen. Dafür braucht es ein gewisses Ambiente (offline und/oder online), dafür braucht es vor allem aber Charakter, eine Meinung, eine Linie, die mir als Leser Klarheit schafft und mich neugierig macht.

      Wer mir immer wieder gute Leseerlebnisse vermittelt, dem bin ich dann bereit, dafür in irgendeiner Form Geld zu geben.

      Und wenn der Buchhandel darauf gekommen ist, dann wird er sich der Selbstverleger annehmen. Früher oder später :-)

  6. Das man damit nicht reich werden kann bzw. nur ganz wenige, das war ja von vornherein klar. Die Verursacher/Kreativen werden in nur ganz wenige Fällen hoch honoriert, egal in welcher Branche! Mir widerstrebt aber der Gedanke zutiefst nur noch etwas anzufangen und eine Idee umzusetzen, wenn man mit Sicherheit große Gewinne einfahren wird.Von so viel Wirtschaftlichkeit geprägt, wären viele Dinge in kreativen Bereichen nie entstanden! Deshalb kann ich dem Hohelied des E-books von RalfW so nicht zustimmen.
    Warum sollten Verlage Autoren von E-books übrigens besser bezahlen, ganz im Gegenteil – Ihr Aufwand ist viel geringer, also ist ihr Gewinn größer.
    Bücher sind auch Kunstobjekte und warum kann es nicht zunkünftig so sein, das besondere Bücher mit Mäzenen möglich sind. Kunst hat in alle den Jahrhunderten immer Förderer gehabt und gebraucht. Auch ein Zusammenschluß und Leistungsausstausch ist ein Gedanke für besondere Projekte. Einen Bildband oder einen Kunstkatalog wird ein e-book nicht ersetzen können. Wir sind Individuen mit vielen Sinnen, die wir uns auch erhalten sollten!!!

    • Dass man nur etwas anfangen soll, was viel Geld einbringt, habe ich ja nicht sagen wollen. Es kann ganz unterschiedliche Gründe geben, geldliche Verluste hinzunehmen. Ist doch völlig ok – wenn man das ganz bewusst tut.

      Umgekehrt habe ich aber sagen wollen: Wer Geld verdienen will, der sollte nicht aufs Papierbuch setzen.

      Warum sollten Verlage eBook-Autoren mehr Prozente bieten? Weil sie fair sind. Wenn sie fair sein wollen. Und weil sie auf lange Sicht sonst keine Autoren mehr haben werden. Die Konkurrenz des Verlages ist ja nicht der andere Verlag, sondern die Kombination aus KDP und Autor. Das haben Verlage ja auch schon realisiert und setzen eigene Selbstverlagsplattformen auf, z.B. neobooks. Dort bekommen Autoren weit mehr als die üblichen Prozente.

      Bücher mit Mäzenen fördern? Eine gute Idee. Die gilt für Papierbücher wie elektronische. Mit Crowdfunding Plattformen wie kickstarter oder indiegogo geschieht das auch. Statt einem Jan Philipp Reemtsma hat man dann viele no-name Mäzene.

      Wer einen papiernen Kunstband so aufsetzen kann, ist zu beglückwünschen. Oder ein Buch über Technik oder einen Roman wie „S – Das Schiff des Theseus“. Dann gibt es dafür einen Markt, sorry, Interessenten und Liebhaber. Ist doch wunderbar.

      Wenn mir aber die Arno Schmidt Stiftung mitteilt, dass man an eBook-Ausgaben nicht interessiert sei, weil das doch der Grundhaltung des Autors widersprechen würde… Dann geht mir das Verständnis völlig ab. Ein Typoskript wie „Zettels Traum“ mag zu viele Eigenschaften verlieren, wenn man es digital anbieten wollte. Aber „Kühe in Halbtrauer“ oder die Radio-Features oder die Poe-Übersetzung als eBook soll dem Schmidtschen Geist zuwiderlaufen? Das halte ich für ausgemachten Quatsch und ein grobes Missverständnis. Denn eine eBook-Ausgabe bedeutet mehr Leserschaft. Und welcher Autor sollte daran nicht interessiert sein – selbst unter Verlust eines gewissen haptischen Erlebnisses?

      Vor allem sind wir aber eben nicht nur „sinnliche Wesen“, die ein Buch umblättern und riechen wollen. Wir sind auch Wesen des Geistes und der Bequemlichkeit. Und wie viel bequemer ist es, ein eBook immer dabei haben zu können, ohne Papier schleppen oder eine Auswahl treffen zu müssen? Und wie viel unterstützender ist es für den Geist, wenn ich meine Notizen viel leichter und vielfältiger und durchsuchbar in einem eBook machen kann? Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die Inhalte eines eBooks zu verweben mit anderen Inhalten im Internet?

      Aber die Vor- und Nachteile kann ja jeder für sich selbst abwägen, Autor wie Leser. Nur um die ökonomischen Realitäten kommt dann am Ende keiner herum.

  7. Vielen Dank für die detaillierte und interessante Aufstellung. Und Danke für die aufklärerischen Links zu dem, was die häufig als so unfair hingestellten Verlage tatsächlich an einem Buch verdienen. Das ist oft genug erschreckend wenig. (Wobei es unzählige Verlage im deutschsprachigen Raum gibt, die man unmöglich alle über einen Kamm scheren kann – noch so ein Sprichwort …)
    Im Selfpublishing muss es übrigens nicht ausschließlich das E-Book sein, über den Digitaldruck lassen sich auch gebundene Bücher ab einem Stück herstellen. Und die Druckqualität wird immer besser. Es sind auch verschiedene Ausstattungsmerkmale wie etwa Lesebändchen und Leineneinband möglich. Nachteil ist dann, dass der Käufer Versandkosten tragen muss. Und natürlich ist ein Offsetdruck aus einer guten Druckerei einfach schöner. Vorteil für den Selfpublisher ist, dass die Kosten für das Lager und den Versand entfallen.
    Viele Selfpublisher gehen über beide Publikationswege: E-Book und Drucktitel, letzteres ist vor allem wichtig für alle, die beispielsweise in Buchhandlungen Lesungen veranstalten wollen. Die Kombination ist bei sehr vielen Dienstleistern möglich, ebenso, einzelne Vertriebswege, insbesondere Amazon, einzeln zu bestücken und die anderen in einem Schwung mit den Daten zu beliefern, um die eigenen Einnahmen zu optimieren.
    Widersprechen möchte ich bei der genannte unteren Grenze von 2 Euro für die Kosten eines Lektorats. Nehmen wir einmal den Mindeststundensatz eines Grafikers (50 Euro) zum Vergleich, dann müsste ein Lektor in der Stunde 25 Normseiten bearbeiten, um auf diesen Stundensatz zu kommen. Und bearbeiten heißt je nach Vorgehen des Lektors: lesen, überarbeiten, umformlieren, vereinheitlichen, Vorschläge unterbreiten, Rücksprache mit dem Autor halten, Änderungswünsche des Autors einarbeiten … Ein gutes Lektorat ist ein aufwendiger Prozess, der viel Zeit und Kreativität erfordert. Das ist für 25 Seiten in einer Stunde meiner Erfahrung (als professionelle Lektorin) nach nicht zu schaffen. Da ist die obere Grenze der angegebenen Preise schon realistischer.
    Übrigens: In den USA gingen die E-Book-Verkäufe in der letzten Zeit schon wieder leicht zurück. Ich gehe daher davon aus, dass E-Book und Drucktitel zukünftig nebeneinander bestehen werden. Die leichte, schnelle Lektüre in der Bahn: E-Book. Der anspruchsvolle Roman abends auf dem Soft: gebundenes Buch. Vergnügen im Strandkorb bei viel Sonne: Taschenbuch. Dass es Menschen gibt, die das eine oder das andere jeweils verteufeln, ist meiner Meinung nach normal. Entscheidend wird aber wohl eher die breite Masse sein und die wird sich aus den verschiedenen Varianten immer das heraussuchen, was gerade passt.
    Beste Grüße
    Cordula Natusch (aka Inselsommer)

    • Das mit den Lektoratskosten glaube ich sofort – nur wird dadurch ein Buch in so einem kleinen Rahmen wie bei mir natürlich noch viel weniger finanzierbar.
      Die ganzen BoD-Anbieter hatte ich mir auch angeschaut auf der Messe, aber die gedruckten Bücher sahen meist nicht ansatzweise so aus wie ich es wollte. Und wenn, dann wären sie im Druck viel teurer geworden als meins – bei den Anbietern liegt natürlich dieselbe Kalkulation zugrunde wie hier oben im Beitrag, plus Marge für die BoDs. Zukünftig kann ich mir eine Abwicklung über Prints on Demand auch vorstellen, dann aber für ein Taschenbuch, bei dem es nicht auf die Optik ankommt. Selfpublishern von Romanen würde ich immer empfehlen, über diese Schiene zu gehen (vor allem, weil man dann gleich im Barsortiment ist).

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