ROYAL AIR FORCE: 2ND TACTICAL AIR FORCE, 1943-1945. © IWM (CH 20555)
Am letzten Donnerstag fieberten auch in Deutschland viele „Nähmaschinistinnen“ dem Beginn der dritten Staffel Great British Sewin Bee (GBSB) entgegen. Diesmal sind gleich vier Männer beim Nähwettbewerb in London dabei, davon einer – Traum aller Nähcastingagenturen – Colonel bei der britischen Armee. Noch dazu scheint er ganz gut nähen zu können, hat also Chancen, nicht gleich rauszufliegen.
Weil deshalb sogar mein auf Ballerfilme und Fußballsendungen abonnierter Mitbewohner für Sekundenbruchteile Interesse an der Sendung zeigte, habe ich mich unter dem Stichwort „Nähende Soldaten“ auf Bildersuche gemacht.
Feldnähzeug der persönlichen Ausrüstung von Soldaten der Bundeswehr:
von BWikipedianer0001 CC BY 3.0 via WikiCommons
Russische Kriegsgefangene nähen deutsche Uniformen, 1916:

Stiefelreparaturen, England 1914-18:

The Home Front in Britain, 1914-1918 © IWM (Q 33291)
Nähen im Artilleriegefecht:
Ausschnitt, „Heavy Artillery“, 1919
Sowjetunion, Vormarsch zum Dnjestr – Deutscher Soldat im Unterhemd an Nähmaschine sitzend, im Hintergrund Kavallerie, Juli 1941:
Bundesarchiv, B 145 Bild-F016199-22 / CC-BY-SA 3.0
Deutsche Kriegsgefangene in Großbritannien reparieren Kleidung, UK, 1945:
© IWM (D 26733)
US-Army, Reparaturen an Uniformen, Irak 2010:
Hauptsächlich geht es bei den Nähaktionen wohl um Reparaturen an der Ausrüstung.
Soldat! Achte auf deine Sachen!
Russisches Plakat, 1917-1921, via DPLA, CC BY 3.0 License.
Die Uniformen für den Krieg 1914-18 wurden eher von Frauen an der Heimatfront genäht:

„Die Armeeschneiderwerkstätte in Bern“, Schweizerisches Bundesarchiv, CC BY-SA 3.0 ch über WikiCommons.
Männer übernehmen die Aufsicht.

„Frauen bei der Arbeit in einer improvisierten Uniformschneiderei – CH-BAR – 3241193„, Schweizerisches Bundesarchiv, CC BY-SA 3.0 ch via WikiCommons.
Der Colonel beim britischen Nähwettbewerb GBSB hat auch schon Brautkleider und Kostüme genäht. Am kommenden Donnerstag gibt es die nächste Folge GBSB. Wenn man eine passende Ip-Adresse hat, kann man sie beim BBC2 direkt schauen, ansonsten kann man es über andere Portale versuchen oder hoffen, dass die Folge bei Youtube hochgeladen wird. Die erste Episode ist schon da, und Crafteln hat gleich darüber berichtet. In den Kommentaren dort wird auch die niederländische Version der Sewing Bee empfohlen. Sie heißt „Door het oog van de naald“ und läuft zur Zeit ebenfalls Donnerstags. Na, mal sehen, wann es hier in Deutschland so weit ist.
Zum Abschluss mein allerschönster Fund, von einem britischen Schiff, 1942. Fast zu schön, um wahr zu sein, oder?
LIFE AT SEA ON BOARD HMS ALCANTARA, MARCH 1942 © IWM (CBM 1049)
Ach, was würden wir nur ohne dich und deine wunderbaren Recherchen tun?! Danke!
Hihi, ein nähender Soldat war ich auch mal (bekenne: war Wehrpflichtiger…). Das Feldnähzeug habe ich sofort wieder erkannt, kein Wund – es war in der Grundausbildung praktisch im Dauereinsatz. Die Knöpfe des NAGELNEUEN Grünzeugs – Feldjacken, Hemden und Hosen (die hatte keine Reißverschlüsse für den Hoststall) waren nämlich derart lausig angenäht, dass ich innerhalb der ersten vier Wochen praktisch alle neu annähen musste. Später ging es, aber beim Robben durchs Gelände löst sich immer gerne mal der eine oder andere Knopf.
Ich habe die BW ja heute noch in Verdacht, dass die das Zeug mit Absicht so lumpig geordert haben, um uns nach Dienstschluss stundenlang mit Nadel und Faden zu beschäftigten. Aber ich kann heute noch Knöpfe annähen.
Dank deiner Erzählung habe ich hier auch mal nachgefragt: In Frankreich gingen die Knöpfe wohl nicht so leicht ab. Aber Nadel und Faden gehörten zur Ausrüstung. Für die Offiziere gab es in der Kaserne einen Schneider, der die Uniformen maßfertigte, allerdings mussten die Offiziere selbst bezahlen.
Vielen Dank für deine Erinnerungen, ich kenn die BW ja allenfalls aus „Neue Vahr Süd“.
Wieder ein ganz wunderbarer Post, gekrönt durch das letzte Bild!
LG
Wiebke
Wunderbar, was du immer alles ausgräbst! Dickes Dankeschön!
Gruß, Petra
Liebe Suschna,
ist Dir bei Deinen Nachforschungen schon untergekommen, dass Männer englische Schneiderei machten und Frauen eher französische Schneiderei. Diese Unterteilung habe ich noch von meiner Mutter her in Erinnerung und auch in meiner Schulzeit war es so. Falls die Aufteilung unklar ist: engl.Schneider = Herrenschneiderei, Wollstoffe, Mäntel , Anzüge, Kostüme aber auch für Damen. franz.Schneider = Damenschneiderin, Kleider, Blusen, Sommerkleider, Schürzen, Kindersachen usw. währende die Weißnäherin für Bettwäsche, Unterwäsche und Wäschen zuständig war. (in dem Fall kenne ich den Begrif nur in der weiblichen Form, Weißnäherin.)
Die Frauen die Uniformen nähen sprechen gegen diese Aufteilung aber im Krieg war ja vieles anders.
Vielen Dank für den Anstoß zum Nachdenken und Erinnern.
Liebe Grüße
Teresa
Liebe Teresa, als englisch/französische Schneiderei kannte ich diese Unterteilung noch nicht, aber die Unterscheidung Damen-Herrenschneiderei bzw. Weißnäherin. Dazu kommt historisch dann ja noch Putzmacherin, die früher das machte, was du mit frz. Schneiderei beschrieben hast, wahrscheinlich hängt das alles zusammen (Marchande de Mode, Rose Bertin z.b.). Historisch war wohl auch das Zuschneiden teurer Stoffe höher angesiedelt als das Nähen, machten eher Männer. Vielleicht sind auch die Uniformteile von den Männern zugeschnitten worden, die auf den Fotos aus der Schweiz herumstehen, wer weiß. Ich habe aber auch Fundstellen aus alten Zeiten, das fertigen Männer Korsetts – ein weites Feld! Danke für den Hinweis, ich gehe der Frage mal nach, warum englisch/frz. Schneiderei so genannt wurde.
Was für ein wundervoller Blog, voll mit spannenden Geschichten und Bildern. Vielen Dank für die wunderbaren Recherchen.
Herzliche Grüße sendet Barb
Danke allen die sich hier melden. Es macht viel mehr Spaß, wenn man weiß, da freut sich jemand über die Info!
[…] Dort findet ihr auch noch viel mehr Bilder von Männern mit Stoff, Nadel und Faden hier und hier sowie Nähenden Soldaten […]