Ein paar Funde vom Quilttreffen am letzten Sonntag wollte ich euch nicht vorenthalten. Das sind keine Entwürfe für Patchworkdecken – obwohl das eine gute Idee wäre. Das sind Zeichnungen, die angehende Weberinnen in ihren Ausbildungsheften anfertigten.
Kleine Kästchen, mit Wasserfarben oder Buntstiften detailliert ausgefüllt, zeigen die vielen verschiedenen Webarten. Die unendlichen Möglichkeiten, Kett- und Schussfäden zu verbinden.
Kleine Stoffproben daneben geben einen Eindruck vom fertigen Produkt.
Ein paar Seiten mit Rastern und Querschnitten von komplizierten Stoffen zeige ich hier – klickt aufs Bild für Einzelheiten.





Stoffe mit kontrastierender Vorder- und Rückseite

Schlauchgewebe ohne Naht (passt zum Beitrag „Das letzte Hemd“ – Jesu nahtloses Gewand).
Ich finde die Seiten ja nicht nur technisch und historisch von Interesse – ich finde sie auch einfach nur schön anzusehen. Außerdem hilft das Anfassen und Anschauen von Proben. Hätte ich ein Buch, in dem alle Stoffarten eingeklebt sind, könnte ich mir endlich unter all den Stoffbezeichnungen etwas vorstellen.

Noch ein weiterer Nachtrag zum Thema Weben: Der Illustrator Christoph Niemann hat Berlingeschichte aus Papierstreifen gewebt.

Aber auch ansonsten scheint er textilaffin
New silkscreen editions available: American Illustration + Eiffel Tower http://t.co/qmusTVAB pic.twitter.com/X69jZ5YF
— Christoph Niemann (@abstractsunday) 16. November 2012
ich hatte als kind eine art webstuhl aus papier. es muss aus den fruehen 60 er gewesen sein, hatte also schon 2 kindergenerationen vor mir ueberstanden. mehrere bunte rechteckige in reihen laengs eingeschnittene papierstuecke und viele bunte papierstreifen und eine lange nadel zum einflechten sowie ein kleines heft mit vielen musterbeispielen. es sah fast aus wie die beispiele in den letzten bildern
Schau mal hier, Karen hat sich auch gerade an diese Papierwebrahmen erinnert http://feuerwerkbykaze.blogspot.de/2014/08/stoffspielerei-gewebte-spinnen-und.html
Diese bunten Kästchen heißen Patronen.
Ich habe aus dem Studium auch irgendwo so einen Ordner liegen, wir haben damals auf kleinere Handwebstühlen mit 12 Schäften die ganzen Bindungen ausprobieren müssen.
Die Kettfäden waren einzeln eingezogen, wenn man nun die 1,3,5… -11 gedrückt hat gab es ein Fach für eine Leinwandbindung. Nach dem Schuss hat man dann die 2,4,6… – 12 gedrückt um das Gegenfach zu erhalten.
Das was da rot patroniert war musste man drücken :)
Und man musste ganz schön konzentriert arbeiten um das dann so langsam wachsen zu sehen.
Ich mochte Weberei nicht sonderlich, mir ging das alles viel zu langsam.
Interessant war allerdings das freiere Arbeiten, wenn man die Kette gefärbt hat oder ungewöhnliche Materialien einweben durfte.
Irgendwo im Keller ist das alles, vielleicht sollte ich mal suchen…….
Soll ich?
Jaaa!
Jaaaaa!
Noch ein Ja!
jaaaa!
Ja bitte!
Ah, wunderschön und sehr interessant. Da würde ich ja gern mal drin blättern. Solche Patronen habe ich vor zwanzig Jahren auch zeichnen müssen.
Dabei zeigen die Spalten die Kettfäden und die Zeilen die Schussfäden. Ist das Kästchen ausgemalt, liegt der Schussfaden oben. Normalerweise wurde rechts neben der Patrone noch die Trittfolge aufgezeichnet (also wann, welcher Schaft zu heben/senken war) und darunter welcher Schussfaden in welchen Schaft einzufädeln ist.
Bei den farbigen ersten Bildern steht die eigentliche Patrone links oben in der Ecke (zeigt in der ersten Reihe von links nach rechts eine Leinwandbindung, einen gleichseitigen und einen Schussköper), nach rechts anschließend wird die farbliche Reihenfolge der Kettfäden gezeigt, nach unten die der Schussfäden. Das größere Fläche zeigt die daraus entstehende Farbverteilung im Gewebe. Man sieht also ziemlich gut, dass auch mit ganz einfachen Bindungen schon Muster möglich sind.
Ich könnte auch noch Material zum Thema beisteuern – ein paar eigene Aufzeichnungen und DDR-Facharbeiterliteratur für den angehenden Textiltechniker. Die ist zwar für große Maschinen geschrieben, hat mir aber auch in der Handweberei schon gute Dienste geleistet.
Herzliche Grüße,
Malou
So ein ähnliche Heft habe ich hier auch von einem Weberlehrling, sicher nicht so alt, aber auch total spannend. Besonders sind die Stoffproben finde ich.
Beri den Papierwebstreifen von Hernn Niemann mußte ich ja jetzt grinsen.
Weben lag eben total in der Luft! Überall!
Viele Grüße karen
Na das Thema hat ja einen Nerv getroffen, bei dem viele Sachen im Keller haben. Ich nicht, kann mich nur an das Flechten von Buntpapierstreifen in der Schule erinnern; wäre vielleicht ganz interessant, ein buntes Papier so aufzuschlitzen und so was mal wieder zu probieren.
In der Online-Antique Pattern Libary habe ich diverse Bücher und Dokumente für Damast gesehen, also für sehr feine Fäden.
Viele Grüße Ute
Das Weben ist derzeitig wirklich schwer angesagt! Es ist eine solch vielfältige textile Technik – von der Herstellung einfachster leinwandbindiger Gewebe auf einem Rahmen oder Schulwebstuhl bis hin zu komplexen Doppel- oder Jacquardgeweben ist alles drin.
Ich bin selbst Weberin und kenne einige, die dies auch tun, aber von dieser Begeisterung und Kreativität hier in diesem Blog bin ich ganz beeindruckt! Vielleicht gibt es bei einer späteren Stoffspielerei Interesse an weiterem Austausch zu einzelnen Themen innerhalb der Weberei. Zum Beispiel Beiderwandgewebe aus Schleswig-Holstein oder Plattwebereien etc.
Auf ein nächstes Treffen bei Dir, Susanne, freue ich mich auch schon! Vielen Dank für den schönen Nachmittag mit deiner Quiltgruppe.
Bei Interesse schaut auf den Blog von wlkmndys.com, dort ist seit heute ein Bericht über meine Webereiwerkstatt zu lesen.