Rückblick Mai

P1060045

Der Mai begann mit einer Landpartie Berliner Nähnerds durch Sonne, Regen und Rapsfelder.  Der weite Weg ins Modemuseum Meyenburg  hat sich absolut gelohnt.  So viel historische Mode habe ich noch nie an einem Ort versammelt gesehen. Wir hätten weit mehr als einen Tag gebraucht, um  über jedes einzelne Modell aus der Zeit von 1900 bis 1970 fachsimpeln zu können.  Lucy von Nahtzugabe hat hier schon ein bisschen erzählt.  Hoffentlich berichtet sie noch ausführlicher. Sie macht das nämlich so gut, dass man sie dafür bezahlen sollte.

Wie das gehen könnte, damit beschäftigte sich im Mai einer der unzähligen Beiträge auf der Republica, der Konferenz in Berlin für Netzaffine. Wenigstens online war ich ein bisschen dabei.
re:publica 14 - INTO THE WILD

Beim Panel „Lohnt sich Onlinjournalismus überhaupt?“ wurde unter anderem das Bezahlsystem Laterpay vorgestellt, das mir sehr vielversprechend erschien. Für einen gut recherchierten Artikel z.B. über ein Modemuseum würde ich nämlich durchaus bezahlen wollen, und da bin ich sicher nicht die einzige.  Wer öfter mal Anfragen erhält, Produkte oder Events in seinem Blog zu besprechen, für den ist der Panel „How do you buy a blogger“ vielleicht interessant. Dort lernte ich auch, dass russische Blogs sich neuerdingst staatlich registrieren lassen müssen, wenn sie mehr als 3000 Leser haben.

Ein großer Teil der Vorträge und Diskussionen ist inzwischen hier bei Youtube eingestellt, oder auch auf der Republica-Seite.  Beim Querhören habe ich vieles gleich nach den ersten Minuten weggeklickt:  Zu selbstverständlich die Erkenntnisse oder zu holperig die Vortragsweise.  Wer viel schreibt und viel im Netz ist,  übt nicht unbedingt das freie Reden, klar. Ist vielleicht generell ein Problem: Das Onlinedasein kommt Introvertierten (zu denen ich mich insgeheim auch zähle) entgegen, die Präsentation auf einer Bühne eher nicht. Eine Ausnahme ist u.a. natürlich Sascha Lobo, der in seiner Rede zu Lage der Nation zu recht fragt, wieso es keine wirksame Lobbyarbeit der Internetgemeinde gibt.  Vielleicht wegen der überdurchschnittlich vielen Introvertierten?

Erfreut habe ich gesehen, dass auf der Republica auch das Knopfannähen gelehrt wurde. Zu Beginn des Vortrags „Common Kids Can Code“ bearbeiten drei Zuschauerinnen mit einer Lasernadel einen Riesenknopf .

Unbenannt

Im Anschluss wurden auch noch Nähnadeln verteilt. „Vorsicht, das sind echte Nadeln!“

In dem Vortrag ging es aber gar nicht um textiles Werken. Sondern darum, ein Machbarkeitsgefühl zu bekommen und nach dem Knopfannähen dann vielleicht auch mal das Iphone aufzuschrauben.  Was man sich dann wohl erst traut, wenn man ein ganzes Kleid nähen kann? (Am Rande: Einen Vortrag über die bloggenden Selbernäher, wie letztes Jahr mal angedacht, braucht es für mich nicht mehr. Ich sähe da keinen Mehrwert für Außenstehende. Und Frauen waren als Vortragende auf der Republica dieses Jahr gut repräsentiert).

Mehrwert hatte für mich dann u.a. noch der Vortrag Social Media & Recht: Saisonrückblick 2014.  Zum Beispiel hatte ich keine Ahnung, dass für gemeinfrei erklärte Bilder auch nachlizensiert werden können – davon bekommt man dann gar nichts mit.

Jetzt könnte ich weiter berichten, empfehlen und kommentieren, aber das ist aufwändig (würde man doch dafür bezahlt…) und wird hier zu viel.  Außerdem war Crafteln vor Ort und hat schon vor drei Wochen berichtet: Zur republica in Berlin.

Eine Neuerung hat die Republica mir noch gebracht: Ich habe jetzt ein Twitter-Konto. Und zwar wegen der Initiative  @9Nov38, die letztes Jahr die Ereignisse der Reichsprogromnacht twitterte.  Geschichte twittern – wie, was wann?  hat mich überzeugt, dass es auch moderne Formen der Geschichtsvermittlung gibt. Und da habe ich eine Idee, dazu ein anderes Mal mehr.

Zum Abschluss dieses Maiberichts also noch ein Hinweis in twitterfähigen 140 Zeichen:

Im D-Radio Kurzporträt der 78-jährige Berlinerin Ingrid Zoré, Grande Dame des Filmkostüms.

5 Kommentare

  1. Schöner und wertvoller Post, wiedermal. Danke dafür! Und definitiv würde ich für einige deiner Posts auch zahlen. Immerhin spare ich mir ja mein Seniorenstudium durch sie… ;-) Es war mir eine Freude, übrigens.
    Liebe Grüße!

  2. Hier so viel angesprochen, das ich erstmal nachsehen und – hören möchte, aber ich frage mich gerade wann…dass mit den Prioritäten ist nicht immer leicht. ich schwanke oft zwischen Kopf- und Handarbeit. Nnur manchmal läßt sich das verbinden. Viele Grüße!

    • Ja, so mache ich es: Z.B. Nähen und statt Radio die Vorträge nebenher laufen lassen. Aber das alles muss man sich auch nicht anhören, nur bei großem Interesse. Es ist auch ziemlich mühselig, die Spreu vom Weizen zu trennen.

  3. Danke für die Blumen!
    Laterpay schien mir auch ganz vernünftig durchdacht zu sein – über flattr schrieb ja mal jemand, dass sich dort lediglich die Blogger gegenseitig Centbeträge zukommen lassen, und ich fürchte das stimmt.

Schreibe eine Antwort zu Suschna Antwort abbrechen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..