Heute folgt Teil 2 zum Thema „From a far away place“ der Aktion „Nix für Lemminge„. Was soll es nun für ein Hausrock werden? Zum Glück habe ich inzwischen die Fotos von dem Kaftan wiedergefunden, der mir die ganze Zeit im Kopf herumschwebte.
Ein Kaftan, der im 19. Jhd. in einen Hausmantel umgeabeitet wurde. Gesehen bei diesem Besuch im Museum für Stoffdruck in Mulhouse. Gechintze Baumwolle, gequiltet und mit feinem Mustermix.
Das Stoffmuster ist gar nicht unähnlich dem meines verschmähten Morgenrocks vom vorherigen Blogbeitrag. Was mir ja nun eine Lehre ist! Meine Adaption soll auf jeden Fall zurückhaltender werden und den Diderot-Effekt vermeiden.
Einen Kaftanschnitt habe ich auch noch gefunden.
Aber ich werde mich wohl an den Schnitt meiner Singapur-Jacke halten. Wie Stylingberaterin Lucy in den Kommentaren vorher schon meinte: Was wäre, wenn die beiden funktionierenden Hausroben ein Kind bekämen?
Ein Kind in diesem Fall wohl eher nicht, vielmehr: Was wäre die Übermutter? Sie wäre außen zurückhaltend einfarbig, wattiert, mindestens knielang, zu knöpfen oder knebeln, gepaspelt. Von den Kaftanen/Banyans will ich auch die A-Linie übernehmen und das kontrastierende Innenfutter.
Quelle: LACMA Banyan als Hausmantel, Frankreich ca. 1760
Das muss der Stofffundus hergeben. (Als echter Nähnerd-Guru hat Lucy übrigens auch meine Stoffwahl schon vorausgeahnt, Hut ab.) Mein Lager besteht zu 80% aus Blautönen. Zum Beispiel gleich zweimal leichte Baumwolle in Preußischblau. Dünnes Vlies habe ich dazu. Für Innen will ich es auch nicht zu toll treiben, lieber etwas Edles auf der Haut: Einen Liberty-Stoff, aus dem ich eigentlich ein Sommerkleid machen wollte. (Nachdem ich gelesen habe, dass Guido Maria Kretschmer gegen Flugangst im Flugzeug immer Stückchen von ägyptischer Baumwolle befühlt, will ich das für mich auch, und zwar jeden Morgen). Und vielleicht noch etwas Rosé.
Der Rest wird sich dann ergeben. Durch Paspeln, Borten am Aufschlag, Knöpfe oder andere Verschlussarten.
Quilten/Trapunto wäre auch noch eine Option.
Das Obergewand eines Mullahs im Museum Europäischer Kulturen ist durch und durch über Schnüre gequiltet.
Ein unfassbare Arbeit. Aber was für ein toller Effekt!
Wir werden sehen, was sich ergibt. Das Grundkonzept steht jedenfalls und es kann losgehen.
Noch mehr Weichenstellungen und von der Ferne inspirierte Kleidungsstücke könnt ihr heute bei MamaMachtSachen finden. Ich muss gleich erstmal in Ruhe gucken, was wer sonst noch so überlegt hat.
Viel Spaß und vielen Dank!
Tolle Idee.Gefällt mir sehr.
Einen lieben Gruß Annette
Wow, das letzte Foto – welche Arbeit, aber auch welch tolles Ergebnis! Dann bin ich mal gespannt, was Du Dir alles gegen den Diderot-Effekt einfallen lassen wirst.
Was für eine Recherche, danke dafür.
Der Schnurquilteffekt ist wirklich toll.
Banyan als Hausmantel könnte ich mir auch gut vorstellen. Mit Gürtel geschlossen und entsprechender Stoffwahl kann es Kleiderähnlichkeit ergeben. (Die Bluse/Hemdchen drunter ist eigentlich ein Muss).
Bin gespannt …
LG Ute
Perfekt! Die preußische Variante des Hausrocks, nicht so dekadent wie bei den Franzosen. Das passt dann auch zu dicken Socken.
Ha, das trifft so ziemlich genau das was ich auch sagen wollte (nur mit weniger Worten). Die Stoffwahl ist super, Liberty fühlt sich bestimmt gut an – und die Farben sind wunderbar.
Das Schnurgequiltete lies mich tief Luft holen, das finde ich einfach wunderschön. Was für eine Wahnsinnsarbeit! Da hatte jemand sicherlich blutige Finger. Ob der Träger wohl jemals einen Gedanken an den Näher verschwendet hat?
Die Pläne, das Kleidungsstück in Baumwolle zu fertigen, klingen wunderbar. Liberty Lawn lässt mich ohnehin schmelzen… Ist deine Wattierung aus Baumwolle? Das gäbe nach der Wäsche sicher eine interessante Oberflächenstruktur.
Da ich weiß, dass du Handnähen nicht scheust, traue ich mich das zu sagen: Ich würde etwaige Stepp- oder Quiltlinien von Hand nähen. Das wird im Endeffekt sehr viel weicher, bzw. „anschmiegsamer“ als Maschinennähte. Aber das kennst du ja sicher von anderen Projekten.
Auch hier wieder: Tolle Bildbeispiele hast du gefunden!
LG, Bele
Ich weiß gar nicht mehr, welche Wattierung ich da gekauft habe. Ich glaube es war Bambus?
Ja, falls ich steppe, will ich es per Hand machen, aber da muss ich viel Energie haben. Wenn die das früher konnten, warum sollte man das heute nicht auch schaffen? Aber die Welt ist eben inzwischen ganz anders.
Der Schnitt ist ja interessant. Werden die Seiten nicht geschlossen?
Ich bin sehr gespannt auf dein Projekt.
Liebe Grüße
Doch, ich denke, da werden die Seiten zugenäht. Ich werde aber wohl kleine Schlitze lassen. Und die weiten Ärmel vermeiden.
Ich hänge noch dem Gedanken des vorherigen Posts nach: Männer in Hausmänteln, Intellekt und Wohlstand. Frauen im Morgenmantel: Immer etwas schlüpfrig? Allenfalls eine kesse Kittelschürze über einem 60-Jahre-Minirock zählt wohl noch zur anständigen und fleißigen Hausfrau.
Wie ungerecht mal wieder. Ich fordere: Auf die Barrikaden: Morgens mehr Mäntel mit munteren Mädels! oder so ähnlich.
Aber da sehe ich den Herrn Leyendeck (bei Pinterest auf Nummer 17) im seidigen gold-glänzendem Satinmantel und darunter ein windschnittiger Einteiler…wenn das mal nicht ultra halbseiden und schlüpfrig aussieht. Hihi.
Carmen, Noch-Vertreterin des Flanellpyjamas mit Strickjacke
Die Hausmantel-Geschichten verfolgen mich… Ich erinnere mich an Worte aus meiner Kindheit: Morgenrock, Morgenmantel…, aber ich habe (noch) keine Bilder dazu im Kopf, nur, dass es offenbar um Kleidungsstücke meiner Mutter ging… Während des Studiums trug im Studentenheim eine Mitstudentin so eine Art Steppmantel, hellblau und wattiert, schreiend „unmodern“… Und seit ich durch dich den Diderot-Effekt kenne, weiß ich, warum ich meinen – für sich genommen – sehr schönen japanischen Morgen-, Haus- oder „ich weiß nicht was für ein Mantel das nun ist“ – nur nachts im Dunklen und im Morgengrauen trage, er passt überhaupt nicht zu meinem Wohnungsstil ;-) (dennoch mag ich ihn, er ist dünn, aber doch aus wärmender Baumwolle, auch ganz einfach – japanisch-kaftanartig würde ich das mal beschreiben – geschnitten, mit Bindegürtel aus demselben rotschwarzgold gemusterten Stoff…). Mehr kann ich im Moment nicht beisteuern, es macht Spaß euren Geschichten zu folgen und ich bin sehr gespannt, was draus wird ;-) Lieben Gruß Ghislana
ein wunderschönes projekt, dabei fällt mir ein, vor jahren machte ich mal einen Hausmantel nach diesem Schnitt:

Ja der Tilke ist eine unerschöpfliche Quelle, immer wieder…
[…] bevor. Wenn ich jetzt nicht schnell wieder auf den Projektzug aufspringe, dann mache ich meinen Mantel niemals fertig. Wieder ziemlich beweglich, habe ich mir meine Nähteile zusammengesucht. […]
[…] sollte es ein Hausmantel sein, inspiriert von einem Kaftan. (Die Vorgeschichte hier Teil 1, Teil 2, Teil […]