Schon Halbzeit bis Weihnachten – und von mir 12 Neuigkeiten und Empfehlungen, rückwärts geöffnet.
Meike von Crafteln hat auch selbst etwas auf die Beine gestellt – sie macht die raffinierten Schnittmuster ihrer Lieblingsdesignerin für alle zugänglich. In ihrem Schnittmusterkiosk gefällt mir vor allem das Kimonokleid und der Stadtmantel – den Mantel konnte ich schon einmal probetragen und fühlte mich sofort wohl darin. Scheint wirklich auch mit meinem Figurtyp zu funktionieren!
Ebenfalls ein Ein-Frauen-Unternehmen betreibt Daniela von Gemacht mit Liebe. Sie hat sich wirklich geschmackvolle Strick- und Häkelprojekte ausgedacht, für die man bei ihr DIY-Kits kaufen kann. Zuhause kann man dann gleich loslegen – in so modernem Look habe ich solche Sets noch nicht oft gesehen.
Wenn ihr Lust auf etwas wirklich schräg-komisches habt: Bei youtube sind nun mehrere Folgen der Serie „Guter Rat am Zuschneidetisch“ mit Marlene Esser aus den 50er und 60er Jahren eingestellt. Nahtzugabe hat sie entdeckt und berichtet darüber. Unbedingt hineingucken, das ist Kult!
(Bei der Gelegenheit bin ich auch auf eine Serie mit Ingel Meysel als Schneidermeisterin Gertrud Stranitzki gestoßen, mal sehen, ob sich das auch lohnt)
Ausstellungstipps:
Frankfurt, Weltkulturen Museum bis August 2017: Vielseitigkeit der Textilproduktion ist Thema bei Der rote Faden.

Stuttgart, Württembergischer Kunstverein, bis 15. Januar 2017″Ines Doujak: Not Dressed For Conquering“
Berlin, „Bless, Dominique Gonzalez-Foerster & Manuel Raeder: Costumes and Wishes for the 21st Century“, Schinkel Pavillon, bis 22. Januar 2017
(Dazu Artikel in Monopol mit weiteren Informationen)
Berlin, Kunstgewerbemuseum, Sonderschau zu Uli Richter, Berliner Couturier.
Berlin,Wandteppiche aus der DDR von 1955 bis 1989 „Grelle Propaganda auf skurrilen Objekten“(Berliner Zeitung)

MKG Hamburg zu Sport und Mode: Sports – No Sports. „Fußballtrainer tragen Maßanzug. Sneakers und Jogginghosen sind bürotauglich.“
Schöne Doku vom rbb, die mir den Alltag in Änderungsschneidereien näher gebracht hat:
Eine ältere Serie, die sich um untergehende Berufe kümmert: „Die letzten ihres Standes“. Sehr in Ruhe werden in 30 Minuten die einzelnen Arbeitsschritte gezeigt, das hat mir sehr gefallen. Hier zum Beispiel ein Brokatweber, auch mit einem Lochkarten-Jacquardwebstuhl. Hutmacher, Seiler, Posamentenmachen, Polsterer, usw. Oder auch ein Korbflechter – wie aufwändig es ist, einen Korb herzustellen, der in Einrichtungsmärkten manchmal nur ein paar Euro kostet, man hat ja keine Ahnung mehr.
Leider sind kaum Frauen dabei. Es gibt wohl eine Folge über das Spinnen, aber die ist bisher nicht hochgeladen.
Ebenfalls meditative Ruhe verströmen diese 22 Minuten Film darüber, wie der feinste Stoff der Welt gemacht wird: Pashmina
Schöne Socken, handgestrickt, von 1850-1900. Da bekomme ich auch Lust auf Sockenstricken.
Bei meinem Bericht aus New York hatten wir ja das Thema der Kleidung orthodox-jüdischer Frauen. Dazu passt dieser Artikel aus der New York Times What Does Modest Fashion Mean? mit weiteren Links.

Fotofund aus einer australischen Bettenfabrik von 1949, bei dem ein Fahrrad eine Nähmaschine antreibt. Vielleicht als Zusatzkraft zum Fußpedal der Maschine? Und wie wird die Matratze geschoben, ist das eine gleitende Tischplatte? Sehr interessant.
Guckt ihr Weihnachten auch immer Loriot?
Bis dahin melde ich mich aber noch. 12 Türchen sind offen und ich wünsche eine schöne Woche!
Du findest ja immer höchst interessante Dinge übers Textile heraus. Alle Türchen gern gelesen! Beim letzten hats mich dann aber doch kalt erwischt: Das war in meiner Kindheit jeden Freitag ein gehasstes Ritual – Haare waschen, und dann wurde ich unter diese schreckliche Haube gesteckt und der Staubsauger dröhnte… Früher war durchaus nicht immer „mehr Lametta“ ;)
liebe Grüße Dodo
Das wurde WIRKLICH benutzt? Ich dachte, das ist nur so ein Messe-Gadget! Toll, Danke für die Erinnerung. (Dabei fällt mir aber ein, dass mein Vater noch eine Höhensonne hatte, das war auch so ein irres Teil).
Ich bins erstaunt, dass das mit dem Staubsauger geht (ich dachte bisher, diese Bilder seien ein Witz, in späteren Zeiten gefaket oder so), aber ich stelle es mir in der Tat unangenehm vor. Danke für die wie immer interessanten Links, das werde ich nach und nach lesen.
Hallo, eigentlich wollte ich zur Kleistschen Weihnachtsausstellung kommentieren, da scheint die Kommentarfunktion ausgeschaltet…?
Danke für den tollen Beitrag! Du fragtest, wie die Damen einen Kaminschirm benutzten. Dieser ist ja ein Funkenschutz für die in Kaminnähe Sitzenden. Und da gib es sehr unterschiedliche Modelle, so auch textile Formen, wobei ich bei diesen denken, dass sie eher als Sichtschutz vor dem verrußten Kamin ohne Feuer standen, denn diese Handarbeiten hätten doch bei Funkenflug selber Schaden genommen.
Frohe Weihnachten!
Ah! „Die letzten ihres Standes“ habe ich vor rund 10 Jahren regelmäßig auf 3Sat gesehen und aufgenommen. Toll, dass es die jetzt auch online gibt, ich mag die Reihe sehr! (Dabei stelle ich gerade fest, dass der Filmemacher gerne weitere Folgen produzieren würde, aber aufgrund Geldmangel nicht kann…) Ausstellungen, Filme, Bücher: Jedes Türchen großartig. Im Urlaub wird mir sicher nicht langweilig, dankeschön! Frohe Weihnachten! Gabi