Nach sechs Jahren endlich beendet: Die „Monatsblumen“ aus einem Blogger-Projekt 2009. Wer damals dabei war, kann sich vielleicht noch daran erinnern.
Von April bis Oktober 2009 hatte ich jeden Monat die Blumen in unserem Garten aus Stoff und Garn nachgebildet. Vor Kurzem gab ich mir einen Ruck und fügte zum einen die noch fehlenden Märzblumen hinzu – Krokus, Schlüsselblume und Zilla, siehe oben. Zum anderen nähte ich einen Wandbehang mit Passepartouts aus Stoff.
Die Blumenquadrate halten sich darin von allein, und können auch ausgewechselt werden. Das Ganze habe ich Gartenjahr/Blumenbad genannt.
In der Mitte badet nämlich Kapitän Daworin Madirankowitsch in seinem von Kacheln mit Pflanzenmotiven umgebenen Duftbad. Eine Szene aus meinem Lieblingskinderbuch „Die Glücklichen Inseln hinter dem Winde“ von James Krüss. Das kennt man aber heute eigentlich nicht mehr.
Mir wurde beim Zusammenstellen der Quadrate klar, dass das monatliche Blumenprojekt der Vorläufer war für meine Echt/Falsch-Versuche. Danke dafür an unsere Bloggerrunde von 2009!
Was ich nicht wusste, als ich das Projekt begann: Solche plastischen Stickereien und Applikationen nennt man im englischen Raum „Stumpwork“. Hier ein paar Beispiele von Stumpwork bei Pinterest. In England war Stumpwork, bzw damals „raised work“, besonders im 17. Jahrhundert verbreitet. Es gibt jede Menge Bücher mit Anleitungen für Stumpwork heute. Hauptsächlich geht es um Blumen, aber es gibt auch Stumpwork mit Insekten, Kuchen oder Körperteilen. Auf englisch, französisch, japanisch findet man einiges dazu – nur in Deutschland scheint die Technik nicht so bekannt zu sein.
Dabei gab es plastische Stickereien auch in unseren Breiten schon seit dem 15. Jahrhundert. Hier eine Bischofsmütze aus Würzburg mit Reliefstickerei, ca. 1637:

Wenn ich jetzt Zeit hätte, würde ich das auswalzen. Aber keine Sorge, Mai ist ja der Monat der Hochzeiten, sonstigen Familienfeiern und der Berlinbesucher, die sich einquartieren. Einen Teil meiner Aufmerksamkeit brauche ich außerdem für das Online-Spiel „Hay Day“, bei dem man eine virtuelle Farm betreibt. Ich wurde vor ein paar Tagen angefixt (ja A, du und T waren es! Schande!) und bin nun so weit, dass ich auf meinem Hof auch einen Webstuhl haben darf.
Dieses Gerät ist zwischen den ansonsten in im Spiel angebotenen Hamburger- Muffins- und Popcornöfen schon bemerkenswert. Da sehe ich mal darüber hinweg, dass aus dem roten Stoff am Ende wundersamerweise weiße Pullover und Mützen entstehen. Diese „Webstücke“ kann man mit selbst angebautem Indigo auch blau färben. Die Wolle fürs Weben kommt von Schafen, die man füttern und scheren muss.
Oh ich sehe gerade, die Schafe haben Hunger, also tschüß, bis bald!
Haha… :-) Schöner könnte der Kontrast zwischen den dich beschäftigenden Themen nicht sein! So WUNDERSCHÖN, deine Blumen! Ich bin fasziniert davon, wie echt sie in Form und Farbe wirken. Ein wahres Kunststück. Und die Bischofsmütze ist ja auch krass… Dann viel Spaß noch beim weben und Kartoffeln setzen. Berlin ist einfach toll.
Liebe Grüße,
Nastjusha
Oh, das sieht toll aus! Schön, dass die Ergebnisse jetzt so schön gerahmt sind und nicht irgendwo in einer Schublade verstauben (viel zu schade!).
Stumpwork, das hab ich auch noch nie gehört, aber diese plastischen Sachen sind einfach so genial! Ich geh‘ jetzt gleich noch mal ein bisschen auf der pinterest Seite schwelgen… ach! (schlimm, diese Süchteleien).
Liebe Grüße!
Das ist ja großartig!!!! Gratulation zur Fertigstellung. Ich freue mich, dass noch eine halt über die Jahre fertigstellt – wie damals gesagt: Bloß kein Stress und Druck.
Dein Wandbehand ist wunderschön und das „Badezimmer“ köstlich. Herrliche Idee :-)
Ich habe mir meinen Kommentar von damals durchgelesen und sehe nun meine Fragen und Überlegungen beantwortet.
Sehr herzliche Grüße von
Tally
Wirklich schön, dass du es jetzt zu Ende geführt hast.Meine bw ewundernde Faszination für deine Gabe in dieser Hinsicht ist ungebrochen!
es muß doch auch einen deutschen anme für dieses technik geben? in kath. Kirchen und Klöstern begegnet einem dieses technik ödters, oft unter Glas .ich habe zunehmend den Eindruck, dass kulturgeschichtlich auf diesem Sektor bei uns vieles vernachlässigt worden ist oder eben als unbedeutender Hausfrauenkram abgetan wurde. Hier gibt es eher wellenartige Moden, aber einen dauerhafte Anerkennung und Weiterentwicklung nur auf dem eher seltenen Bereich experimenteller Künstler. Sind die Deutschen zu technikhörig? So viele Gewerke werden nach Jahren aus dem Boden hervorgebuddelt, die keine Chance zum Überleben hatten und dann gibt es kaum noch Leute die etwas weiter vermitteln können..
Viele Grüße karen
Ach Karen, dazu hätte ich auch viel schreiben können. Kulturgeschichte im Internet ist englischsprachige Kulturgeschichte. Das können nur wir „Anderspachigen“ ändern, aber, das kostet so viel Zeit und Mühe…
Ja das ist richtig, aber ich finde die, die sich hauptberuflich damit befassen und u.a, das Verteilen und Anregen von Facharbeiten unter sich haben, trift dieses Kritik. Aber das ist auch nur eine Seite.