Mein Beitrag zum gemeinsamen Projekt Stoffmanipulation: Zwei getrocknete Hortensienblüten!
Nein, nein, aber ein Lehrstück für den Sinn einer Gemeinschaftsaktion mit Zieldatum. Mein Plan war nämlich, jeden Monat eine Borte herzustellen und dann zu sehen, ob mehr draus wird.
So ging es im Februar: Ich wollte diese wunderbare Kreisapplikation aus dem Buch Stitch Magic nachmachen.
Die Kreisborte sollte dann den Reißverschluss eines belanglosen, aber praktischen Steppmantels (hier im Urzustand zu sehen) verdecken. Farblich passte dazu ein alter Wollrock, von dem ich dachte, er sei durch mehrere Waschmaschinenwäschen ganz gut gefilzt.
Leider war der Stoff viel zu dünn, die gedrehten Kreise hatten keinen ordentlichen Stand. Außerdem stellte ich fest, dass man jeden Kreis einzeln aufnähen muss, was meinen Mut auch noch sinken ließ. Zufällig lag aber nun neben meinen Schnipseln und verunglückten Kreisen eine getrocknete Hortensienblüte (es lebe das unordentliche Horten), die ich kurz zuvor am Waldrand aus einem Berg Gartenabfälle herausgeklaubt hatte. (Illegale Entsorgung von Gartenabfällen, das sind so die Sorgen, die die Nachbarn hier umtreiben).
Daraus entstand die Idee, die Blüte nachzumachen. Ich schnitt viele viele Blütenblätter aus dem Rock. (Passenderweise hatte der Stoff teilweise auch noch ein grauweiße textile Verstärkung, so dass es viele zweifarbige Blätter gibt). Ich mischte ein paar grünlich-gelbe Stoffreste darunter und fädelte alles auf Häkelgarn auf.
Das Ergebnis war ein langer puscheliger Schal, der auf dem Mantel trotz der Herbstfarben leider immer noch wie ein Hawaiiblumenkette aussah. Mein Bildgedächtnis erinnerte mich an dieses Foto aus einem Buch:
Ich glaube, das Foto stammt von einer Tischdeko in Russland. Ich hatte den Blumenschmuck schon immer mal nachmachen wollen, also hier gleich mal noch ein Häkchen an die Liste der ungetanen Dinge.
Zeitgleich hatten wir hier endlich mal Minusgrade und wohin ich nur schaute, sah ich gesteppte Michelinmännchenjacken (vorzugsweise dunkelblau glänzend) mit Pelzkragen an der Kapuze. Gehäuft tragen diese Mäntel Leute, die gerade aus ihren SUVs steigen, und auch viele andere. (Am Herrmannplatz vielleicht eher nicht?) Jedenfalls beschloss ich dann, der Einheitskluft schwer selbermacherisch etwas entgegen zu setzen und heftete die gezwirbelte Blütenkette an den Mantelkragen. Nur ganz locker und leicht ablösbar, denn wer weiß, vielleicht braucht man mal eine Tischdeko wie ein einem Zarenpalast.
Fazit für diesen Monat: Nahziel nicht erreicht, dafür über Seitenpfade zu einem anderen zufriedenstellenden Ergebnis gekommen.
Punkt, an dem ich ohne das gemeinsame Zieldatum aufgehört hätte: Der Moment, an dem die Kreise nicht so schön standen wie im Buch.
Also Dank an alle Mitwirkenden!
Das sind in diesem Monat:
Griselda mit einem Ballonrock
Ferulita mit einer Hardanger-Stickerei
Siebensachen mit Reverseapplikation
Nahtzugabe mit applizierten Löchern
Frifris mit einem bald fertigen Samtquallenkissen
KaZe wird in drei Tagen auch mit Smok dabei sein. Und da ist der Link zu ihrem gesmokten Täschchen.
Tini hat sich von Tellier-Loumagne inspierieren lassen und eine effektvolle Tasche gemacht.
(Liste wird ergänzt)
Schoen manipuliert. Ich habe auch ein (unfertiges) Lehrstueck produziert und haette ebenfalls aufgegeben, wenn ich kein Datum gehabt haette. Deine Hortensienkreationen sind immer wunderschoen, ob blau oder herbstlich; und wenn Wollbluetenblaetterketten Pelzkragen ersetzen ist die Manipulation doch sehr gelungen. Jetzt bin ich auf morgen gespannt, hier ist noch Samstag und ich habe gerade meinen Post geschrieben.
lg Kathrin
Das wird im Laufe des Tages wie das Adventskalenderöffnen: Spannende Sachen wird es wohl geben und gerade beim ersten Mal sind die Ansätze der Anderen ja noch nicht klar.
Dein Blütenkragen gibt dem eher schlichten Mantel einen echt couturigen Charakter, auch in Verbindung mit dem gehäkelten Knopf.
Sehr wichtig finde ich deine Dokumentation, auch die der Sackgasse. Das zeigt wirklich gut, dass eins zum anderen führt und schlussends oft andere Dinge herauskommen. Und die sind dann eben auch richtig :)
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Gutteil der Kreativität aus der Kombination von Erfahrungen und Eindrücken herrührt.
Wenn man dann „Stitch Magic“ mit einem alten Rock, Hortensien und skurriler Tischdeko kombiniert kommt ein Kragen dabei raus. Wer hätte das gedacht……
Der Herrmannplatz trägt diese Steppjacken aus fies glänzendem Stoff…
Eigentlich viel spannender, was dabei herauskommt, wenn man eine Anleitung nur als losen Ausgangspunkt nimmt und sich dann von dort aus weiter treiben lässt. (Wobei die Beschränkung dann darin liegt, dass man die Anleitung als Ausgangspunkt hat, und nicht mit dem Plan startet, jetzt „irgendwas“ zu machen.) ich mag die Geschichten über solche verschlungenen Wege, und was dann letztlich überraschendes dabei herauskommt.
Ich komme auch noch, aber erst morgen – weiterer Krankheitsfall, unerwarteter (netter) Besuch und eine Überschätzung der handarbeitlichen Geschwindigkeit.
Muss los, guck später noch mal vorbei!
Liebe Grüße
frifris
Ich finde deinen Kragen klasse. Soweit ich weiß, sind extravagante Kragen gerade angesagt.
Danke fürs Organisieren dieser Aktion. Dieses Thema ist absolut elektrisierend – ich arbeite schon am nächsten Werk…
GLG
Siebensachen
Du kannst mich schon mal verlinken ;) Morgen schreib ich noch was zu Euch anderen. Super Projekte!
Überhaupt eine tolle Idee. Danke!
So ganz nach Suschna-Art dieses Teil..Die Verbindungs- und Inspirationskette ist herrlich..
Der Blumenkettenvergleich kommt sicher durch die Blattgröße. Dreifach so große Kreise und es sieht dann schon verfremdet aus?!
da bin ich ja mal gespannt wie aristokratisch es weitergeht.
Hortensiengrüße von Karen, die den Start verpaßt hat
toll..wie sich etwas entwickelt… schöner beitrag..und schönster pelz von berlin..glaub ich …
Im ersten Moment dachte ich: „Aha, zwei (!) vertrocknete Hortensien – was da wohl noch kommt…“ Manipulation perfekt!
Solch einen Kragenschal mit Knopf hatte ich mir gestern erst angesehen, allerdings gestrickt; und dabei gedacht, der hat was. – Aber im Vergleich zu Deinem Design, nein kein Vergleich: Dein Stück übertrifft’s! Wirklich klasse!
Genau, beim ersten Draufklicken hab ich auch einfach zwei Hortensienblüten abgespeichert – erst nachher hab ich verstanden, dass es sich mal wieder gekonnt um Original und Fälschung handelt!
Es beweist sich mal wieder, dass man manchmal mit den eigentlich gescheiterten Versuchen irgendwie weiter kommt als gedacht. Schön beschrieben, und das Ergebnis ist doch überzeugend, oder?
I really loved the brown coloured fabric and the effect of this manipulation. I can’t read German, but the pictures are sufficient to understand the process and effect. -Namitha
Der Schal gefällt mir. Ich mag so Accessoires, die ein Kleidungsstück so verändern. Ich glaub, ich werd mich im Laufe des Jahres auch beteiligen – eure Sachen machen Lust, mitzumachen! Vor Jahren hab ich mal eine Stoffkette aus kleinen angemalten Stückchen genäht: http://www.danyeela.de/wp/wp-content/gallery/20090423_stoffkette/20090422_stoffkette_4.jpg, aber sie war mir aber doch tatsächlich etwas zu bunt für den Alltag. Deine sieht fluffig und angenehm zu tragen aus.
Vom Anna Karenina-Mäntelchen ist es bei Suschna nur ein kleiner SChritt zur Tischdeko wie im Zarenpalast und dann bastelt sie sich noch einen berliner ERsatzpelzkragen.
Origineller kann Stoff wohl kaum noch manipuliert werden!
lg Carmen
Wieder so eine herrliche und typisch Suschna Entstehungsgeschichte, die zeigt, wie du über viele (W)irrwge zu einem traumhaften Einzelstück kommst.
Ich würde mal sagen, der Hermannplatz trägt glänzende Nylon-Watte-Jacken mit großer „PICALDI“-oder „Armani“-Aufschrift in Weiß und Gold. Mein Sohn würde mich jetzt verbessern und sagen, Picaldi sei Weissensee. Aber das sind jetzt Feinheiten, die mir als Mutter eben einfach verborgen bleiben.
LG
Wiebke
Deine kreativen Abenteuer erwärmen mein Herz! Ich finde mich da wieder, probiere alles mögliche und oft genug führt es zu nichts … aber manchmal trifft’s ins Schwarze. Und die Hortensien-Kreation ist super geworden!
Liebe Grüße,
Nicola
Danke noch einmal an alle für den Zuspruch!
(Zu den Jacken muss ich noch sagen: Wie ich inzwischen sehe, trage jede Menge Leute die ich gern mag, solche Mäntel. Diese Pelzkapuzen-Entwicklung ist an mir ganz vorbei gegangen. Zu sehr in meinem Recycling-Modus verfangen. Und einen SUV hätten wir fast gehabt, je oller je doller)