Eine Französin, die schon lange in Berlin als Übersetzerin lebt, schreibt ihre ganz persönliche Huldigung an die deutsche Sprache auf. Hier der Anfang:
„Der krumme Hund lungerte in der verspargelten Landschaft herum. Auf der sonst wurzelfreien Wiese stolperte er aber über einen Schneebesen und fing alsbald zu krakelen an. An Scharwenzeln war freilich nicht mehr zu denken. Er kehrte ein, da in der warmen Stube schon lange gebrutzelt wurde.“
Ich fand das so schön, dass ich ihr eine Tasche dazu genäht habe. (Beim Maschineschreiben war ich offenbar aus der Übung. Wird es jemals nicht mehr so aussehen, als ob eine hibbelige Drittklässlerin am Werk war? Die Ansprüche steigen.)
Noch etwas Deutsch-Französisches:
Auf Arte fand ja letzte Woche eine Modewoche statt, ein paar Beiträge kann man noch für ein paar Tage hier ansehen. Am besten fand ich den Film über die Geschichte der Unterwäsche, mit vielen Beispielen aus der Vergangenheit – lohnt sich unbedingt. Wenn ihr Lust habt, dann bitte hier entlang: Kleine Geschichte der Dessous.
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Der Text ist lustig – leider kann ich kein Französisch – ist es eine Wortspielerei der deutschen Wörter oder hat es etwas mit der französischen Übersetzung zu tun? Aus der Übung oder nicht sieht die Schrift aus wie eine sehr ausgeprägte Handschrift mit viel Charakter.
Die kursiven Stellen in dem Text sind besondere oder kuriose deutsche Wörter/Ausdrücke, daraus ist dann der Text entstanden. Ein „krummer Hund“ funktioniert bestimmt nur auf deutsch. „Verspargelte Landschaften“ waren mir neu. Ich sammle auch solche Wörter in anderen Sprachen – meist sind es auch Bezeichnungen, für die es in der eigenen Sprache keine Entsprechung gibt.
Zu dem Schriftbild: Das Kursive konnte ich ja mit der Maschine schlecht nachmachen, also habe ich versucht, die Ausdrücke größer zu schreiben als den Rest. Vielleicht schaffe ich es irgendwann, so zu schreiben, wie meine normale Handschrift aussieht – aber das ist schon deshalb schwer, weil man ständig absetzen müsste. Daher wird es wahrscheinlich immer wie in einem Schulheft aussehen.
Fantastisch – Text wie Tasche. Ich finde es absolut erstaunlich, wie gut du frei nähen, bzw. schreiben kannst mit der Nähmaschine. Ich kannte mal eine Französin, die fand das deutsche „obwohl“ so schön und hat das auch gerne in französischen Sätzen verwendet. Verspargelte Landschaften, den Ausdruck habe ich mal für Landschaften mit vielen Windrädern gehört.
der text ist so hinreissend, dass ich mich glatt zu meinem ersten kommentar hinreissen lasse :) allein das wort verspargelt – toll! gestickt auf stoff sieht es ganz wunderbar aus. herzlichst, frl.
Verspargelt hatte ich auch noch nie gehoert. Und obwohl ich persoenlich schraege Voegel lieber mag als krumme Hunde wuerde ich die Geschichte so gerne zu Ende lesen. Ich bin sehr beeindruckt. Bis ich im Englischen so eine erfinderische Geschichte schreiben koennte, wird noch viel Wasser den Rhein runterfliessen. Schoen das Streifentaeschchen! Und die gestickten Worte….Die Geschichte der Unterwaesche muss bis heute Abend warten.
Ich finde, dass die nicht so perfekte Schrift ausgezeichnet zum Text passt. Außerdem sieht der Streifenstoff so schön wie eine Schulheftlineatur aus. Du hast einfach tolle Ideen!
So ein dadaistisches Gedicht würde sich bestimmt auch gut machen, oder „Der Zipferlake“ (in der Nachdichtung von Enzensberger). Achje, man müsste einfach mehr Zeit haben.
Mir hat auch die Sendung über Dessous am besten gefallen. Sehr lehrreich. Ich glaube ja, dass die (unsportliche) Frauenkörperumformung in gemilderter Form wieder zurückkehrt. Oder ich komme einfach nur in das entsprechende Alter und man hört/liest mehr über die Möglichkeit desselben.
meine Güte! Ich hab’s jetzt einmal versucht, mit der MAschinenstickerei und hab mir ordentlich den Rücken verbogen, weil ich alles so furchtbar fest gehalten hab :)))
Wirst du nicht ganz schwindelig dabei???
So eine schöne Sprachspielerei!! Und wie tief bist du schon in die „fremde“ Sprache eingedrungen, wenn du damit so spielen kannst!
superschön.ich habe bei* pink chalk fabrics* einen stoff gesehen der aussieht wie ein altes leeres notizbuch ,also blaue schreiblinien und links ein roter strich.das wäre doch vielleicht auch was für dich.susanne
Nur noch mal zur Sicherheit: Der Text ist nicht von mir, sondern von einer französischen Freundin.
Dada auf Stoff mit Schreibheftlinien wäre fein, danke für die Ideen.
Beim Schreiben mit der Maschine: Der Stoff wird nicht gedreht, nur leicht hin und her geschoben, völlig schwindelfrei. Hier habe ich auf youtube ein Beispiel gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=i_kG_hEi9bs&tracker=False&NR=1 (ab 4. Minute) Ich arbeite aber ohne Stickrahmen und viel schneller.
Danke für hinreißende „Erstkommentare“!
Fein! Wieder was gelernt. Ich hab jetzt gleich ein wenig weitergestöbert und gesehen, dass ich den Transporter versenken muss und einen andern Fuß/respektive keinen Fuß brauch…
…wer lesen kann und dies auch täte,
den zwickt im Rücken nicht die Gräte…hihi!
Und Susanne, ich hätte „du“ durch „man“ ersetzen müssen, du hattest dich schon klar ausgedrückt!
Ein wirklich herrlicher Text! Ulkigerweise hat er mich sofort an Ringelantz erinnert. Schön, dass man ihn dann immer so nützlich mit sich tragen kann.
Sie wird sich riesig gefreut haben!
Ich ziehe diese freie „Schreiberei „der digital gestützen Stickschrift vor. Habe in letzter Zeit zuviel davon gesehen.
Von der arte-Woche habe ich Lagerfeld und Puderkrieg gesehen. Die Wäsche werde ich mit unbedingt noch ansehen. Danke.
Danke für die Recherche des wunderbaren Videotutorials! Ich werde es einmal mit einem Stickrahmen ausprobieren. Was benutzt sie wohl für ein Garn? Es sieht sehr dick aus, fast wie richtiges Stickgarn.
Deine Worte tun mir gut, denn ich bin hin und her gerissen soll ich weitere informationen konsumieren, oder darf man wegsehen und sich ablenken?
Im Prinzit geht es da ja um die kalligrafische Ornamentik, da passt so ein eigentlich sinnfreier Text super dazu.
Wenn das jetzt irgendwelche wichtigen Weisheiten wären- da würde das wackelige des Textes gar nicht so gut passen.
Das ist so stimmig und rund- Klasse!
(Ich sticke auch gerade wieder mal frei mit der Maschine- es ist echt schwer, so kleinteilig zu arbeiten- deshalb nochmal: Hut ab.)