Tapetenwechsel

Wenn mir auch das Fernweh abhanden gekommen ist, so brauche ich doch oft einen Tapetenwechsel. Nur zweieinhalb Stunden von Berlin liegt die Ostsee, und an der See bin ich eigentlich  immer glücklich.

 

Aus einem Tapetenwechsel kann aber auch so eine Augen öffnende Reise werden, über die wir uns beim Fernweh-Thema unterhalten haben. Zum Beispiel wenn sich frühabends an der Strandpromenade plötzlich eine Truppe schwarz gekleideter Springerstiefelmänner mit schwarzen Basecaps schwarze Vermummung übers Gesicht zieht, Schlagstöcke und ein Transparent aus dem Nichts hervorzaubert, damit böllerschießend und skandierend losmaschiert.

Das findet man nicht witzig, vor allem nicht als nach außen deutlich sichtbar binationale Familie, die in unmittelbarer Nähe davon überrascht wird. Ich habe nur einen ganz kleinen Geschmack von der Angst bekommen, die verfolgte Menschen aushalten müssen, und es wird mir noch einige Zeit in den Knochen bleiben. Leider – der Auftritt hat bei mir seinen Zweck erreicht.

Am nächsten Morgen im Heimatmuseum rückte sich die Welt dann wieder etwas zurecht: Jede Menge antiker Blumenkreationen!

Ein Andenkenkranz:

 

Blumenbilder aus Haaren:

Eine Brautkrone (mit sehr passendem Kopf):

Ich liebe solche kleinen Heimatmuseen mit knarrenden Dielen und einem Sammelsurium an kuriosen Dingen. Träger sind meist Vereine und an der Kasse sitzen ehrenamtlich freundliche ältere Damen. Am liebsten würde ich einmal eine Europatour machen, nur von einem kleinen Museum zum anderen. Falls ihr da Tips habt – ich muss mir ja eine Reiseroute anlegen.  (Das wäre dann noch ein Reisemotiv: Der Forscherdrang!).

 

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6 Kommentare

  1. Danke, du hast recht! In der Zeitung war gerade etwas über spezielle Museen in Berlin, auch die Heimatmuseen in den Bezirken. Da gibt es sicher auch noch viel zu entdecken.

  2. Ich entdeckte vor einigen Monaten das Heimatmuseum in Neustadt am Rübenberge nördlich von Hannover.
    Das großartigste waren die Reste der Ausstellung über Blaudrucke. Ich habe so an unseren Drucktausch gedacht, durfte auch Photos für den Blog machen, die Planungen für das Post mittlerweile überrollt von anderen.

    Deine Schilderung macht mir Gänsehaut. Es ist so schrecklich, dass nicht-deutsch aussehende Menschen Angst haben müssen.
    Oder auch deutsche davor im falschen Moment am richtigen Bahngleis zu sein (Nachrichten von gestern).
    Ich bin ratlos, wie man an diese Menschen(gruppen) herankommen kann, sehe ich doch mit eigenen Augen täglich, wie viel Trotz, Rückzug, Verhärtungen da sind.

    Wärmende Grüße
    Tally

    ravelry in Berlin:
    regelmäßig, aber nicht wöchentlich: Restaurant Kuchenkaiser mittwochs 18 Uhr.
    wöchentliches Treffen in Berlin Free Town Library, Häkeln wird extra erwähnt.
    Wie die Treffen sind, ob sie Spaß machen, hängt ja immer von den Leuten ab. Online bin ich bei ravelry kaum unterwegs, eher jetzt, seitdem ich einige Gesichter kenne.
    Zum Anmelden: ja, ein Übermaß. Ich habe immer den gleichen Namen, mal mit zusätzlichem T, mal mit Punkt, mal Strich, so brauche ich nicht viel zu merken. Passwörter variiere ich auch nur.
    Gruß, p.s.

  3. Als Bildermensch habe ich erst Deine Fotos angesehen und schon wieder gelacht. Waren wir doch vor 4 Jahren auch zu einem Wochenendkurztrip in Warnemünde und auch genau in diesem putzigen kleinen Heimatmuseum!
    Und dann habe ich gelesen und mir wurde ganz anders.
    Man ist so fassungslos und hilflos vor Ort, wenn dann noch Kraft sich mit Dummheit paart.hat jemand die Polizei verständigt? denn das ist ja schon etwas , was sie anmelden müssen laut gesetz.Eigentlich müssen die da sofort kommen.
    Aber man könnte im Nachinein an den Bürgermeister einen Brief schreiben, als Touristischer Bürger und diese Situation mit Entsetzen schildern. Politik muß reagieren, wenn sich die Wähler rühren. Wenn keiner zuckt, wird es heruntergespielt. Das kann doch einfach ncht wahr sein, dass die sich das trauen!
    Demokratische Grüße karen

  4. Inzwischen wieder zurück konnte ich nun die Sache mit dem Aufmarsch im Internet recherchieren und bin etwas erleichtert. Es war sogar eine dpa-Meldung, die lokale Presse und Anti-Nazi-Seiten haben berichtet, Passanten haben Fotos gemacht etc., die Polizei war da, aber zu spät. Die Truppe hatte alles gut organisiert und ist wie ein Spuk auch wieder verschwunden. Aber die Stimmung ist wohl inzwischen so, dass solche Auftritte nicht mehr so einfach hingenommen werden. (Das wäre vor zehn, fünfzehn Jahren sicher noch anders gewesen, wir hatten schon einige Gänsehaut-Momente).
    Wie gesagt, ich bin erleichtert und bin auch froh über alle, die sich auf Anti-Nazi-Seiten im Netz engagieren.

  5. Hey Sue,
    saying „hi“ this way this time.
    So fun to see what you ‚re up to –
    love the mix of stories and observations,
    emotions and memories,
    inspirations and creations.
    Can’t wait to see it all
    and you
    in person
    oh so soon.

    Love,
    britt-ta-ta

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