Bleichen

Aus den Osterferien zurück stellte ich fest, dass eine Färbewelle durch die Bloglandschaft gerollt ist. (Siehe Links bei Rosa Pfeffer).  Dem will ich nun passend hinzufügen: Man kann ja auch den umgekehrten Weg gehen!  Man braucht dafür nur ein Stäbchen, farbige Stoffe, und, ja, und  ein Bleichmittel.

 

In meinem Fall habe mir aus Frankreich die Putzlegende „Eau de Javel“ mitgebracht. Alles Wissenswerte zu diesem gechlorten Nationalheiligtum der Franzosen steht in diesem Karambolage-Beitrag. Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass ich so eine Flasche einmal kaufen würde, aber im Dienste der kreativen Forschung konnte ich mich überwinden.  Und siehe da, ich bin versöhnt, denn das Putzmittel läßt sich nicht nur antibakteriell, sondern auch schöpferisch einsetzen.

Zusammengefasst:

– Unbedingt draußen arbeiten, es stinkt fürchterlich nach Schwimmbad.

– Stoffstücke zurechtschneiden, ausbreiten.

– Mit einem Stab o.a. Werkzeug Chlor auf den Stoff tropfen/streichen, Hautkontakt vermeiden. (In Frankreich ist man da allerdings nicht so zimperlich, Eau Javel ist wirklich ein gängiges Putzmittel).

– Erst nur wenig Bleiche verteilen,  und warten, wie der Stoff reagiert. Der Bleichvorgang beginnt manchmal erst nach einigen Minuten und kann über Stunden andauern!

– Manche Stoffe, z.B. von Ikea, bleichen gar nicht. (Dazu habe ich mal  eine Frage am Rande: Warum wird Ikea in Blogs immer als „vom Schweden“, „vom blaugelben Möbelhaus“ etc. umschrieben? Ist die Namensnennung ein Tabubruch? Was entgeht mir?)

– Am Ende Stoffstücke auswaschen.  Es gibt wohl auch Möglichkeiten, den Bleichvorgang abzubrechen, aber das ist mir dann doch zu chemisch und kann anscheinend auch gefährlicher werden (giftige Dämpfe).

 

 

Aus den roten gebleichten Stoffkreisen habe ich die Bellis bzw. Tausendschönchen bzw. Maßliebchen vom Ostergruß gemacht.

Nun bleibt die Frage, wo/wie man in Deutschland Chlorbleiche bekommt. Angeblich soll es sie in Apotheken geben und auch in manchen Drogerien.  Wer weiß mehr dazu? Ich selbst habe ja mit meiner Literflasche bis an das Ende meiner Bleichtage ausgesorgt und könnte ggf. im Berliner Raum auch noch etwas abgeben.

Im englischsprachigen Netz gibt es sehr viel mehr Informationen über „Discharge“, aber das scheint mir alles zu aufwendig. Obwohl ganz wunderbare Dinge dadurch möglich sind, wie zum Beispiel so ein Kissen aus mit Schablonen gebleichten Stoffen von  A Stich in Dye.

 

 

Natürlich greift Chlor den Stoff auch an. Dieses zarte fliegende Wesen zum Beispiel war einmal ein Stück rote Seide, das eine Nacht in unverdünntem Eau Javel verbracht hat und um Jahrhunderte gealtert, brüchig und zerfetzt herauskam. Finde ich auch schön! Also, es gilt mal wieder: Probieren geht übers Studieren.

Nachtrag: Ihr müßt nicht nach Frankreich, Dank Danklorix!   Enthält ungefähr soviel Natriumhypochlorit wie mein Eau Javel. (Tipp von  Lucy).

 

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12 Kommentare

  1. Wir schwimmen echt auf gleicher Welle, bleichen sollte demnächst mein tsm-Thema werden, weil es schneller – ohne Nähen- geht. Und die nachgeorderte Wolle zum Färben ist leider noch nicht da.
    Es geht ganz normaler Rohrreiniger, der hat fast immer Chlohrbleiche. Man braucht also keine Europatournee deswegen machen, aber sollte ziemlich Vorsicht walten lassen. Die Punks haben ihre Sachen so verändert. Wir haben hier diverse aussortierte Jeans, die müssen demnächst dran glauben.
    Mein letzter Versuch schlug fehl, als ich ein T-shirt mit Obstfleck meiner Tochter retten wollte. Die Farbe des Shirts verschwand, aber der Obstfleck zeigte sich vollkommen unbeeindruckt.
    Weißt Du eigentlich, dass es hier in Sachsen die letzten zwei Manufakturen für Kunstblumen aus Stoff in Deutschland gibt? Eine in Radeberg bei Dresden und eine in Sebnitz an der Grenze zu Polen. Ein aussterbendes Handwerk! Und Du belebst es gerade in seiner besten Form.
    Tausendschönchengrüße von Karens Balkon

    • Liebe Karen, liebe Tally,
      bei den Blumen denke ich tatsächlich inzwischen immer mehr an die Seidenblumen von früher. Hier im Technikmuseum in Berlin gibt es zu der Kunstblumenproduktion einen Raum, da hüpft mein Herz, wenn ich das sehe. Wenn euch die Blumen interessieren, schreibe ich noch einmal mehr dazu.
      Karen, ich freu mich schon auf Färbe- und Bleichergebnisse von dir! Schön, gemeinsam auf einer Welle zu reiten.

  2. In diesem Fall interessiert mich mal nicht die Technik, sondern wieder einmal deine Blumen. Zu Karens Kommentar: Bislang waren künstliche Blumen in Bastelläden ein Grund, gaaanz schnell meine Erledigungen zu machen und dann raus. Selbst die edleren in Blumengeschäften usw. mag ich nicht. Deine aber sind so toll, weil sie eben wirklich anders sind und nicht ein purer Naturnachäffer.

    Nun bleicht man schön!
    Herzliche Grüße von Tally

  3. Korrigiert mich wenn ich falsch liege, ist Dan-Klorix nicht prinzipiell das gleiche wie Eau de Javel? Oder ist Klorix weniger konzentriert? Dann müsste es mit längerer Einwirkzeit getan sein. Die zarten Farbverläufe, die durchs Bleichen enstehen, finde ich ja sehr interessant. Irgendwo habe ich mal übers Stempeln mit Bleiche gelesen, das wollte ich auch mal ausprobieren.

    (Zur Randfrage: manche denken wohl, Firmen könnten einen verklagen oder abmahnen, wenn man über sie schreibt und den Namen nennt. Oder es ist der Wunsch nach Ausdrucksvariation im Sportreporterstil: „der Leimener“, „der Kerpener“, „der blau-gelbe Schwede“.)

    viele Grüße!

    • Ja, Lucy, du hast recht! Beide Produkte enthalten Natriumhypochlorit, meine Flasche Javel z.B. 2,8 %. Viel weniger kann es bei Danklorix ja wohl auch nicht sein…
      Danke für den Hinweis, ich werde die Info noch nachtragen.

  4. Na, hattest du nicht letztens Zweifel an deiner eigenen Kreativität vorgetragen? Die Befürchtung, immer irgendetwas nachzumachen, was andere Kreativlinge schon längst in ihren Blogs vorgestellt haben?
    Ha! Tante Susanne, wenn das mal kein innovativer Kreativ-Post ist! Wo wir noch färben (bzw. ich ja noch nicht mal, aber ich habe heute zumindest schon mal Wolle bestellt und werde mich jetzt mal auf die KoolAid-Suche machen… Irgendwie kommt mir „Koolaid“ nämlich doch wesentlich leichter von den Lippen als „Poly“. Ja, call me zimperlich!), bleichst du schon! Wäre doch fast auch ein schöner Ikea-Slogan, oder? „Färbst du noch oder bleichst du schon?“ Und wo wir gerade dabei sind: Ich habe keine Ahnung, weshalb Markennamen so oft umgangen werden. Mit Umschreibungen wie „schwedischer Stoff“ kann ich ja noch gut umgehen, aber manchmal weiß ich wirklich nicht, von welchem Laden jetzt denn bitte die Rede ist… Schwede (sowohl Ikea als auch H&M), Kaffeeröster, Al*i… Das ist ja fast eine eigenen Sprache!
    Liebe Grüße
    von Katharina,
    die deine Idee, künftig mit Möhrenbrei zu färben, auch ausgesprochen interessant findet… ;-) Wenn ich mir die Wäsche meiner Tochter so anschaue, möchte ich ergänzen: Sauce Bolognese, Filzstift, Löwenzahn, Traubensaft… Wer braucht schon KoolAid?!

    • Ach Katharina, ich habe nicht ohne Grund nicht so genau geguckt, was in den englischsprachigen Blogs zum Thema Bleichen schon so alles veröffentlicht wurde…. Nix innovativ.
      Wegen der Markennamen: Erst tendierte ich ja zu Lucies „Sportreportersprache“ (hätte ich nie so schön ausdrücken können), aber bei Al*i und so würde das ja keinen Sinn machen. Also geht es vielleicht doch darum, den Großkonzernen nicht über Suchmaschinen ins Visier zu geraten. Bleibt offen, warum man das nicht möchte.
      Grüße von der Karottenkocherin (ohne Witz, ich mach das jetzt)

      • Na, ich glaube gar nicht unbedingt, dass man den Konzernen unsichtbar bleiben möchte. Zumindest nicht, wenn ich sehe, wie oft Markennamen vermieden werden aber was dafür anstatt dessen alles ausgeplaudert wird… Ich kann mir vorstellen, dass aus irgendeinem Grund geglaubt wird, es sei verboten, Markennamen zu nennen. Meine Theorie ist, dass das Bezugsquellenverbot in Foren damit zusammenhängt… Wobei es bei den Hobbyschneiderinnen auch dazu einen Thread gibt, der „Man muss Kinder beim Namen nennen…“ oder so heißt. Da geht es darum, dass man zwar nicht zu speziellen Shops verlinken dürfe, aber doch bitte durchaus Markennamen benutzen solle. Damit das Lesen der Posts nicht zum munteren Ratespiel werde…
        Ach, aber ich bin mir sicher, dass auch nicht jeder eine Antwort darauf hätte, warum er vom Schweden, von Al*i usw. schreibt. Es ist vielleicht einfach so, dass solche Umschreibungen so präsent sind (aus was für Gründen auch immer), dass abgespeichert wird: Ikea ist pfui, der alte Schwede hui. Oder so…
        Liebe Grüße!

  5. Der Artikel ist ja köstlich! Ich werd mich demnächstmal im Land der Chlorbleiche umschauen…vielleicht bin ich deshalb ein so schlechter Öko, ich bin einfach zu Frankreichaffin? Aber dann wär ich ja auch für AKWs und das haut nicht hin…grübel.

    Ich glaube dem Färben entsage ich erstmal obwohl es lockt, aber ich bin eingentlich nie allein Zuhause und dafür, dass eau de javel und eine Dreijährige Bekanntschaft schließen bin ich wohl doch zu öko ,-)

    LG! Ich würd dich glaub ich gerne mal kennenlernen – postmodernes häkeln mit Lucy und mir vielleicht?

    • In Frankreich habe ich schon sehr gruselige „Moderne Märchen“ gehört, die sich um Kinder und Putzmittel drehen. Das deutet ja doch auf unterschwellige Ängste hin.
      (Hab ansonsten eine Mail geschickt).

  6. Ich bin ein erklärter Fan von Dan Klorix obwohl ich sonst ein Öko-Freak bin. Es gibt einfach Arbeiten die man nur mit harten Bandagen in den Griff bekommt. Bei derartigen Säuberungen habe ich mir, unfreiwillig, schon das eine oder andere T-shirt „entfärbt“. Jeder kleinste Spritzter macht schon weiße Flecken. Daher arbeite ich mit Dan-Klorix nur in seltsamen „Verkleidungen“ und selbstverständlich mit Gummihandschuhen.

    Zur Frage am Rande: Ich habe mich auch schon immer gewundert über diese Umschreibungen. Ich sehe ja ein, dass man öffentlich nicht eine Marke schlecht machen kann aber lobend erwähnen sollte doch möglich sein? Ich habe bisher gedacht die andern Schreiber der Blogs wissen mehr über die Etikette des Internets und vermeiden daher die Erwähnung einer Marke. Andere sind wieder überraschend unbekümmert und schreiben offen was sie, z.B. modisch kopieren.

    Liebe Grüße
    Teresa

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