Werke vollenden

Vielleicht nicht vollendet, aber fertig: Zehn "Blumen"

Oft  schelte ich mich selbst   für meine  Ansammlungen kreativer Versuche. In meinem Nähschrank stapeln sich Pappdeckel mit halbfertigen Täschchen,  Applikationen und Patchworkideen. Ein großes Zettelarchiv beherbergt Ideen für Bilder.  Meine Blumenfragmente bewahre ich in Pralinenschachteln auf: „Nichts machst du fertig“, sage ich mir, „warum musst du ständig etwas Neues angehen?“

Vor Kurzem habe ich zum ersten Mal solche „Projektkisten“  bei jemandem gesehen: Ann Wood zeigt hier, wie sie ihre Ideen kanalisiert. Und sie verweist darauf, dass solche Kisten ein guter Schritt sind, einem Werk näher zu kommen. Auch wenn man den genauen Weg noch nicht kennt, so gibt man sich selbst doch ein Versprechen.

Ich bin ja überzeugt davon, dass man dahin gehen muss, wohin das kreative „Feuer“ einen trägt, auch wenn man dabei vom (vermeintlichen) Weg abkommt. Nichts ist schöner, als auf einer Welle der Begeisterung für ein Vorhaben zu reiten. Gleichzeitig aber braucht man ja auch fertige Dinge. Die gelingen mir eigentlich am besten, wenn in einen Fertigsstellungsgrund habe: Einen Auftrag, ein Gemeinschaftsprojekt, einen Geburtstag,  ein Tauschgeschäft, ein Versprechen.

„Die lange Bank ist eine Sackgasse für jede Kreativität“, so etwas in der Art  habe ich mal bei Uschi gelesen. Daran glaube ich auch! Es gilt wohl, eine Mischung zu finden zwischen kopfloser Begeisterung und zähem Willen, ein Ziel zu erreichen.

Die vielen Blumenfragmente wollte ich zu Broschen oder Anhängern zusammenfügen, was nicht leicht ist, mich aber fasziniert. Zur Motivation wollte ich die Ergebnisse irgendwie  in Szene setzen. Die Schachtel auf dem Foto ganz oben fand ich schon schön, aber dann hatte ich die Idee, die Gestecke mit Stecknadeln wie Schmetterlinge in einem Kasten zu präsentieren.   Diesen Kasten herzustellen hatte ich gar keine Lust (hier musste dann der zähe Wille ran), aber ich habe nach einigen Fehlversuchen nun erst einmal einen Rahmen mit Steckrückwand und damit einen Ansporn für weitere Blumenarrangements. 

Langfristig hätte ich gern einen Kasten mit Patina, aber bis dahin soll das weiße Umfeld genügen. Und es klappt: Ich freue mich immer, wenn ich ein neues Gesteck in den Kasten setzten kann.  Namen will ich mir dann auch noch ausdenken. Und hin und wieder bediene ich mich, wenn ich eine Brosche oder einen Anhänger brauche.

Zum Thema kreatives Arbeiten verweist Ann Wood auch noch auf dieses Buch: „The Creative Habit„.  Ich bin ja kein Freund von Kreativitätsbüchern, aber dies hier hört sich ganz interessant an. Vielleicht kennt es jemand von euch?

So, statt hier herumzudozieren gehe ich nun lieber wieder zurück zum Blumenmachen. Schönes Wochenende noch!

 

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9 Kommentare

  1. Wah, toll, mit deinen Materialkisten auf dem zweiten Bild könnte man schon das eine oder andere Wochenende gut herumbringen! So eine Vielfalt an Materialien und Einzelteilen macht mich ganz automatisch glücklich und gut gelaunt. Ich habe nun schon häufiger gelesen, dass sich manche Leute von zu viel Materialien, zu viel Stoffen , zu viel Wolle blockiert fühlen – bei mir ist das Gegenteil der Fall, ich mag es sehr, einen Fundus an Dingen da zu haben, wenn die Begeisterung zuschlägt. Und wenn ich mal groß bin, dann möchte ich ein Näh- und Bastelzimmer haben, damit ich meine Schätze nicht immer wegräumen muss. Angefangene Projekte hausen bei mir in diversen Papiertüten (solche mit Henkel und Boden, die von alleine stehen). Dort sammele ich immer Stoffe, Schnitt, Zubehör, Einzelteile projektbezogen zusammen. Manchmal bleiben die Sachen nur eine Weile in der Tüte und werden irgendwann wieder weggepackt, wenn ich die Idee doch nicht angehe. Manche Ideen haben sich einfach überholt, wenn ich zu lange warte.
    Noch ein schönes Wochenende beim Blumenmachen und Schaukasten-Bestücken (eine sehr gute Idee, diese naturkundliche Präsentation),
    viele Grüße, Lucy

  2. Tja, so ist es, genau so!
    Die Idee mit dem Schaukasten ist Klasse.
    Schön,auch, wenn sich Wege und Ergebnisse ergeben, die am Anfang gar nicht so angedacht waren und dann letzlich nach Durststrecken doch noch befriedigen.
    Stecknadelgrüße von Karen

  3. Yes.
    Das gibt deiner Arbei den würdigen Rahmen und ist zugleich Motivation, die vielen leeren Plätze noch zu füllen.
    Als Klamottennäherin kann ich nur bedauern, dass ein vollgestopfter Kleiderschrank lange nicht so ästhetisch und vorzeigbar ist :)

  4. Sach mal, zu was für einer Seite schickst du mich denn (AnnWood)? Eigentlich wollte ich dir kommentieren und bleibe da gleich mit ‚oh, ooooh‘ – Lauten hängen. Die Frau hat was drauf!

    Jetzt zu dir und dem nicht nur dir bekannten Dilemma. Neues anfangen, wenn es ruft oder altes mit Diziplin fertig machen, so formuliere ich es für mich.
    Eine Frage der Zeit, wie ich in den letzten Wochen für mich bestätigen konnte. Lahm gelegt wie ich war konnte ich es mir erlauben, sofort aufzuspringen, äh aufzuhumpeln, wenn der Musenkuss kam. Großartig! Ich hatte genug Zeit, anderes zu beenden.
    Im Alltag wird es wohl immer ein Spagat bleiben, wobei ich fest daran glaube, dass oft der Muse nachgegangen werden sollte, sonst verzieht sie sich.

    Was das Sammeln von Bastel-, Näh-, Papier- etc. Material betrifft folge ich keinen Weg-Werf-was-du-ein-Jahr-nicht-gebraucht-hast-Tipps. Ich fühle mich zwar oft zu voll(gestellt), aber ich genieße es über alles, beim Musenkuss an meine Schubladen/Kisten/Tüten/Haufen gehen und gleich losgelegen zu können.

    Deine Blumenausstellung ist exquisit. Ich mag den schlichten weißen Rahmen.
    Eine schöne, blumige Woche wünscht
    Tally

  5. Deine wunderschönen Blumen konnte ich hier schon öfters still bewundern und sie so zu präsentieren ist ein wirklich gut Idee.

    Ich kann ja leider/ zum Glück auf einen reichen Fundus schauen der mich nicht belastet. Was mich belastet ist begonnen und nicht fertig. Diese Unart hat bei mir erst in den letzten Jahren zugenommen weil ich im Internet auch dauernd was neues sehe und ich entweder eine Technik gleich ausprobieren will oder überhaupt zu einem Projekt inspiriert bin. Da haben sich jetzt schon einige unfertige Sachen angesammelt. Das lähmt mich…
    Jetzt nähe ich mir noch ein Kleid (das brauche ich für die Sponsion von meiner Tochter) und dann werde ich die ganzen angefangenen Sachen fertig machen ehe ich etwas neues beginne. Das ist mein Projekt für den Sommer!

    Zu Lucy und den Sackerln, damit bist Du in bester Gesellschaft. Marcel Prawy hat seine Opernvorträge auch in Plastiksackerln geordnet und je nachdem worüber er sprechen sollte das entsprechende Sackerl hat er mitgenommen. Sein gesamter künstlerischer Nachlass war in Plastiksackerln.
    Mir sind aber auch die Papiersackerln mit standfestem Boden lieber und ich habe einem Teil meiner Quiltstoffe so geordnet, ein Sackerl kleine Reste, ein Sackerl ganz kleine Rest usw…
    Liebe Grüße
    Teresa

  6. „Man soll der Muse nachgehen, sonst verzieht sie sich“
    das merke ich mir jetzt erst einmal. Und bin froh, dass ihr auch nichts gegen das Horten von Materialien habt. Ich gelte hier ja schon ein bisschen als Messie, aber seit wir einen Dachboden und einen Keller haben, hebe ich eigentlich alles auf, was verwertbar ist. Mit dem Erfolg, dass ich nun wirklich fast immer einfach loslegen kann, wenn mich die Muse küsst, und nicht erst umständlich einkaufen gehen muss. (Meine Nachlassauflösung allerdings wird die Hölle sein).
    Solche Einkaufstüten aus Papier habe ich auch (für Materialien), die hängen an Nägeln an der Wand, wenn sie ganz hübsch aussehen. Ich habe schon einmal überlegt, ob man sie nicht aus Stoff nachmachen könnte, denn sie verknicken ja leider so leicht.
    Die unfertigen Sachen lähmen mich eigentlich hauptsächlich ein bisschen, weil ich fürchte, dass sie irgendwann „einfach überholt“ sind, wie Lucy sagt.

    Ach ja, noch zu Ann Wood: Wirklich schön, aber ich habe inzwischen eine Technik entwickelt, nicht zu viel zu gucken, sondern mir nur Motivation herauszupicken. Sonst bin ich immer gleich so frustriert, wenn sich Ideen kreuzen, z.B. aus Stoffen mit Bedeutung Broschen zu machen oder Eichelkappen als Hüte für Figuren zu benutzen – ich will lieber glauben, dass das originell ist, bzw. auf meinem Weg bleiben.

  7. Die Idee mit den Kisten ist schön, ich habe auch schon verschönerte Schuhkartons in einem Blog gesehen. Allerdings muss man immer den Deckel anheben um hinein zu schmulen. Da ist eine durchsichtige Schachtel wirklich besser. Und Dein Blumenkasten ist nun wirklich die beste Idee!

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