Es ist wie verhext, ich kann überhaupt nicht bei einer Sache bleiben. Immer wenn ich denke: Ja, das ist es! springen schon wieder andere Ideen in meinem Kopf herum und ich mache eine neue Baustelle auf. Diesmal war es der Umstand, daß in unserer Familie ein Neugeborenes zu beschenken ist. Ich hegte immer noch den heimlichen Wunsch, mal einem Kind eine Puppe zu machen und wurde von der Mutter der Kleinen mit den Zauberworten angespornt: „Dann kann sie immer sagen: Das hat meine Tante gemacht!“
Ab war ich, im Keller, holte meine Puppenmacherkiste hervor, blätterte durch alte Bücher und surfe weltweit nach Stoffpuppen-Waldorfart. Nach einigen Fehlversuchen (ich wollte etwas Kleines, Kuscheliges machen, das eigentlich nicht kaputtgehen kann und waschbar ist) ist nun dieses 25 cm große Wesen entstanden.
Es ist geschlechtsneutral, auch wenn es nicht so aussieht. Später hat es dann auch noch eine Windelhose bekommen, noch später auch einen Strampelanzug, aber davon gibt es kein Foto, weil es da schon stockduster war.
Insgesamt habe ich gefühlt drei Tage und Nächte daran gearbeitet. Im Nähzimmer liegen Haufen aus untauglichen Gliedmaßen, unpassenden Schnitten, unförmigen Köpfen, gruseligen Wollhaarversuchen, ungeeigneter Stopfwatte und zu klein geratenen Kleidungsstücken. Trotzdem bin ich nun ganz froh, doch noch etwas zustande gebracht zu haben, das ich guten Gewissens in die Welt entlassen kann. Vor allem bin ich froh darüber, daß Körper, Arme, Beine und Kopf aus einem Stück genäht sind, so daß auch bei viel Gezerre nichts abreißen kann.
Eigentlich bin ich nun so in Schwung, daß ich gleich noch mehr machen könnte, aber, wie gesagt, ich wandere immer weiter. Ein etwas schneller umzusetzender Basteltip ist das hier:
Man braucht nur eine Schraube mit Öse, eine Baumfrucht und ein Lederbändchen. Vor allem von Kindern bekommt man für so einen Anhänger viele Komplimente. (Erwachsene schauen eher schon mal skeptisch, was sie aber auch tun, wenn sie einen beim besessenen Puppenmachen antreffen).
So, nun wißt ihr, in welcher kreativen Ecke ich mich zuletzt herumgetrieben habe. Ich verirre mich ganz gern. Hoffentlich kommt in diesem Blog doch noch alles wieder irgendwie zusammen.
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Ach, das kommt mir bekannt vor – immer „nur“ Einzelstücke, bei denen man ungeheuer viel lernt, aber nie dazu kommt, die neuen Erkenntnisse dann in der Serienproduktion anzuwenden, weil es doch interessanter ist, etwas ganz anderes anzufangen. Deine Puppe ist aber auf jeden Fall ein sehr schönes Einzelstück geworden! Und da du gerade von noch herumliegenden untauglichen Gliedmaßen schreibst, stelle ich mir jetzt eine kleine Frankensteinwerkstatt vor, in der du drei Tage lang gewerkelt hast (zur Entspannung ab und zu etwas Orgelspiel, wie das in alten Gruselformen so üblich ist).
viele Grüße! Lucy
Ich finde es sehr schön , dass die Tante sich so ins Zeug gelegt hat und bin froh, dass es anderen mit den vielen Baustellen auch so geht. Manchmal denke ich, man du verzettelst dich und mußt doch mal an einer Sache weiterackern, aber dann entsteht schon im Kopf das nächste, weil eins das andere befruchtet…
Aber wenn man so drin ist, kann man vielleicht den Elan noch zu einer zweiten Puppe nutzen!? Leider bin ich weder schwanger, noch werde ich demnächst Oma, so daß ich da keinen Auftrag loslassen kann. Eigentlich schade!
Sie wird geliebt werden! Hast Du ihr einen Namen gegeben?
Puppengrüße! Karen
Schön ist sie geworden deine Puppe.
Ich habe auch schon Puppen gemacht, auch eine mit dem ausgeformten Kopf.
Komischerweise sieht sie meiner Tochter irgendwie ähnlich, hmmm…alles Kinder einer Mutter ;o)
Auf jedenfall ist so eine Puppe ein ganz wunderbares Geschenk!
Liebe Grüße
Katrin
Ich finde sie toll deine Puppe und das sie ganz aus einem Stück ist besonders toll. Ist das deine Idee oder hast du nach einer Anleidung gearbeitet.
Liebe Grüsse, Allerleirauh
Vielen Dank für eure Kommentare. Ich glaube, ich kann meine Frankensteinwerkstatt noch nicht zumachen, weil meine Tochter den Kleinen (nun ist es doch ein Junge, aber namenlos) nicht gehen lassen will, und ich auch nicht – stimmt schon, mit dem „Kind einer Mutter“. Er hat heute auch noch einen Schlafsack bekommen.
Die Idee mit dem ganzen Körper habe ich von hier http://judisdolls.com/babybows/babybows.html
wobei ich den Schnitt frei übernommen habe und statt der Schleifen lieber abgenäht habe. In den Kopf habe ich so einen Rohling aus Watte und Verband nach Waldorf-Art gesteckt.
Ich mag Deine Puppe – sie ist schön, sie ist einzigartig, sie sieht aus, als wenn man sich an sie ankuscheln kann. – Kennst Du diese Seite? http://frokenskicklig.blogspot.com/ Wenn Du sie durchstöberst, wirst Du sehen, das auch „Profis“ nicht anders arbeiten als Du.
diese Puppe ist großartig geworden. Knuddelig und gerade richtig groß und hat einen süßen, anziehenden Gesichtsausdruck…zum liebhaben.
….auch die Windelhose ist putzig. zeig doch noch die anderen Kleidungsstücke. Ich bin gespannt.
Ich habe gerade gesehen, dass du mir geantwortet hast, vielen Dank für den Link, der ist ja toll. Ich bin am Überlegen, ob ich mich mal ranwagen sollte an so eine Puppe, wieder eine Baustelle mehr…
Das ihr die Puppe nicht gehen lassen wollt, das kann ich gut verstehen.
Ich könnt wohl auch nicht, gerade die erste ist ja auch was Besonders.
Liebe Grüsse, Allerleirauh
Liebe Suschna,
danke für Deine lieben Zeilen. Es braucht Zeit, bis eine Puppe fertig ist, und auch wenn man mit ein wenig Routine bestimmte Schritte beschleunigen kann, so bleibt trotzdem noch viel Arbeit… Mich zwingen diese stillen Stunden des Stopfens und Perückenhäkelns dann immer zum Nachdenken und Auf-die-Puppe-konzentrieren – und so entsteht nicht nur eine Puppe, sondern in meinem Kopf auch die Geschichte dazu.
Und auch wenn ich manchmal mohairverfusselt und mit wunden Fingerspitzen jammere – eigentlich möchte ich die vermeintlich weniger kreativen und sehr zeitaufwendigen Arbeitsschritte, in denen ich stundenlang nichts anderes mache, als Wolle möglichst glatt und fest in den Trikot zu stopfen, nicht missen ;-)
Im Januar gebe ich wieder einen Kurs in Berlin, falls Du Lust und Interesse hast, schau gerne wieder auf meinem Blog vorbei, die Termine veröffentliche ich demnächst.
Liebe Grüße ins Herbstgrau, Juliane
ja in echt, die puppe ist knuddelig!
aber oberklasse find ich ja diesen
eichelanhänger, eine tolle idee, einfach
mit schraube und bändchen – das find
ich genial! ich glaube das probier ich
auch mal aus…
liebe grüße
sylvia