Kein „Poisson d’Avril“.
Vorhin las ich in einem Blog eine Diskussion: Ein paar Frauen äußerten sich ablehnend über exzessiv nähende Mütter, die aus purem Geltungsbedürfnis dann auch noch ihre Nähergebnisse ins Internet stellten. Besser wäre es doch, statt mit der Nähmaschine die Zeit mit dem Kind zu verbringen. Langfristig bringe das mehr Nutzen.
Ja ja, Volltreffer.
Gerade gestern wollte die gute Mutter hier endlich mal wieder etwas kochen. Im Gemüsefach fand ich Zutaten für eine schöne Borschtsch, kündigte sie großspurig an und schnibbelte voller Elan drauflos. Während ich aber so schnibbelte fiel mir ein, dass ich mit einem Sud aus der roten Beete ja auch schön etwas färben könnte. Also setzte ich einen Topf mit Wasser und roten Rüben auf, warf verschiedene Stoffe und Garne hinein und ließ alles brodeln.
Heraus kam:
Ein heller Gelbton und etwas Beige.
Das kann doch nicht sein, dachte ich, und ging im Internet gucken.
Währenddessen hörte ich in der Küche den Toaster klacken. Meine Familie hatte die Lage schon erfasst: Die Suppe können wir erstmal vergessen.
Essig vielleicht? Ja, ein bisschen Weißweinessig zum Sud dazu. Nochmal probieren. Es klappt, alles wird violett-rot! Nun kann man schön spielen und experimentieren.
"Waldrand in der Abendsonne", 2010, Rote Beete auf Leinen, 16,5 x 11,5
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Waschecht ist die Farbe nicht, das habe ich ebenfalls noch getestet. Lichtecht? Das muss man dann mal abwarten.
Suppe hat es dann noch gegeben. (Aber nein, aus nicht aus dem Farbbad! Das hebe ich auf. Mal sehen, was es langfristig nutzt).
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Guten Morgen,
köstlich gelacht habe ich :-)
Was mir sofort einfällt zu deinem Färbeexperiment: Ich werde dieser Tage versuchen Stoff mit einer Zaubertinktur so vorzubereiten, dass mit dem PC-Drucker bedruckte Stoffe wasserfest werden. (Alaun+Soda+Weichspüler).
Wer weiß, vielleicht ist das auch die Grundlage für Naturfarben.
Gute Feiertage wünscht
Tally
Oh ja, mach mal! Eine Zaubertinktur! Wenn das klappt, werden bei uns wieder so einige Abendessen ausfallen.
Dir auch schöne Ostern und auf jeden Fall einen schnell gesundenden Fuß!
Wie schön, noch mehr Experimente! Zu den diskutierenden Frauen kann ich nur sagen, das meiner Meinung nach es für die Kinder längerfristig mehr bringt, wenn die Mütter kreativ sind. Die Kinder lernen doch viel mehr von der Mutter, wenn die etwas näht, Handarbeiten macht oder Stoff färbt ;). Sie gucken vielleicht nicht direkt zu, aber im Gedächtnis wird es gespeichert. Irgendwann wenn sie vielleicht selbst Mütter sind, erinnern sie sich und nähen selber – für ihre Kinder – oder sie verkaufen es und verdienen Geld damit um Gemüse für die Suppe zu kaufen. Meine Tochter möchte jetzt jedenfalls meine alte Nähmaschine haben….
Ja, das stimmt. Zwar ist von mir bisher noch keine Handarbeitsfunke in die nächste Generation übergesprungen. Aber als vor Kurzem hier bei der Übergabe eines Auftragstäschchens ein Schein den Besitzer wechselte, da sah ich es im Kinderköpfchen arbeiten, die Machenschaften der Mutter wurden in einem ganz neuen Licht gesehen. Es könnte sein, dass hier auch bald nach meine Nähmaschine verlangt wird, und wenn das dann unter kaufmännischen Gesichtspunkten geschieht, dann hat die nächste Generation sogar etwas dazu gelernt.
ach die Würzelchen…die müssen wachsen…
Bei meiner Tochter hat es fast 20 Jahre gedauert, dann gab es eine Art Knall und nun können wir uns prima austauschen über Selbst-tun und Kunst, denn es hat sie voll erwischt.
Vorgestern hat sie in einem Anfall von österlichem Tortenbackwahn meinen Papiervorrat mit Schokosahne überspritzt…ganz neue Technik…aber du siehst: Kunst und Nahrungszubereitung geht prima zusammen. (ach so: die Torte fiel aus!)
Hab die Rote Bete auch schon gestempelt, statt, wie vorgesehen, Salat daraus zu schnippeln. Soooooooooooo eine schöne Farbe!
Wie heißt das Montessori-Prinzip: Hilf mir, es selbst zu tun!
Ich glaub, Kreativität ist das Beste, was man lernen kann….auch beim Essen!
„in the longrun we´re all dead“ – sagte, glaube ich, Keynes.
soviel zum Thema Längerfristigkeit..
schönen gruß von
claudia